Inhaltsübersicht
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Vasile V. Poenaru
O mei, o mei, o mei, o mei ... It's
all about Konjunktiv Zwei
Thomas Mann hatte seinen
"Zauberberg". Den Ort der "horizontalen
Lebensweise". Jules Verne hatte seine "Geheimnisvolle
Insel", Olaf Scholz hatte sein "Sondervermögen",
Al Capone eine magnetische Geldbörse und Karl May den
"Schatz im Silbersee", den sich so mancher
aneignen wollte. Jetzt ist er weg. Jetzt ist vieles weg.
Aber nicht ganz...
(Vasile V. Poenaru,
20. 05. 2024)
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Vasile V. Poenaru
Wie ein Buch zum Buch wird
Once upon a
time, der Herr Mai war gekommen,
stellte sich der kanadische Schriftsteller Yann Martel im
Rahmen einer kurzen Lesung
in der Chapters Buchhandlung der anspruchsvollen
Bayview Village Mall in Toronto
den Fragen
der "Menge“,
seines Lesepublikums.
Seit
Martel mit dem 2001 veröffentlichten Roman Life of
Pi (Schiffbruch mit Tiger) diesseits wie jenseits des Atlantischen
Ozeans den Durchbruch
schaffte, war Martel bereits nicht nur in Kanada ein Begriff. Dem vielfach
ausgezeichneten Erfolgsautor durfte nun der
Toronto-Durchschnittsleser, die eine große Geschichte und die
vielen kleineren, sie umkreisenden Geschichten im Sinn, mal so richtig auf
den Zahn fühlen. "Bücher schreiben: Wie
macht man das?", kam denn auch bald die unvermeidliche Frage.
(Vasile V. Poenaru,
28. 02. 2024)
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Vasile V. Poenaru
Sprachzauber an der Oos
Ja, das ist, wenn man's recht
bedenkt, ein bisschen wie falling in love with the careless
man's careful daughter. "The best
thing that's ever been mine." Die Oos in
Baden-Baden: ein Bächle
once upon a time. Darüber der unwahrscheinlich
spektrumreiche Regenbogen
unserer in den schönen Mäandern
des Konjunktivs wundersam destillierten Märchenwelt. Es war
einmal ... Nu höret, wie es sich
māret.
(Vasile V. Poenaru,
03. 01. 2024)
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Vasile V. Poenaru
Frau Kriegsteinsauf'nDeckel und Al
Capone im Land der Oos
Eins vorweg, meine hochverehrten,
überdurchschnittlich belesenen Online-Scharen im
Dickicht unserer Stick-and-Stones-Simulationfauchen des
Daseins und der
bisweilen damit sporadisch verbundenen
Gedankenzüge. Es ist dies eine Geschichte, so
wie sie, die
Geschichten, heutzutage kaum je mehr erzählt werden. Sie stammt
aus jenen
fernen Zeiten, da Mythos und Wirklichkeit
noch tief ineinander drangen. Jetzt
läuft’s
bekanntlich ungleich
drastischer. Wirklichkeit ist das, was wir sagen, und
Mythos, oh well,
des is des, wos die anderen sog’n.
Und nun mal gut zuhören!
(Vasile V. Poenaru,
26. 11. 2023) |
Vasile V. Poenaru
In the heart of Kleinmünchen
Die Straßenbahn
Nummer Eins hat den intelligentesten Strom Europas über die
gerade mal nur mäßig befahrene
Nibelungenbrücke überquert und bahnt sich nun ihren
ungefähren Weg durch die traute Dämmerung. Bald wird es
regnen. Das Stadtbild hat sich verdunkelt.
Die Donau fließt weiter nach Wien und Budapest und dann noch
weiter bis Bulgarien und Rumänien. Es dauert nur ein paar
Tage bis zu den fröhlichen lieben Pelikanen, Kormoranen und
Mücken im Donaudelta, denn seit Heraklit wissen wir, dass
jeder Fluss seiner Mündung entgegen strömt. Außer dem Fluss
der Sprache, versteht sich. Der fließt in viele
Richtungen. Je nachdem. (27. 04. 2023) |
Vasile V. Poenaru
Angekratzte Zukunft: The Toronto
Connection
Einen Handschlag. Ein freundliches Gesicht. Einen offenen
Blick würde jeder gern erleben. Wir sind zivilisiert, verbergen unsere
Gefühle. Wir sprechen verschiedene Sprachen, verwenden stets die eine. Wir
lieben uns nicht. Wir hassen uns nicht. Wir fahren auseinander.
Wir gehen ineinander. Immer wieder. Vor uns liegt die spontane
Zusammenfassung einer gewagten Deutung der weltoffenen
Gesinnung, die den Begriff Großstadt ziert. Mitunter kommt
es wie andernorts auch in Toronto vor, dass
sich der Mensch
kurzfristig zum Mitmenschen entwickelt. Dann entsteht so etwas wie ein Gefühl,
dass man dazugehört, wo man nicht zugehört... (18.
11. 2022) |
Vasile V. Poenaru
Bande meiner Kindheit
Ach! … Freunde! Gebt
mir einen Stützpunkt, und ich hebe euch den Pöstlingberg aus
den Angeln. Gebt mir ein Foto, ein Klassenfoto, und ich
erzähle euch die Geschichte einer Kindheit. Lasst mir Luft,
dass ich reden kann!
Oberösterreich: der Mittelpunkt der Welt. Das haben schon
die alten Kelten gemerkt. Oberbreitenstraße: Traun.
Lunzerstraße: Linz. Die Schleife der Einser. Da: unmittelbar
am Tatort. Drei Flüsse wohnen, ach! in meiner Kindheit: Der
Mühlbach, die Traun und unsere schöne blaue Donau. Und ich
gehe zum Ring, den es nicht mehr gibt; und ich kaufe mir
einen Doppellutscher, der mittlerweile freilich längst
geschmolzen ist... (14.
08. 2022) |
Vasile V. Poenaru
Sapere aude, wenn's recht ist
–
oder eben auch nicht
Früher hieß es ja noch
"Dubito, cogito, sum." Jetzt werden alle, die den Mut haben, öffentlich von
ihrem Verstand Gebrauch zu machen, bereits bei "Dubito" voller Hass und
ohne Respekt für die Würde des Menschen oder die theoretisch ja immer noch
bestehende Meinungs- und Versammlungsfreiheit im Handumdrehen ausgeschaltet,
gelöscht, gecancelt und als "Covidioten" diffamiert. Was für Tage kommen da auf
uns zu, fragt man sich nun mit gutem Grund. Wer wird die neue
Gesellschaftsordnung, wer wird das neue Narrativ kontrollieren bzw.
gestalten, die neue Wahrheit, an die alle zu glauben haben, soweit sie nicht
zu Freiwild erklärt werden wollen? (26.
04. 2020) |
Vasile V. Poenaru
Wes Brot ich ess
Es geht zunächst gar
nicht darum, ob bzw. inwiefern die Bürger, die für die Grundrechte
einstehen, in ihrer jeweiligen Auffassung von Gerechtigkeit, Recht,
Staatsgewalt, Governance und Meinungsfreiheit recht haben. Es geht darum,
dass sie nicht nur ein Anrecht darauf haben, ihren Senf zur Sache zu geben,
sondern geradezu verpflichtet sind, angesichts des zutiefst bedenklichen
Dornröschenschlafs der Medien und der Legislative und der damit verbundenen
Unterminierung des Rechtsstaats an der Wiederbelebung unserer streithaften
Demokratie mitzuwirken.(06.
12. 2020) |
Irina Wolf
Reisen in Pandemiezeiten
Ich liebe Reisen, hätte aber nie gedacht, dass ein
viertägiger Aufenthalt in Bukarest so viel Stoff für
Geschichten bieten würde. Aber beginnen wir am Anfang: Man
nehme ein im April storniertes Flugticket und buche es um
(österreichische Fluggesellschaft Austrian; Strecke
Wien-Bukarest-Wien).
(20.
08. 2020) |
Vasile V. Poenaru
Alle meine Flüsse
Viele Flüsse
haben was zu sagen. Flüsse schaffen Verbindung. Doch sie
machen auch seit eh und je natürliche Grenzen aus.
"Lasst das Wasser fließen!",
verlangte Heraklit energisch. Und der gute alte Neptun war
damit einverstanden.
Unsere
Flüsse haben den Kontinent, ja die ganze Welt strukturiert,
organisiert, nach allen Regeln der Ästhetik und der
Politikwissenschaft. Die Ur-Flüsse meiner
Kindheit sind
die
Donau, die Traun und der Mühlbach. Von der Unmittelbarkeit des Alltags her
sind es freilich der Mühlbach, die Traun und die Donau. Doch jene kommen
hierin nicht zu Wort, diese hingegen durchaus. Denn die Donau sei, so Karl-Markus
Gauß, der intelligenteste Fluss Europas.
(06. 08. 2020) |
Vasile V. Poenaru
Drei Tage zum Plündern
Rumänische Parole
aus dem Jahr 1989: "Hoch lebe die Revolution!
Schlagt den Kerl zusammen! Zerstört
alles, was ihr nicht
mitnehmen könnt. Hoch lebe der wissenschaftliche
Sozialismus!" Als Ceausescu dann am ersten Weihnachtstag hinterlistig erschossen wurde, hieß
es: "Zu Weihnachten braten wir das Schwein."
Die Würde des Menschen? Nie
gehört. Drei Jahrzehnte mussten vergehen, bis die rumänische
Öffentlichkeit wenigstens in etwa einsah, dass eine
derartige, zutiefst menschenverachtende Einstellung weder moralisch noch
heldenhaft oder gar demokratisch und rechtmäßig ist. Und die
ausländischen Medien haben den Blödsinn gedankenlos gekauft.
Stichwort Breaking News. Na ja, fake news.
(01. 03. 2020) |
Vasile V. Poenaru
Waschechte Kanadierin im Dickicht
Meine Tochter Lavinia ist die einzige gebürtige
Kanadierin in der Familie. The real deal. The one and only. From coast to
coast to coast gibt es keinen einzigen Grizzly, keinen Bieber, keinen
Moose, keinen Ahorn und keinen Fluss, der so sehr kanadisch
sei wie meine Lavinia. Als sie geboren wurde, wohnten "wir
anderen" schon seit fast zehn Jahren in Toronto. Anno 1998
hatte es mich nämlich mit Frau und Kleinkind nach Kanada
verschlagen...
(19. 10. 2019) |
Irina Wolf
Orientalische Impressionen aus einem
untergegangenen Land
Er hat mehrere
Gläser an den Gürtel geschnallt. Am Rücken trägt er eine
riesige orientalische Teekanne. Durch seinen roten Fez ist
er schon von Weitem sichtbar: der Teeverkäufer, eines der
Markenzeichen von Damaskus. Sabah el noor: "Ich
wünsche dir einen Morgen voller Licht, Schönheit und
Blumen." Vor dreizehn Jahren, am 29. April 2006, war in
Syrien die Welt noch in Ordnung.
(09. 03. 2019) |
Vasile V. Poenaru
Die mediale Blendung der rumänischen
Wendung
Die im August 2018 zur Schau getragene Zerrissenheit der rumänischen Gesellschaft, die
repressive "state of mind" der Ordnungskräfte, die tiefgreifende moralische
Unbeholfenheit, das ist alles auf die in den
letzten drei Jahrzehnten
– trotz aller demokratischen Bestrebungen eines Teils
der Gesellschaft
– nicht zur Reife gekommene Wende zurückzuführen. Schuld
daran ist die Große Lüge der glorreichen Revolution, ja die Annahme,
dass überhaupt eine glorreiche Revolution stattgefunden habe bzw. dass diese
siegreich gewesen sei.
(23.
01. 2019) |
Vasile V. Poenaru
Österreich wider Bayern: Ein
Bruderzwist um Salzburg
Das Schöne hamma in uns. Und um uns herum. Und über uns. Es
ist der gesamtösterreichische Geist (Größe: XXL), in dem die
deutsche Seele ihren tieferen, europäischen Grund findet,
was übrigens auch meinem zum Bayer mutierten Bruder voll und
ganz einleuchtet. Denn schließlich kommt es nicht von
ungefähr, dass das deutsche Nationalepos von einem
Österreicher verfasst wurde. Ganz nebenbei: Schon im meines
Erachtens sehr gut gelungenen Nibelungenlied heißt es, dass
die Bayern ausgesprochene Haberer gewesen seien, mehr noch,
Wegelagerer, ja, Räuber und Banditen...
(01.
12. 2018) |
Irina Wolf
Iran
–
Land der vielen Gesichter
Nur dreihundert
Kilometer westlich von Teheran entfernt, wirkt Hamadan im
Vergleich zu der von Abgasen geplagten Hauptstadt wie eine
grüne Oase. Schon bei der Einfahrt in die zu Füßen des
Zagros-Gebirges gelegene Ortschaft wird deutlich, dass ich
mich in einem Skiort befinde. Im Zentrum liegt eine
sorgfältig gepflegte Grünanlage, üppig mit Turngeräten
ausgestattet. Darauf üben sich in Tschador gehüllte Frauen
in sportlichen Aktivitäten. Sie sind zu sehr in ihre
Bewegungen vertieft, um unserer Reisegruppe Aufmerksamkeit
zu schenken. Im Gegensatz dazu werden wir auf dem Hauptplatz
von einer Schulgruppe wortwörtlich überfallen. Kreischend
stürzen sich die sechsunddreißig Mädchen in rosafarbenen
Schuluniformen auf uns ...
(11.
10. 2018) |
Vasile V. Poenaru
Mark Zuckerberg und die Empfindsamkeit
der Dinge
Hunderttausende Kanadier sind unmittelbar vom
Facebook-Skandal betroffen. Das liegt im Wesen der Dinge –
und erst recht im Wesen der Dinge, die nun schon seit
geraumer Zeit aus den Untiefen des Internets ans Tageslicht
kriechen. Wenn's um Digitalisierung geht, ist uns kein
Wolkenkratzer, keine Chefetage und kein Himmel zu hoch.
Alles, was wir wahrhaben wollen, wird wahr. Der Seppel
entlarvt sich als erstklassiger Business Manager und der
Kasperl ist ein Chief Executive Officer mit Weltenblick und
Krawatte ... (23.
05. 2018)
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Vasile V. Poenaru
Reale Traumgestalten am Ontariosee
Zwei kaiserliche Kraftkerle in der kanadischen Wildnis:
Karl-Markus und Stelică,
das sind hartgesottene Krieger. Das sind echt ritterliche Figuren. Wie aus
dem Bilderbuch rausgeschnitten. Wie es in jenen Zeiten, als es noch Helden
gab, gang und gäbe war. Wenn sie sich auf die Streitrosse schwingen,
bricht der Asphalt unter ihnen, und zwar bis Mississauga. Das nenn' ich
einen Umbruch! Oder einen Aufbruch. Aber jedenfalls keinen Bruch mit der
Tradition. Wenn sie das Kriegsbeil schwingen, laufen alle Feinde davon, und
wenn sie die Friedenspfeife rauchen, verdunkelt sich der Himmel ob ihrer
Rauchgewalt ...
(18.
03. 2018) |
Irina Wolf
Land der extremen Gegensätze
Alles scheint
sich hier auf dem staubigen Gehsteig abzuspielen. Berge von
Plastikmüll liegen dicht neben reich beladenen Obst- und
Gemüsewagen.
Motorrad fahrende
Affen treffen auf gemächlich dahintrottende Dromedare.
Jahrhunderte alte Bauwerke und Dörfer, in denen die Zeit
stehen geblieben zu sein scheint, wechseln sich ab mit
lärmendem Verkehr und dem wuselnden Treiben der Märkte. Und
dazwischen: Ein klimatisierter Bus und darin eine Glaswand,
die säuberlich die
Touristen von den
einheimischen Fahrern trennt. Mit einem Wort: Willkommen in
Indien!
(17.
03. 2017) |
Vasile V. Poenaru
Österreichische Essayistik und
EU-Traumpolitik
Robert Menasse
beschwört in seinem anregenden Essay
"Der eindimensionale Europäer", anhand dessen er seine
Mitmenschen dazu bewegen will, mit wachsamem Blick in die
Zukunft zu schauen, die produktive Phantasie des Träumers,
die volle Kreativität, die der Kontinent aufbringen kann.
Auch Karl-Markus Gauß zeigt sich als versierter,
Fragen stellender Europäer, der sein Erdteil lieb hat, wenn
man so sagen darf. Denn Gauß ist ein Österreicher, der dem
Selbsthass wie dem Fremdenhass kategorisch entsagt.
(01. 02. 2017). |
Vasile V. Poenaru
Rittertum und Germanensache
Übernimmt der gnädige Rezensent die
gängigen Floskeln des Wissenschaftsbetriebs, schreibt er so, wie ihm befohlen,
sind akademische Diplome, Stempel, Würdigungen und
Gütesiegel ihm gewiss. Maßt der Kritiker sich aber an,
seinen Verstand zu gebrauchen und ehrlich zu kritisieren,
muss er mit der
unerbittlichen Vergeltung
des Opfers seiner Kritik
rechnen – und mit dem
unerbittlichen Hass der
gesamten Gefolgschaft
des Großfürsten der
Germanistik.
(07. 08. 2016). |
Vasile V. Poenaru
Heine, Hesse und Goethe
Lernt Sächsisches Hochdeutsch, lernt Toronto-Schwäbisch,
lernt die Sprache des Steppenwolfs, seine inneren
Sprachbilder, hört euch ein neues Lied an, ein besseres
Lied, erhascht den Klang einer fremden, lichten Welt, die
uns allen doch so eigen ist. Freundet euch mit drei
deutschen Autoren an, sie werden’s euch danken. All dies
sagte ich meinen Studenten in Toronto. Und das muntere Trio
der Titanen stand mir zur Seite, behutsam einweihend,
vielsagend lächelnd, wohl wissend, dass Deutsch am
Ontariosee keineswegs etwa Schnee von gestern ist ...
(19. 02. 2016). |
Irina Wolf
So feiert Valladolid seine
Schutzpatronin
Auch in Krisenzeiten scheinen sich Feste in Spanien großer
Beliebtheit zu
erfreuen. In der Woche rund um den 8. September hat auf
den anfänglich ruhigen
Straßen von Valladolid die Eröffnungsfeier zu Ehren der Heiligen
San Lorenzo,
Beschützerin und Patronin der Stadt, beachtliche Spuren
hinterlassen.
(01. 04. 2015). |
Vasile V. Poenaru
Germanistik heute. Eine Skizze
Fenster auf, frische Luft reingelassen,
tüchtig ausgemistet, tief eingeatmet: Freunde, dies ist eine
wahre Geschichte. Keine erfundene. Keine erlogene. Keine
verschönerte.
The true story. Es ist aber kein akademischer Bericht,
und schon gar nicht etwa ein Bericht an eine Akademie. Der
Herr Räuber von und zu Hotzenplotz und der Herr Baron von
und zu Münchhausen schreiben genug akademische Berichte. Wir
hingegen wollen einfach mal erzählen, was los war, als der
erste Laut auf den ersten Umlaut prallte und den
Urkongress aller g'scheiten Leut' herbei beschwor. Wenn
Hermann Hesse da wäre, würde er sowas Traktat über den
Steppengermanisten nennen.
(01. 02. 2015). |
Vasile V. Poenaru
Unzulängliches Ereignis
Er kam, er sah
und er diskutierte: Peter Stein, der Doyen unter den
deutschen Theatermachern, besuchte im Vorjahr die kanadische
Metropole Toronto, um sich dort der alten, neuen Frage vom
Genuss und vom Gewinn der Schauspielerei zu widmen.
Ort der Debatte? Das drittgrößte
Zentrum für Live-Theater im englischen Sprachraum; gleich
nach London und New York.
(09. 01. 2015). |
Peter Hodina
"Mehr Prygel als Flygel" oder: Der
Gedrehte Troubadix
Es war mir
ärgerlich, dass
meine Mutter mich bis in die
Knabenjahre
manchmal
"Püppchen" nannte. Zuerst
stecken die nämlich dich in
einen Schwuchtel-Brutkasten,
erlauben dir aber später nicht,
schwul zu sein. Das
ist deren
Perfidie.
Freud sagte einmal,
wir statten unsere Kinder für
die Tropen aus
und schicken
sie dann zum Nordpol ...
(25. 09. 2014) |
Vasile V. Poenaru
Versteckerlspiel in Toronto
Ist Rob Ford, der berüchtigte Bürgermeister
von Toronto, "ein Dämon,
der uns’re
Sinne trübt" (Erste Allgemeine Verunsicherung) oder einfach ein
gewiefter
player im political game – nur auf Crack? Fest steht: Torontos
Stadtoberhaupt
sieht trotz seiner kompromittierenden Beziehungen zur Drogen-
und
Ganovenwelt keinen Grund, aus dem Sattel zu steigen.
(01.
07. 2014) |
Irina Wolf
Auf Abenteuertour im Reich der Mitte
Achtzehn
Urlaubstage und tausende Kilometer liegen zwischen Peking,
Qingdao und Datong.
Wer so weit mit dem Zug gereist ist, kommt nahe an die
Menschen heran, und irgendwann wird klar: China lässt einen
nicht mehr los. Dennoch steht am Ende die Heimkehr
–
und ein bemerkenswerter Reisebericht: über ein dampfendes,
wuselndes, von Gruppendynamik und hemmungsloser
Bewegungsfreude getriebenes Land zwischen duftendem
Jasmintee, protzigen Autos, Skorpionen am Spieß und
Armeen von Kellnern. (01.
06. 2014) |
Vasile V. Poenaru
Mir moch'n an Deal für dich
Oder wir singen ein Lied;
und dann heißt es eben aus dem Geiste der Musik, vor allem,
weil The Sound of Music ja in Salzburg gedreht wurde. Und
ich hab mal in Salzburg
gewohnt. Und ich hab Salzburg liebgewonnen. Ergo: Landeshymne
gefällig? Ja, aber
am besten wohl gleich die oberösterreichische. Denn das
allerbeste Deutsch wird im
Salzkammergut – und im Linzer Becken – gesprochen, darauf kann
ich
jederzeit tausend Eide schwören.
Hoamatgsang? Howgh!
(06. 12. 2013) |
Peter Hodina
Von der holzverarbeitenden Industrie
der Literatur
Es gelingt mir nur unter
allergrößter Selbstüberwindung, meine sicher hunderten, um
nicht zu sagen tausenden Notizen in Buchform einzusargen,
obwohl ein solches Festbegräbnis, wie es eine
Buchveröffentlichung jedesmal darstellt, etwas Erhebendes
auch hätte. Statt etwas zu vernichten, ist es besser, es zu
veröffentlichen. Die Hälfte meiner Tagebücher aus meinen
Lebenszwanzigerjahren habe ich, da ich ihren Anblick nicht
mehr ertragen konnte, in Stücke gerissen und entsorgt ... (25. 08. 2013) |
Vasile V. Poenaru
Québec: eine Ausweitung
Ob nun
tiefenpsychologisch, historisch, sprachlich, geographisch
oder auch ganz persönlich: Der Zugang zur schönen
kanadischen Provinz
(La Belle
Province)
gelingt jedem ein wenig anders.
Gemütlich,
ja bisweilen gemächlich, kraftvoll und zugleich
unwahrscheinlich besänftigend eröffnet sich jedem
Québec-Besucher
eine Perspektive auf mehr als nur ein tüchtiges Stück
Landschaft, Kultur und Geschichte.
(26. 04. 2013) |
Vasile V. Poenaru
Jury Duty in Toronto
Ende
2010 bekam ich Post vom Sheriff. Das Vaterland (also in meinem Falle wohl
schon eher: der Staat) brauchte mich. Jury duty. Ein Damoklesschwert.
Ein nobler Amtszwang,
kurz, die harte Seite der Staatsbürgerschaft. Zwölf mehr oder
weniger zornige, mehr oder weniger
unvoreingenommene Menschen, wie alle Welt vom Kino her weiß.
Genauere Angaben
erhielt ich vorerst nicht. Nur, die kontaktierten Personen mögen
sich bereit halten ...
(08. 01. 2013).. |
Vasile V. Poenaru
Inwendige Raumfahrt
"Sehr wenige
Menschen haben das Privileg und den Mut, unbekannte Regionen
zu erkunden." Ein Aurora-Interview mit Ara
V. Nefian, Senior Scientist bei der Intelligent Robotics
Group der amerikanischen Weltraumbehörde NASA.
(01. 12. 2012).. |
Hans Durrer
Bilder-Propaganda
Anzunehmen,
dass die PR-Abteilung von BP etwas anderes auf Ihre Website
stellt
als was den eigenen Zwecken dient, ist naiv. Und ebenso
gilt: BP vorzuwerfen, dass
sie für
sich
wirbt,
verkennt das Wesen einer Konzern-Webpage. Vorausgesetzt,
dass bei
einer
Katastrophe
wie derjenigen im Golf vom Mexiko die
üblichen
Regeln gelten. Das
tun sie
aber nicht,
denn
in diesem Fall ist Aufklärung
nicht
nur
gefragt, sie ist Verpflichtung.
(29. 03. 2011) |
Vasile V. Poenaru
In this cave I am king!
... hatte ich mir als imposanter Familienvater und stolzer
Mieter einer
Wohnung in der größten kanadischen Metropole gedacht. So war
denn meine Knute
leider nicht gleich zur Hand, als sich in unserem Wohnblock eine
wie vorgeschichtliche
Kälte von Höhle zu Höhle hinzog und die Verantwortlichen
strategisch hinter
versteinerten Paragraphen in Deckung gingen.
(16. 12. 2010) |
Peter Hodina
Der angebliche Mangel an Sein
Die "Arbeit am
Menschen" ist mir verdächtig; warum reicht nicht einfach
Arbeit? Also man arbeite, lerne, dann schließlich wage
man sich einmal doch hervor … Und das Werk mag ankommen, mag
nicht ankommen, mag kaum ankommen, es mag auch die Zeit
dafür noch nicht reif sein, doch: man hat etwas getan. Und
bilde man sich nur nicht ein, zuerst vollkommen werden zu
müssen, bevor man etwas schaffen dürfe.
(08. 09. 2010) |
Martha Schlickenrieder
Westöstliche Spaziergänge
Bukarest und
Wien: Zwei Städte, die sich gleichen und doch wieder ganz
verschieden sind. Marcel Vosicky und Madalina Diaconu geben
in ihrem Buch einen Überblick
über die
Geschichte der beiden Städte, ihre Kultur, ihre Eigenheiten.
Sie zeigen aber auch, wie verbunden die beiden Orte sind,
wie sie sich gegenseitig beeinflussen und voneinander
lernen.
(07. 05. 2010) |
Franz Wagner
Im Land der goldenen Rebstöcke
Weniger als 30
Kilometer liegen zwischen Bad Radkersburg und Jeruzalem. Dennoch
ist dieser
kleine
Wallfahrtsort mit seinem wohlklingenden Namen selbst vielen
grenznahen
Steirern fremd. Jeruzalem – mit "z" geschrieben – bildet den Ausgangspunkt
für
eine Reise,
die immer tiefer ins Weinland Slowenien führt.
(18. 03. 2010) |
Martha Schlickenrieder
...
Mit anderen Augen. An anderen Orten.
Österreichische Studenten in
Temeswar, rumänische Studenten in Wien.
Ein Austausch, ein Umtausch, ein Rausch? Was kommt heraus, wenn
andere das Eigene neu betrachten
– ungelenkt und ohne Reiseführer?
(02.
01. 2010) |
Katharina
Manojlović
...
Erinnerungsräume, Sprachgedächtnisse
Wie
steht es eigentlich um das Verhältnis der
jugoslawischen Nachkriegsstaaten und ihrer Bevölkerungen zueinander? Sind die alten Konflikte
zwischen den nunmehrigen Nachbarn
immer noch spürbar? War Jugoslawien tatsächlich eine "Lüge"?
(10.
11. 2009) |
Peter Hodina
...
Baby shaking
Ich habe einmal in einer Doku über medizinische Experimente in
KZs gesehen,
wie ein KZ-Arzt ein kleines Kind "pendeln" ließ. Und mich daran
erinnert, dass
ein Klavierlehrer, als ich sieben bzw. dann acht Jahre alt war,
etwas
Ähnliches mit mir anstellte ... (16.
06. 2009) |
Peter Hodina
...
Sind wir noch bei Trost?
Wollen wir allen
Ernstes eine scheußliche Welt verwirklichen – eine noch viel
scheußlichere
als die jetzige, die schon scheußlich genug ist, aber wenigstens
manchen Lichtblick enthält? Wollen
wir uns wirklich verschwören zu einer Arbeitsgemeinschaft der
Verbitterten und Unerbittlichen? Wäre das
ein Ideal, für das es wert wäre zu leben, zu kämpfen, auch
gegebenenfalls zu sterben? Oder glauben
wir, es müsste alles noch viel schlimmer werden, dass es einmal
wieder besser werden könnte?
Sind wir so verzweifelt inzwischen? Ist der Frust so groß, dass
wir niemandem, der noch
lebt und sich freut, dieses Leben und diese Freude gönnen
können? (01.
06. 2009) |
Hans Durrer
...
Katastrophen-Journalismus
Die Uniformität
ist atemberaubend: alle Massenmedien, weltweit, so scheint
es, haben exakt dieselben
Nachrichten- und Bilder-Präferenzen. Diese Gleichförmigkeit
ergibt sich
aber nicht aus der beobachteten Wirklichkeit, sondern
entsteht im Innern der
Massenmedien, in den Köpfen der Medienleute, nach
ganz bestimmten Regeln. (10.
09. 2008) |
Hans Durrer
...
Fotografisches Sehen
Wie sehen eigentlich Fotografen die Welt? Anders
als andere Menschen, meint Julian J. Rossig in seinem Buch
"Fotojournalismus". (28. 12. 2007) |
Hans Durrer
...
Die Lust am Einknicken
In seinem
Buch "Hurra, wir kapitulieren!" lässt der Spiegel-Journalist
und Börne-Preisträger Henryk M. Broder kein gutes Haar an der von ihm
konstatierten Gefälligkeit
des Westens gegenüber der islamischen Welt. Seine
meist differenzierte, manchmal
aber auch arg vereinfachende Analyse zeugt von derselben verbohrten
Einseitigkeit, die er andern (zu Recht) ankreidet.
(02. 10. 2007) |
Daniela Ingruber
...
Journalistische Panik
Es ist in
vielen Teilen der Welt nicht mehr möglich, gänzlich uninformiert
zu sein. Die Nachrichten
drängen sich ins Sein. Die Abschottung dagegen funktioniert
nicht mehr.
(05. 08. 2007) |
Hans Durrer
...
In Brasilien
Dass es in Rio und in São Paulo
viel Gewalt gibt, das weiß jeder. Dass
das Ausmaß
dieser Gewalt im Mai 2006 in São Paulo an Bagdad, mithin
an Krieg, erinnert hat, das
haben damals viele geschrieben. Doch wie verhält es ich
eigentlich mit der Gewalt
im Rest des Landes? Ein Augenschein in Brasiliens Nordosten.
(04. 08. 2007) |
Franz Wagner
...
Akademische Produktionsbrigaden
Der
Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann stellt in seinem
neuen Buch
"Theorie der Unbildung" die These auf,
dass die "Wissensgesellschaft", in der wir heute angeblich
leben, in Wahrheit gar keine ist.
(01. 06. 2007) |
Noam Chomsky
...
Was wäre, wenn Iran Mexiko eingenommen
hätte?
Die Iran-Krise im Zusammenhang sehen
Eine funktionierende US-Demokratie ist nicht nur ein Wert für
sich selbst, sondern
verspricht reale Möglichkeiten eines konstruktiven Umgangs mit
vielen Problemen der
Gegenwart, auf internationaler und nationaler Ebene; auch mit
den Problemen, die im
wahrsten Sinne des Wortes das Überleben der Menschheit bedrohen.
(01. 06. 2007) |
Walden Bello
...
Das Auge des Hurrikans
Milton Friedman und der globale Süden
Chile war
das Versuchskaninchen. An Chile hat man das
Paradigma des Freien Marktes
getestet. Anfang der
80er Jahre wurde dieses Paradigma auf andere Länder
der so genannten
'Dritten Welt' übertragen –
via IWF und Weltbank. Rund 90 Ökonomien in
sogenannten
'Entwicklungsländern' und ehemaligen
sozialistischen Ländern wurden so nach und nach
den
"Strukturanpassungs-Programmen" des Freien Marktes
unterworfen.
(01. 05. 2007) |
Giovanni Patriarca
...
A restless genius
Introduction to the philosophy of Ibn Hazm of Cordoba
During the centuries Ibn Hazm has been criticized for his
exasperated strictness and rigour that seemed to separate
the law from the historical vicissitudes. Undoubtedly this
concern for the originality of his message reflects the
torment and the personal suffering of a man lived in "the
most tragic moments of the Muslim Spain" and of "the
decisive crisis of Islam in Andalucia". He wanted to bring
back jurisprudence to the original teaching of the Prophet
and his Companions.
(01. 04. 2007) |
Josef Bordat
...
Technodizee
Über die
Bedeutung von "gut" und "böse" in der Technik
Wer trägt die Verantwortung, wenn ein Flugzeug abstürzt? Der
Konstrukteur, der Pilot, der Mehrheitsaktionär, der immer
stärkeren Druck ausübt auf die Fluggesellschaft, Kosten zu
reduzieren – oder gar der Fluggast selbst, der immer
billiger und schneller ans Ziel kommen will? Die Antwort
lautet wohl: Alle! Jeder Einzelne trägt die Verantwortung,
weil jede und jeder Einzelne an ihrer oder seiner Stelle mit
ihren oder seinen spezifischen Ansprüchen das System
"Technik" – hier "Flugzeug" – generiert.
(01. 03. 2007) |
Jürgen Kirschner
...
Sp-p-p-p-ra-ra-rachlos
In einer Gesellschaft, in der alles und alle reibungslos
funktionieren sollen, haben Stotterer häufig nichts mehr zu
sagen. Sprachgestörte Menschen werden heute oft wie
Aussätzige oder Geisteskranke behandelt. Dies geschieht
besonders in der Wirtschaft, insbesondere bei der
Arbeitssuche. Da heute in beinahe allen Berufen flüssige
Sprache gefordert ist, fällt der Stotterer durch fast alle
Raster.
(01. 03. 2007) |
Giovanni Patriarca
...
Die Philosophie Ibn Khalduns
"Er hat die Geschichte zu einer Wissenschaft gemacht",
schreibt der Historiker Y. Lacoste über den islamischen
Gelehrten Ibn Khaldun. Tatsächlich hat der im 14.
Jahrhundert lebende arabische Philosoph nicht nur
historische Daten gesammelt, so wie andere vor ihm. Er
entwarf als erster Theorien darüber, wie Gesellschaften sich
entwickeln. Manche seiner Ansichten klingen bemerkenswert
modern. So könne etwa der Wohlstand eines Landes nicht an
seinen Geldreserven oder Edelmetallen gemessen werden,
sondern durch die Spezialisierung und die Arbeitsteilung
seiner Bewohner.
(01. 03. 2007) |
Thomas Sukopp
...
Die Frage nach dem Sinn des Lebens
Es ist objektiv gleichgültig, welche bestimmten Menschen
existieren. Diese These, die Thomas Nagel vertritt,
kollidiert mit dem Standpunkt, den jeder von uns einzunehmen
geneigt ist. Danach sind wir für uns der Mittelpunkt der
Welt und unglaublich wichtig. Je objektiver wir aber auf
unser Leben blicken, desto bedeutungsloser erscheint es uns
in dem Sinn, dass genauso gut ein Anderer an unserer Stelle
existieren könnte. Und es gibt nach Nagel nicht einmal einen
Grund dafür, warum überhaupt Menschen hätten entstehen
sollen. Gäbe es keine Menschen, so müsste man sie nicht
erfinden.
(01. 02. 2007) |
Elizabeth de la Vega
...
Sergeant Ricky Clousing
Nach seiner unehrenvollen Entlassung aus der
US-Army sitzt der ehemalige Soldat Ricky Clousing eine
dreimonatige Militärstrafe in Camp
Lejeune
in North Carolina ab:
Der 24-Jährige Friedensaktivist
will ein Zeichen
setzen –
ein Zeichen gegen die Invasion, gegen die Besatzung des
Irak.
(03. 12. 2006) |
Kristina Werndl
...
Boy sucht Oma
Warum empfinden wir es als so lächerlich, wenn einmal
die Rollen vertauscht sind und sich
eine ältere Frau einen jungen Liebhaber nimmt?
(02. 12. 2006) |
Noam Chomsky
...
US-Intervention in Venezuela und
Lateinamerika
Am 6. Oktober
2006 wurde am Massachusetts
Institute of Technology (MIT) eine
öffentliche Veranstaltung zum 30. Jahrestag des
Bombenanschlags auf ein kubanisches
Flugzeug
abgehalten, bei dem 1976 73
Passagiere ihr Leben verloren. Anlässlich dieses
Ereignisses fand eine Diskussion mit Noam Chomsky
statt. Thema:
Die amerikanische Außenpolitik
gegenüber Kuba
und Lateinamerika.
(25. 10. 2006) |
Hans Durrer
...
Istanbuler
Momentaufnahmen
Im Zug nach Sapance fallen
meine Blicke auf zwei Männer, die, während sie
sich unterhalten, heftig mit
den Händen gestikulieren und es für das Normalste auf der
Welt
zu halten scheinen, von Zeit zu Zeit die Hand auf dem
Oberschenkel des Partners liegen zu
lassen. Ob das unter Schweizern auch vorkomme?, fragt
meine aus Australien stammende Wohngenossin Nellie.
Eher nicht.
(23. 10. 2006) |
Hans Durrer
...
Manipulierte Bilder
Kriegsfotografen, die es verdienen, dass man ihnen traut,
müssen unparteiisch
und der Wahrheit verpflichtet sein.
Zumindest müssen sie sich darum bemühen.
(20. 09. 2006) |
Robert Fisk
...
Amerikas Muslime
Amerikas Muslime sind eine kleine Minderheit. In Amerikas
Städten und Kleinstädten sind sie auf sich
alleine gestellt, vermutlich fühlen sie sich wie unter Belagerung
und spüren das Misstrauen, ja selbst Hass.
(20. 09. 2006)
|
Tanja Brandmayr
...
I'm every woman Eine
komplett verrückte, geradezu durchgeknallte Variante von
Mehrfachanforderung. Jede Frau sein zu wollen.
Hier befällt mich leider die Idee, dass dieses
jede-Frau-sein-wollen
nicht einer freien Wahl der Identitätsfindung oder dem Ausdruck eines
ozeanischen Gefühls entspricht als vielmehr
dem Zwang, jede Frau sein zu müssen, um
von jedem
begehrt zu werden und letztendlich nicht betrogen
werden zu können.
(01. 08. 2006) |
Uri
Avnery
...
Syrien durch das Zielrohr
Wenn es klar wird, dass nichts hilft, dass Hisbollah weiter kämpft und
Raketen weiterhin nach Israel fliegen, wird die
politische und militärische Führung Israels dem
Bankrott
gegenüberstehen. Sie werden dann jemandem die Schuld geben müssen.
Aber wem? Nun, natürlich Assad. Dann werden die
Generäle verlangen, dass die Straßen und
Brücken in Syrien bombardiert werden. Dafür muss aber die syrische Luftwaffe
neutralisiert werden, kurz gesagt: ein wirklicher Krieg, der Auswirkungen
auf den ganzen Nahen Osten haben würde.
(30. 07. 2006)
|
John Pilger
...
Der Krieg gegen Kinder
Am 23. Mai 2006
wurde vom US-Repräsentantenhaus mit 361 zu 37 Stimmen
die Sperrung
der Hilfsgelder für NGOs genehmigt, die das
humanitäre Rettungsseil für
das besetzte
Palästina
darstellen. Israel hält palästinensische Steuern zurück, die
sich auf
60 Millionen Dollar
im Monat
belaufen.
Solch eine kollektive Strafe, die nach den Genfer
Konventionen als Verbrechen
gegen die Menschheit betrachtet wird,
erinnert an
die Strangulierung des
Warschauer Gettos
durch die Nazis.
(25. 06. 2006)
|
Hermann Maier
... "Dieser
unglaubliche Egoismus" Erwin Wagenhofer,
der Regisseur von "We feed the world", im Interview:
"Von den 25 Millionen Kaffee produzierenden Familien, die es heute auf
der Welt gibt, müssen mindestens 10 Millionen
'bereit sein zu verschwinden’. Das verlangen die
globalen
Kräfte des Marktes, so Hans Joehr, der Direktor
der Abteilung Landwirtschaft bei Nestlé.
Na gut,
und wo sollen die
hin verschwinden? Und was machen sie dann dort, in den
Elendsgegenden
der Großstädte, z.B. in den Favelas von
Sao Paulo?" (25. 05. 2006)
|
Vasile V. Poenaru
...
Ahornsaft und
Tulpenduft
"Colonel By Drive"
ist eine Straße, an deren Etymologie sich einer lange den Kopf
zerbrechen mag. Man wundert sich. Man
ärgert sich. Man flucht über die verheerenden Folgen
der neuen Rechtschreibreform, vor denen einer wohl nicht
einmal jenseits des Altantischen Ozeans
sicher ist. Man will das Straßenschild korrigieren. Den
Bürgermeister anrufen. Man
fragt sich, was damit gemeint sei. Doch ein Standbild in Major's
Hill Park klärt die Dinge
auf und beruhigt die Gemüter. Es
leuchtet ein, dass By keine Präposition ist,
sondern ein Name, genauer gesagt, der
Name des Mannes, der einst die Stadt
Ottawa gründete. Colonel John By.
(23. 05. 2006)
|
Andrea Noll
...
Casus belli
Was wir derzeit erleben, ist eine Krise der Vereinten
Nationen. Anstatt ihrer Rolle gerecht zu
werden und die Souveränität ihrer Mitgliedsländer zu schützen,
lassen es die
Vereinten Nationen immer öfter zu, dass die UN-Charta und
insbesondere der Sicherheitsrat,
zur Legitimierung unprovozierter Angriffskriege missbraucht
werden.
Und je folgenloser dieses Handeln,
desto "normativer" wird es.
(22. 05. 2006)
|
Andrea Noll
...
Durch Energieautonomie
zur Energiesicherheit
'Der Neue Kalte Krieg - Kampf um die Rohstoffe'
titelte der Spiegel vom 27. März 2006. Diesem Artikel
liegt die These zugrunde, dass der "Kampf um Rohstoffe"
die künftige Außen-
und Sicherheitspolitik der Industriestaaten prägen und die
Gier nach immer knapper
werdenden fossilen Ressourcen zu
heißen und
kalten Kriegen führen wird.
Hermann
Scheer, Vorsitzender
des Weltrats für Erneuerbare Energien,
dreht den
Spieß
einfach um: Eine Energiepolitik im Sinne der Energieautonomie
könnte
maßgeblich zu einer friedenssichernden Außenpolitik
beitragen.
(24. 04. 2006)
|
Robert Fisk
...
Tod ist Leben, Niederlage Sieg
Vor einigen Wochen kam
US-Außenministerin Condoleezza Rice nach
Beirut. Rices Besuch
war typisch für jene Grausamkeit, die derzeit in Washington
herrscht. Sie sprach
kühn von knospenden "Demokratien" im Mittleren Osten. Das
Blutbad im Irak ignorierte
sie auf ganzer Linie ebenso wie die wachsenden
sektiererischen Spannungen im
Libanon, in Ägypten und Saudi-Arabien.
(28. 03. 2006)
|
Hans Durrer
...
Von der Aufklärung verschont
Immanuel Kant
meinte, dass man "nur langsam zur
Aufklärung gelangen" könne, und
antwortete auf die Frage
"Leben wir jetzt
in einem aufgeklärten Zeitalter?" mit: "Nein,
aber
wohl in einem Zeitalter der Aufklärung." Das war im Jahre
1784. Dort befinden
wir uns, was unsere Einstellung
anlangt, noch immer. Weil es eben
so bequem ist, unmündig zu sein.
(26. 03. 2006)
|
Karl Farr
...
Mein Verhältnis zur
Freiheit
In Essen heißt ein Platz vor dem Bahnhof "Auf
der Freiheit". Jahrelang überlegte ich mir,
was das Ganze
nun eigentlich mit der Freiheit zu tun
habe, bis ein Bekannter mich
vor Kurzem aufklärte: Dieser Platz war
früher einmal stark bebaut. Man riss dann
kurzerhand die Gebäude ab, bis er frei
war. So kommen manchmal
Plätze und Straßen zu ihren Namen!
(20. 03. 2006)
|
Uri Avnery
...
Von Rache zu Rache
Wie kann jemand am Morgen aufstehen und beschließen, dass er
sich mitten in einer Menschenmenge in
Jerusalem oder Tel Aviv in die Luft sprengt? Einige der
Leute
fragen vielleicht auch: Wer sind sie? Wie sieht ihr
Hintergrund aus? Wie sind sie dazu
gekommen? Der Film
"Paradise-now"
beantwortet diese Fragen. Nicht mit
Slogans,
nicht mit Propagandareden
oder mit einer akademischen Untersuchung.
Er
predigt nicht, lobt nicht
und wird nicht wütend. Er erzählt eine
Geschichte.
Die Geschichte sagt alles.
(03. 03. 2006)
|
John Pilger
...
Die Revolution der
Nachrichten hat begonnen
Die Beweise für amerikanische und britische
Kriegsverbrechen im Irak sind
umfangreich und werden von Flüchtlingen, Ärzten,
Menschenrechtsgruppen und ein paar
mutigen Ausländern geliefert, deren Arbeit nur im Internet
erscheint.
(25. 01. 2006)
|
Franz Wagner
...
Unternehmen Bio-Dorf
Nach 20-jähriger Forschungstätigkeit in Österreich kehrte der
geborene Ägypter
Ibrahim Abouleish 1977 in seine Heimat
zurück, um eine Idee zu verwirklichen, für die
er 2003
mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde.
(16.
11. 2005)
|
Paul Loeb
...
Wer war Rosa Parks wirklich?
Es stimmt nicht, dass Rosa Parks
Weigerung, ihren Sitzplatz im Bus einer weißen
Person zu überlassen,
spontan und aus dem Bauch heraus erfolgte. Sie war nicht
die einzige Mutter des
Bürgerrechtsaktivismus, sie war Teil einer Bewegung für Wandel –
einer Bewegung, die
schon existierte, als noch wenig Aussicht auf Erfolg bestand.
(15.
11. 2005)
|
Thomas Sukopp
...
Europas Selbstbild im
Spiegel der Anderen
China mit seiner handfesten lebenspraktischen Orientierung
der Lehre des Konfuzius lag
Europa im 18. Jahrhundert näher als
die schwer begreifliche Weltentrücktheit indischer Religionen. Und
doch
war China das hochkulturelle System,
das dem europäischen nach dessen
eigenen Maßstäben am weitesten
entgegengesetzt war.
(15.
11. 2005)
|
Julia Day
...
US-Streitkräfte im Irak 'außer Kontrolle'
Die US-Truppen gaben vor Kurzem zu, drei
Reuters-Journalisten getötet zu haben. Das
aktuellste Opfer ist der Akustiktechniker Waleed Khaled, der am 28.
August – bei
seiner ausgewiesenen Tätigkeit in Bagdad – von US-Soldaten
erschossen wurde.
(18.
10. 2005)
|
Franz Wagner
...
Unendliche Weiten
Der "Space Artist"
Chesley Bonestell hat die Erde und die Trabanten unseres
Sonnensystems schon vom Weltraum aus gemalt, als es noch gar keine
Sonden
gab, die sie
umkreisten. Mit fotorealistisch wirkenden Bildern von Mond, Mars
oder Saturn
weckte er die Begeisterung einer ganzen Generation künftiger
Astronauten.
(17.
10. 2005)
|
Hans Durrer
...
Von der Politik, den Medien und der Sucht
In seinem Buch "Höhenrausch. Die wirklichkeitsleere Welt der
Politiker" hat der deutsche Historiker und langjährige
Spiegel-Autor Jürgen Leinemann
der Herkunft und
Lebensgeschichte der politischen Akteure wie auch den sozialen
Rollen, die sie spielen, nachgespürt. Und er
hat, weil er nicht nur genau zu beobachten weiß, sondern oft auch
Zusammenhänge bemerkt, die von viel Menschenkenntnis zeugen,
Schilderungen
von erhellender Eindrücklichkeit zustande gebracht.
(19.
09. 2005)
|
Fred Pearce
...
Sibirien schmilzt
Das größte Eistorfmoor der Welt schmilzt, sein Boden taut auf. Der
Permafrost
Westsibiriens, ein Gebiet, das sich
über eine Million Quadratkilometer erstreckt, beginnt,
sich in eine Landschaft aus flachen Seengewässern zu verwandeln. Das
behaupten zumindest russische
Wissenschaftler, die kürzlich aus der Region zurückkehrten.
(17.
08. 2005)
|
Vasile V. Poenaru
...
Journal einer Reise zur Uni
Vivat Academia, Vivat Professores. Wer sich in Toronto für Lehre
und Forschung nicht
zu schade ist, braucht Orientierungssinn und gute
Verbindungen. Oder mit anderen Worten: Etwa eine
Million Menschen fahren
hier täglich mit der U-Bahn.
(15.
08. 2005)
|
Thomas Sukopp
...
Liebe
"Die Liebe ist so unproblematisch wie ein
Fahrzeug. Problematisch sind nur die
Lenker, die Fahrgäste und die Straße."
(Franz Kafka)
(25.
07. 2005)
|
John Pilger
...
Das Gipfeltreffen der G8: Zirkus und Betrug
Derzeit kommen auf jeden Dollar Afrika-"Hilfe" drei
Dollar, die dem Kontinent durch westliche
Banken, Regierungen und Institutionen entzogen werden.
(22.
07. 2005)
|
Hans
Durrer
...
Vom
Gefühl
Bilder, und ganz besonders Fernsehbilder,
haben es so an sich, dass sie an
uns vorbeiflitzen und uns nur selten
einmal nachhaltig berühren. Ganz anders Fotos, die uns
zwingen, innezuhalten. Oder eben bewegte
Bilder, wenn sie so endlos wiederholt
werden, dass auch sie Empfindungen in uns auslösen.
(19.
07. 2005)
|
Nina Michael
...
In den Fußstapfen des
Bären - mythisches Lappland
Die Saamen, die man
hierzulande eher unter den Begriff Lappen kennt, sind das einzige
indigene Volk in Europa. Lappland wurde Opfer der Kolonisation, die
mehr oder weniger versteckt weiter geführt wird. Die Situation der
Saamen ist in den vier Ländern, in denen sie leben,
unterschiedlich, und hier geht es um die in Finnland. Diese
einzigartige Kultur ist bedroht, weil wirtschaftliche Interessen des
Staates im Vordergrund sind.
(28.
06. 2005)
|
Vandana Shiva
...
Wie kann man die Armut besiegen?
Jene 50 Milliarden Dollar,
die der globale Norden dem globalen Süden an "Hilfen"
zukommen
lässt, sind nur ein Zehntel des Kapitalflusses in Höhe von
500 Milliarden Dollar,
der von Süd nach Nord verläuft.
(16.
06. 2005)
|
Fred Fuentes
...
Tausende Bauern protestieren gegen Lula
Im Jahr 2002 waren zahlreiche Beobachter der Ansicht,
die Wahl von Luis Inacio
("Lula")
da Silva zum brasilianischen Präsidenten
wäre ein Schritt, um mit dem Neoliberalismus und
der alten
politischen
Ordnung zu brechen. Doch in den beiden
vergangenen Jahren nahm die Unzufriedenheit über die
Politik des Präsidenten zu. Vor allem die "Bewegung der Landlosen
Arbeiter" fordert Agrarreformen und eine andere Wirtschaftspolitik.
(19.
05. 2005)
|
Vasile V. Poenaru
...
Bush the Easy Way
Wahrscheinlich wird es auch Deutschland nach dem
artig inszenierten Bush-Besuch
ähnlich ergehen wie Kanada: Man weiß
nach wie vor nicht genau, wie man zu Amerika steht.
Die Öffentlichkeit hat keine Ahnung, was für Zugeständnisse
die Regierung dem unheimlichen
Freund gemacht hat.
(23.
04. 2005)
|
Amira Hass
...
Der Holocaust wird zur
Kritikabwehr benutzt
Israel macht die Liquidierung der
europäischen Juden zu seinem Kapital:
Unsere ermordeten
Angehörigen werden mobilisiert, damit Israel so weitermachen
kann und sich
nicht um internationale
Beschlüsse zu scheren braucht, die sich gegen die Besatzung
richten.
(29. 03.
2005) |
Giuliana Sgrena
...
Die Wahrheit
Der Tag meiner Befreiung war der
dramatischste. Aber auch der Monat davor, den ich alsGekidnappte
verbracht hatte, wird mein Leben prägen – vermutlich für immer.
Einen Monat lang war ich allein, ganz auf mich gestellt, Gefangene
meiner tiefsten Überzeugungen.
(02.
03.
2005) |
Naomi Klein
...
Sie zeigen uns den lila Stinkefinger
Die Iraker müssen schwerere und immer schwerere Hindernisse überwinden,
um zu beweisen, dass sie ihr Land wirklich, wirklich
zurück wollen: Ihre Städte werden eingeebnet, sie
werden in Abu Ghraib gefoltert und an Checkpoints erschossen, ihre
Journalisten werden
zensiert, Wasser und Strom abgeschaltet. Aber das alles ist nur ein
Vorgeschmack auf den eigentlichen Härtetest:
Zickzacklauf zum Wahllokal unter Kugeln und Bomben.
(23.
02. 2005)
|
Hans
Durrer
...
Kleist
& die Journalistik
"Die
Journalistik ist die Kunst, das Volk glauben zu machen, was die
Regierung für gut findet",
schrieb Heinrich von Kleist um das Jahr 1800. Sätze wie diese sind auch
heute noch von höchster Aktualität. (07.
02. 2005)
|
John Pilger
...
Der andere Tsunami
Bei den Herrschern der Welt und ihren Handlangern stehen
Heuchelei, Narzißmus und
Ablenkungspropaganda obenan. Beim Thema ‘humanitäre Ziele’ greift man
zu Begriffen der Superlative.
Die Opfer eines von Menschen gemachten Desasters gelten
hingegen als unwürdig; häufig dürfen sie nicht einmal erwähnt werden.
Der ‘andere Tsunami’ - er schlägt
weltweit zu. Tag für Tag sterben daran 24.000 Menschen.
(24.
01. 2005)
|
Sigmar Groeneveld
...
Vom Verschwinden des Landes
Vom Verschwinden des Landes zu sprechen – das klingt verrückt. Und es ist
tatsächlich etwas ganz Wesentliches ver-rückt, wenn Land verschwindet. Wie
ist das überhaupt vorstellbar? Warum passiert das? Und wenn es zutrifft: hat
dies nicht katastrophale Folgen – für die auf dem Land lebenden Menschen
ebenso wie für die Menschheit insgesamt? Diesen Fragen soll hier ein wenig
nachgespürt werden.
(18.
01. 2005)
|
Hans Durrer
...
Kuba und die Axis of Evil
In seinem 1965 auf Englisch erschienenen Werk 'Propaganda: The Formation
of Men’s Attitudes’ weist Jacques Ellul darauf hin, dass Intellektuelle
in ganz besonderem Maße für Propaganda anfällig seien, weil sie
a) ständig große Mengen nicht
nachprüfbarer Informationen zu sich nehmen,
b) glauben, über alles und jedes
eine Meinung haben zu müssen, und
c) der Auffassung sind, sich eine
eigene Meinung bilden zu können. Auch wenn ich mich nicht als
Intellektuellen bezeichnen würde, Elluls Anfälligkeitskriterien für
Propaganda erfülle ich ohne jeden Zweifel.
(22. 11. 2004)
|
Uri Avnery
...
Die Bedeutung, 'irrelevant' zu sein
"Meine Hand ist die einzige Hand, die ein Friedensabkommen mit Israel
unterzeichnen kann," sagte Arafat einmal. Da dies so ist, gibt es für Arafat
keinen Ersatz: Er ist der einzige palästinensische Führer mit der
moralischen Autorität, die nicht nur nötig wäre, um einen Friedensvertrag
mit Israel zu unterzeichnen, sondern – was noch wichtiger ist – um sein Volk
von der Richtigkeit desselben zu überzeugen.
(09. 11. 2004)
|
Vasile V. Poenaru
...
Ein Österreicher in Toronto / Ein Kanadier in Salzburg
Die Österreicher haben Kanada erobert, die Kanadier haben
Österreich erobert. Kulturelle Interferenzen liegen überall auf der Strecke.
Hunderttausende Kanadier machen jedes Jahr die Reise aus dem Land der Seen
in das Land der Dome mit. Sie finden Gefallen daran, dass die Austrians so
gesund essen und so gerne bergsteigen. Es freut sie, dass man sich freut.
(27. 10. 2004)
|
Richard Gott
...
Venezuela: Der Sieg Hugo
Chávez'
Sehr zum Ärger der venezolanischen Oppositionsgruppen und zur Überraschung
jener ausländischen Beobachter, die sich in Caracas versammelt haben, hat
sich Präsident Chávez am 15. August einen unglaublichen Sieg gesichert - in
dem Referendum das ihn stürzen sollte.
(01. 10. 2004)
|
Bernhard Flieher
...
Keiner
geht voran! Rock, was nun?
Weil die Menschen von den Bulldozern der Unterhaltungsindustrie jeder
Individualität beraubt werden, hat es die Rockmusk schwer. Sie braucht nämlich
Helden, die lautstark gegen alle Regeln verstoßen. Das ist im Moment allerdings
eher unpopulär. (23. 08. 2004)
|
Bernd Ehlert
...
Die Globalisierung - eine neue Art der Kultur oder
eine Barbarei?
Das globale Wirtschaften des Stärkeren bringt bei uns
Langzeitarbeitslosigkeit und Verarmung hervor und führt in den
Entwicklungsländern zusätzlich zur Zerstörung der lokalen Märkte, aber auch
der traditionellen kulturellen und religiösen Werte durch die Werbung für
exzessiven Konsum und Luxus (als Lebenssinn), von denen die allermeisten
Menschen dort jedoch nur die Nachteile erfahren. Dadurch wird dieses
Wirtschaften zum idealen Nährboden für Kriminalität, Gewalt und Terror.
(20. 08. 2004)
|
Lee Sustar
...
Wal-Mart bläst der Wind ins Gesicht
Mit einem jährlichem Umsatz von 256 Milliarden Dollar und täglich 20
Millionen Kunden ist Wal-Mart der größte Einzelhändler der Welt. Die
Handelskette ist bekannt für ihre Billigangebote, andererseits kommt
Wal-Mart immer mehr wegen seiner Arbeitspraktiken und schlechten
Sozialleistungen unter Beschuss.
(30. 07.
2004)
|
Raymond Zoller
...
Persönlichkeitsentfaltung und
Anonymität
Die grenzenlosen Weiten des Internet bieten unter anderem auch grenzenlose
Möglichkeiten, sich unter Wahrung völliger Anonymität in verschiedenster
Weise bemerkbar zu machen. Diese Möglichkeiten werden sehr ausschweifend
genutzt; und nicht wenige sind der Ansicht, daß eben die Anonymität einen
optimalen Freiraum zur Persönlichkeitsentfaltung bietet.
(25. 07. 2004)
|
Vasile V. Poenaru
...
Mob Flash: Zeitgeist zum
Mitnehmen
Die erste Veranstaltung dieser Art fand offensichtlich im Mai 2003 in
Manhattan statt. Auf einmal tauchen zum Beispiel hundert Leute (die Flash
Mob) in einem Laden, in einer Mall, in einer Gemeinschaft auf und tun
etwas Verrücktes. Mob Flash wird das Ereignis genannt. Oder sie tun
etwas Normales. Wenn sie es alle zugleich tun, erscheint es verrückt. Ein
paar Minuten später sind sie weg.
(08. 07. 2004)
|
Noam Chomsky
...
Den Kampf weiterführen
In Anerkennung seiner "kritischen Analysen der Weltordnung unter besonderer
Berücksichtigung der Medien" wurde dem US-amerikanischen
Sprachwissenschaftler, Medienkritiker und Philosophen Noam Chomsky im Mai
der Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik der Stadt
Oldenburg verliehen. Im Folgenden finden Sie die ungekürzte Erwiderung Noam
Chomskys auf die von Michael Schiffmann gehaltene Laudatio.
(15. 06. 2004)
|
Robert Fisk
...
Die 'guten Jungs' können kein
Unrecht begehen
Warum wundern wir uns eigentlich über ihren Rassismus, ihre Brutalität, ihre
schiere Härte gegen Araber? Die amerikanischen Soldaten im alten
Saddam-Gefängnis Abu Ghraib, die jungen britischen Squaddies* in Basra
stammen, wie so viele Soldaten, aus Städten und Kleinstädten, in denen der
Rassenhass nistet. Sie kommen aus Tennessee und Lancashire.
(28. 05. 2004)
|
Veronika Bennholdt-Thomsen
...
Wieso verteidigen die Bauern
nicht ihr Eigenes?
Es GIBT auf dem Land etwas zu verteidigen! "Und im Gegensatz zur
verbreiteten Sicht, sowohl in der Wissenschaft wie im ländlichen Denken,
bäuerlich-handwerkliche Elemente als noch existierend, aber dem
Untergang geweiht, zu betrachten, glaube ich an die dynamische Kraft
derselben: die Haus-Hof-Wirtschaft auf den Betrieben; die
landwirtschaftliche Kreislaufwirtschaft, die bäuerlichen Mischbetriebe; das
Lebensmittelhandwerk des Landes; die gegenseitigen Hilfeleistungen!
(12. 05. 2004)
|
Hermann Maier
...
Wiederbegegnungen: Bosnien
Der große jugoslawische Krieg war bereits vor Jahren für beendet erklärt
worden und andere Schau-Plätze hatten die Journalisten und Blauhelme
inzwischen massenweise vom Balkan weggelockt, als ich mich dazu entschloss,
mit dem Fahrrad die ehemaligen Kriegsgebiete in Bosnien und Kroatien zu
bereisen. Ich wollte sehen, was vom Krieg noch übrig war, um mir selbst ein
Bild zu machen.
(27. 04. 2004)
|
Uri
Avnery
...
Sharons Haut und Bushs Flecken
Ohne Rücksicht auf die Palästinenser will Sharon die Grenzen Israels so weit
als möglich gegen den Jordan vorschieben. Unterstützung erhält er dabei vom
US-Präsidenten Bush. Mit gutem Grund, denn will er wiedergewählt werden,
benötigt er die jüdischen Stimmen und die der evangelikalen Christen, die in
der Mehrzahl mit der israelischen Rechten sympathisieren.
(25. 04. 2004)
|
Amira Hass
...
Worte versagen
Dies ist ein Versagenseingeständnis. Das geschriebene Wort versagt, wo es
darum geht, israelischen Lesern den wahren Horror der Besatzung im
Gazastreifen begreiflich zu machen.
(29. 03. 2004)
|
Veronika Bennholdt-Thomsen
...
Frauen und Kleinbauern ernähren die Welt
Im Entwicklungsdiskurs gelten Kleinstrukturen als rückständig und
provinziell. Dabei wird übersehen, dass bäuerliche und handwerkliche
Kleinbetriebe ganz wesentliche Stützen der biologischen Vielfalt, der
Ernährungssicherheit und des gemeinschaftlichen Wertgefühls sind.
(23. 03. 2004)
|
Bernhard
Flieher
...
Hier kommt Moore: Heimspiel in Old Europe
Michael Moore, Popstar des Anti-Amerikanismus, liest aus seinem neuen Buch,
"Volle Deckung, Mr. Bush" – und das europäische Publikum ist begeistert.
Aber seine Argumentation ist zuweilen simpel und polemisch.
(09. 03. 2004)
|
Franz Wagner
...
Charisma
aus dem Reagenzglas
Der Moderator auf der
Suche nach dem Sinn:
Das "abgeschmackte
Sammelsurium aus Gscheiterem und Blöderem", das seit einiger Zeit die
Fernsehwelt regiert, lässt vor allem eines vermissen: Einen roten
Faden.
(29. 02. 2004)
|
Vasile V. Poenaru
...
Großer Staat, was nun? Kleiner Mensch, was tun?
Kanadische Staatsbürger führen kanadische Pässe. Nur stehen darin
manchmal arabische Namen. Und arabische Geburtsorte. Das kann zur
Katastrophe werden, wenn man etwa eine Flugverbindung in den USA hat. Maher
Arar, ein Computerexperte aus Montreal, wurde 2002 auf dem Flughafen von New
York festgenommen, als er bei der Rückkehr aus einem Erholungsurlaub in
Tunesien nach Toronto umsteigen wollte. Offensichtlich befand sich sein Name
– möglicherweise aus Versehen – auf einer Liste verdächtiger Elemente.
(27. 02. 2004)
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Eitan Ronel
...
Ich gebe Ihnen meinen Rang zurück
Der nachfolgende Brief eines Militärs an den Stabschef der
israelischen Armee, Moshe Ya’alon, ist ein weiteres Zeugnis dafür, dass es
innerhalb der israelischen Streitkräfte einen Widerstand gegen das Vorgehen
in den besetzten Palästinensergebieten gibt.
(15. 02. 2004)
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Madeleine Baran
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Zur Lage der Schwarzen in den USA
Ein Report zum Martin-Luther-King-Tag zeigt: in den USA sind die
Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen in den letzten 35 Jahren größer
geworden.
(05. 02.
2004)
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Stephen
R. Shalom
/ Michael Albert
...
Verschwörungstheorien: der 11.
September
Nach dem 11. September 2001 sind eine Reihe von Verschwörungstheorien in
Umlauf gebracht worden – und haben beachtliche Zustimmung gefunden. Im
nachfolgenden Essay wird die Glaubwürdigkeit von Verschwörungstheorien auf
die Probe gestellt und gleichzeitig für eine "strukturelle Analyse"
gesellschaftlicher bzw. (welt-)politischer Zusammenhänge eingetreten.
(17. 01. 2004)
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Bernhard Flieher
...
David Beckham: Global Player
David Beckham wollte immer nur
gegen die Kugel treten. Nun bewegt er die Welt, weil er der erste Popstar
des Fußballs ist. Im Juli 2003 hat "Becks" seine erste Saison im Wunder-Team
von Real Madrid begonnen.
(07. 01. 2004)
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Noam Chomsky
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Selektives Erinnerungsvermögen und falsche Doktrinen
Seit jeher sind in der Geschichte die brutalsten und beschämendsten
Handlungen mit Regelmäßigkeit von Bekundungen nobler Absichten begleitet
worden – und von Rhetorik darüber, Freiheit und Unabhängigkeit zu bringen.
(28. 12.
2003)
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Robert Fisk
...
Edward Said - Ein Nachruf
Am 25. September 2003 ist der eloquenteste Fürsprecher der Palästinenser an
Leukämie gestorben. Edward Said, New Yorker und Palästinenser,
Intellektueller und "Kämpfer", hat eine Lücke hinterlassen, die nur schwer
zu füllen ist: Seine Eleganz im Schreiben und Denken, vor allem aber sein
mutiges Engagement im Palästinakonflikt, das hat ihn zu einem seltenen
Menschen gemacht.
(04. 12. 2003)
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Howard Zinn
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Ein besetztes Land
Ich wache auf und denke, die USA befinden sich in den Klauen eines
Präsidenten, der nie gewählt wurde und der sich mit Ganoven in Anzügen
umgibt, die nichts auf Menschenleben geben – weder im Ausland noch hier. Und
sie geben auch nichts auf Freiheit – weder im Ausland noch hier; ihnen ist
egal, was mit dem Planeten passiert, mit dem Wasser, mit der Luft bzw.
welche Art Welt wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen. Immer mehr
Amerikaner beginnen zu begreifen: Hier läuft etwas verdammt schief; das ist
nicht das Land, das wir wollen.
(21. 11. 2003)
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Hermann Maier
...
Terror und Widerstand
Was bringt z.B. die 19jährige Hiba aus der Westbank dazu, sich vor einer
israelischen Mall in die Luft zu sprengen? Nochmal den Duft der Rosen
einzusaugen und dann loszumarschieren, um ihr völlig Unbekannte über den
Jordan zu jagen?
(23. 09. 2003)
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Kurt Luger
...
Dritte Welt@hope.com
Eine Einschätzung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien
(ICTs) für den Entwicklungseinsatz.
(11. 06. 2003)
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Franz Wagner
...
Hab Acht Europa!
Muß Europa zunächst eine riesige Militärmaschine auf die Beine stellen, um
von den USA als Global Player ernst genommen zu werden? Oder wozu braucht
die Europäische Union sonst eine gemeinsame Armee?
(05. 06. 2003)
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Joseph Hoppichler
...
Die Gentechnik drängt sich auf
den Teller
Die Gentechnik drängt weiter in die Landwirtschaft und
Lebensmittelindustrie. Dadurch wird es immer schwieriger,
"Gentechnikfreiheit" zu gewährleisten.
(04. 06. 2003)
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Alfred Haiger
...
Von der Petro-Kultur zur Agri-Kultur
Die bäuerliche Landwirtschaft wird immer mehr von der industrialisierten
Landwirtschaft verdrängt. Überschüsse und die Zerstörung von Umwelt und
Haustieren sind die Folge. Eine grundsätzliche Wende ist nur möglich "wenn
die Politiker zuerst auf die Ökologen hören und dann auf die Ökonomen, die
Wissenschafter sich an den Naturgesetzen orientieren und nicht am freien
Markt.
(27. 05. 2003)
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Elisabeth Loibl
...
Bäuerliche Esskultur im Zeitalter der Globalisierung
Je mehr das Wissen verloren geht, wie flott ein Kaiserschmarren, eine
Erdäpfelsuppe oder ein Mus gekocht ist, umso mehr lässt sich mit Fertig- und
Halbfertigprodukten Geld verdienen.
(12. 05. 2003)
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Vasile V.
Poenaru
...
Austrokanadisches Schnitzel
Servus in Kanada! Natürlich brauchen Österreicher auch jenseits (diesseits)
der großen atlantischen Wasserfläche wohlzubereitete Nahrungsmittel und
entsprechend bedachtsam destillierte Getränke, um hundertprozentig zu
überleben. (26. 04. 2003)
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Hermann
Maier
...
"Das
ist alles nur mehr Kosten-Nutzen-Rechnung"
Aurora-Interview mit Veronika
Bennholdt-Thomsen: Der Strukturwandel von der bäuerlichen zur
industriellen Landwirtschaft, den ein Großteil der Medien, Politiker und
Wissenschaftler, aber auch viele Landwirte als "unausweichlich" betrachten,
fordert seinen Preis: gesunde Tiere, Pflanzen und Böden; alte
Kulturlandschaften; Bauernhöfe, auf denen sich Tiere aller Arten tummeln.
Dazu kommt viel menschliches Leid. (24. 04. 2003)
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Hermann Maier
...
"Die
Kuh ist lila, die Beziehung zur Natur gestört"
Aurora-Interview mit Kurt Luger: Sind die Landleute wirklich anders und das
Leben in der Stadt besser? Oder spielt es keine Rolle mehr für einen
Menschen, wo er lebt? – Darüber und über die Beziehung zwischen Stadt und
Land äußert sich Kurt Luger im folgenden Aurora-Gespräch.
(05. 04.
2003)
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Kurt Luger
...
Bewahrender Fortschritt als
Entwicklungsperspektive
Den (Alpen-)Tourismus grundsätzlich abzulehnen mag schick sein, zielt aber
daneben. Immerhin schafft er dezentrale Erwerbsmöglichkeiten, an denen im
günstigen Fall viele Einheimische Anteil haben.
(31. 03. 2003)
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Franz Wagner
...
Wörter machen Leute
Die Kirchen haben ihn im Stich gelassen. Jimmy Carter ist nicht nett
gewesen. Hollywood weigert sich immer öfter, mitzuspielen. Selbst der eigene
Vater macht Bedenken geltend. George W. Bush hat es nicht einfach in diesen
Tagen. Er muß der Welt beweisen, daß jenseits von lahmarschigen
Debattierklubs (alt.politics.org.un) harte Fakten stehen, die
niemand länger ignorieren kann (us.military.army). (14. 03. 2003)
|
Vasile V. Poenaru
...
Kritik
des reinen Herzens
"Wer sich aber
zu einer Kultur bekennt, muß Schuld auf sein Gewissen laden. Es ist der
Genuß einer Kultur, zu dem man sich bekennt, die Wollust einer Sprache,
die man sein eigen nennt, die ästhetische Verführung einer Mode, von der
man nicht weiß, wohin sie führt. Viel Glaube und viel Aberglaube sind zu
überwinden, wenn man weiter will..." (18. 02. 2003)
|
Hermann
Maier
...
"Das
größte Problem sehe ich darin, dass die Alpen verschwinden"
Aurora-Interview mit dem Alpenforscher
Werner Bätzing - Teil II: Wenn es nicht bald einen grundsätzlichen
Wandel in der Berglandwirtsschafts-, Berggebiets- und Alpenpolitik gibt,
dann verschwinden die Alpen als eigenständiger Lebens-, Wirtschafts- und
Kulturraum. An seine Stelle werden Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen
treten, die überall in Europa gleich sind. (07. 01. 2003)
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Christian Felber
...
Das "grüne Gewissen Brasiliens" lebt weiter
Ein Nachruf auf José Lutzenberger: Der brasilianische
Ökologe und Alternativnobelpreisträger José Lutzenberger zeigte, wie man von
der Natur lernen kann. Der westlichen Kultur mangelt es ihm zufolge nicht an
Wissen, sondern an Weisheit.
(23. 12. 2002)
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Hermann Maier
...
"Der
Mensch hat Angst davor, etwas zu verpassen"
Aurora-Interview mit dem Alpenforscher Werner Bätzing - Teil I: Der "Urlaub
in den Alpen" ist zu einem europäischen Kulturphänomen ersten Ranges
geworden. Auch wenn sich seine Marktbedeutung seit Mitte der 1980er aus
verschiedenen Gründen verringert, ist er eine ganz wesentliche Realität und
bedarf deshalb einer ständigen Neuorientierung und -bewertung. (14. 12.
2002)
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Franz
Wagner
...
Auf dem Weg zum Kampf der
Kulturen
Strategien und Planspiele in Amerikas globalem Krieg:
"Das ist nicht nur ein Krieg gegen den Irak, es ist ein Krieg gegen
Terrororganisationen und gegen Regimes, die die terroristischen Legionen
aufpäppeln, unterstützen, bewaffnen, ausbilden, indoktrinieren und
kommandieren, die nach unserer Vernichtung schreien. Es gibt vier solche
Regimes: im Iran, Irak, Syrien und Saudi-Arabien." (Michael Ledeen) (16. 11.
2002)
|
Vasile V. Poenaru
...
Stammfragen
Wie passen Gruppenzugehörigkeiten aller Art und die oft rücksichtslose
Verfolgung der eigenen Interessen, wie paßt die Abschottung vor oder
feindliche Übernahme alles Fremden und Schwächeren in eine – zumindest dem
Wort nach – offene und globalisierte Gesellschaft?
(10. 08. 2002)
|
Alfred Haiger
...
Angedacht – zu Ende gedacht
In zahlreichen Ausgaben von "Blick ins Land" (BIL) nimmt der
Gutsbesitzer Dipl.-Ing. Maximilian Hardegg zu verschiedenen
landwirtschaftlichen Themen in der Kolumne "Angedacht" Stellung. Diesmal
möchte Alfred Haiger – aus seiner Sicht – einige der dort angesprochenen
Themen "zu Ende denken".
(20. 06. 2002)
|
Franz Wagner
...
Advanced
Research Projects Agency
Eine kurze Geschichte
des Internet: Was Millionen vernetzter Computer heute verbindet, ist eine
Technologie, die fast ausschließlich auf die Bemühungen einer im kalten
Krieg gegründeten Forschungsorganisation zurückgeht: der ARPA. Mit ihrer
Hilfe gelang es, die weltweit erste Verbindung zwischen zwei weit
voneinander entfernten Computern herzustellen. (12.
06. 2002)
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Romina Lutzebäck
...
Parzival ist nachdenklich geworden
Zum Terror des 11. September 2001: Die Verantwortung für die Welt
als ganze zu übernehmen, fällt heute, angesichts des Terrors, schwerer denn
je. Nur wer fähig ist, das "Böse" nicht zu verdrängen, nicht nur dagegen
anzukämpfen, sondern es als Teil von sich selbst und als Teil der eigenen
Kultur zu betrachten, wird fähig sein, positive Alternativen der Zukunft zu
entwickeln.
(10. 05.
2002)
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Karin Lukas
...
Globalisierung und Menschenrechte
Die neoliberale Form der Globalisierung stößt wegen ihrer "Menschenrechts-
verletzungen" auf zunehmende Proteste innerhalb der Zivilgesellschaft. Die
Globalisierungskritiker fordern nicht zuletzt die weltweite Respektierung
bzw. Durchsetzung von sozio-ökonomischen Kernrechten, wie z.B. das Recht auf
Mindestlöhne, das Diskriminierungsverbot von Arbeitnehmern/-innen oder das
Verbot von Kinderarbeit.
(05. 05. 2002)
|
Hermann Maier
...
"Begrenzte
Täler vertragen keinen unbegenzten Verkehr"
Aurora-Interview mit Fritz Gurgiser: Die Periode des weiteren
Infrastrukturbaus und der weiteren Liberalisierung des Transitverkehrs muss
beendet werden, meint Fritz Gurgiser vom Transitforum Austria-Tirol. Sie
zerstöre den Lebens- und Wirtschaftsraum der alpinen und der europäischen
Bevölkerung. Jetzt, so Gurgiser, müsse endlich entgegengesteuert werden.
(15. 04. 2002)
|
Alfred Haiger
...
Politik am Scheideweg
Landwirtschaft der Zukunft muss sich einen anderen Umgang mit Boden
und Tieren und die Arbeit an einer heimischen Kultur auf ihre Fahnen heften.
Der Konsument soll sich für steirische Äpfel entscheiden.
(13. 03. 2002)
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Andreas Exner
...
Guter Markt, böser Welt-Markt?
Ist es eigentlich sinnvoll, den lokalen gegen den globalen Markt in Anschlag
zu bringen? Anhand von zehn häufigen Argumenten für den lokalen Markt möchte
Andreas Exner zeigen, warum sich die gängige Weltmarkt-Kritik "in den
Grenzen des polizeilich Erlaubten und des logisch Unerlaubten" (Marx)
bewegt.
(25. 02. 2002)
|
Markus Murauer
...
"Im
letzten Anzug gibt es keine Taschen"
Aurora-Interview mit Marko M. Feingold, dem Vorsitzenden der Israelitischen
Kultusgemeinde Salzburgs. Feingold spricht über die jüdische Totenkultur,
die Wiedergutmachungszahlungen und die latente österreichische
Judenfeindlichkeit.
(28. 01. 2002)
|
Vasile V. Poenaru
...
Neue Ordnung muß sein: Mensch und Obrigkeit heute
Der Patriotismus besiegt den Rechtsstaat. So einfach und gleichzeitig
gefährlich scheint heute für viele demokratische Staaten das Rezept zu sein,
um am effizientesten mit dem Terrorismus fertig zu werden. Medien werden auf
Linie gebracht, Beweise fabriziert, willkürlich Verhaftungen durchgeführt,
ganze Länder eingeschüchtert. Eine sehr bedenkliche Entwicklung.
(13. 01. 2002)
|
Veronika Bennholdt-Thomsen
...
Das Wecken während des Schützenfestes 2001
Das
lokale bzw. regionale "Wir-Gefühl" wird durch Rituale wie die Borgentreicher
Weckzeremonie gefestigt. Das "Näheerlebnis", ein Bedürfnis, das, weil es
längst nicht mehr selbstverständlich ist, wieder an Bedeutung zu gewinnen
scheint, trägt nicht zuletzt zur Stärkung des regionalen Wirtschaftens bei.
(21. 12. 2001)
|
Vasile V. Poenaru
...
Ohnmacht und Nebel
Auf Teufel komm raus haben sich die westlichen Potentaten in den
Kampf gegen den Terrorismus gestürzt, um Freiheit und Demokratie zu
verteidigen. Mehr und mehr zeichnet sich jedoch ab, daß nicht politische
Ziele und die Wahrung der Menschenrechte, sondern militärische Ideologie und
pures Machtstreben jene obersten Werte sind, für die hier tatsächlich
gekämpft wird.
(14. 12.
2001)
|
Andreas Exner
...
Vom Kapitalismus in Zeiten der
Globalisierung
Die Bewegung der "Globalisierungskritiker" ist eine Antwort auf die
ökologischen und ökonomischen Krisenerscheinungen der letzten Dekaden. Ihre
Kritik ist im Kern Kritik am Kapitalismus und der damit verbundenen
Ausdehnung der Märkte.
(06. 12. 2001)
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Bernhard
Heindl
...
Landwirtschaft wohin?
Eine zukunftsfähige und nachhaltige Landwirtschaft muss sich an den
Bedürfnissen des Bodens, der Tiere und nicht zuletzt des menschlichen
Organismus orientieren (können) und weniger am Markt.
(20. 11.
2001)
|
Christian Felber
...
Zehn Thesen gegen den
Weltmarkt
Es wird einfach globalisiert. Die Interessen des Großkapitals werden zum
Naturgesetz erklärt. Was zumindest fehlt, ist eine Debatte darüber, ob es
vorteilhafter ist, wirtschaftliche Großstrukturen oder Kleinstrukturen zu
fördern. Anhand von zehn Thesen möchte ich zeigen, warum wirtschaftliche
Großräume nicht zukunftsfähig sind. (14. 09. 2001)
|
Hermann Maier
...
Gandhi oder: Die Macht des
Individuums
Manchmal bezeichnet das Lesen eines bestimmten Buches den Beginn eines neuen
Lebensabschnitts: Mahatma Gandhi etwa haben sich die Worte Henry David
Thoreaus in Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat während
seines Gefängnisaufenthaltes in Südafrika tief und unauslöschlich
eingeprägt. (31. 08. 2001)
|
Hermann Maier
...
Die Schnäppchenwirtschaft
Es ist seltsam ruhig geworden um die Ökonomik. Sieht man von den paar
"Globalisierungsgegnern" einmal ab, so herrscht tiefes Einverständnis
darüber, dass die Dinge so, wie sie jetzt laufen, richtig laufen: Das
Vertrauen in den Markt ist unverbrüchlich, die Vergötzung des Billigen
geradezu modern. (27. 07. 2001)
|
Bernhard Heindl
...
Welternährung
Wer sich heute mit dem Thema der "Ernährung" und zumal mit dem der
"Welternährung" befasst, wird mit einer Reihe von "Perversionen"
konfrontiert: derjenigen der Ärzte und der der Sprache, mit der Perversion
der Nahrungsmittelindustrie und der Perversion des Krieges. (20. 07. 2001)
|
Hermann Maier
...
Gott ist Mensch geworden
Wenn es Gott wirklich gäbe und wenn sich dieser Gott wirklich entschlossen
hätte, Mensch zu werden, schießt es mir in einer übel nach Schweiß
riechenden Gaststätte durch den Kopf, dann müsste er jetzt eigentlich vor
mir sitzen: bebrillt und Torte essend.
(22. 11.
2000)
|
Hermann Maier
...
Ich, mein Königreich
Der Mensch lebt in Gesellschaft und muss sich daher gewissen gemeinsamen
Regeln unterwerfen. Der Mensch ist vor allem aber auch ein Individuum, dem
die Freiheit, über seine persönlichen Angelegenheiten selbst zu bestimmen,
zugestanden werden muss.
(17. 11.
2000)
|
Franz Wagner
...
Manchmal fliegen sie tiefer
...und dann kommen sie auf einen zu, im Sturzflug, immer schneller, die
Gefühle und Gedanken, die MIG 29 und irgend ein wildgewordener Ballon. Aber
sie alle machen nicht nur Angst, sie geben auch Anlaß zum Träumen, tragen
einen fort in die Freiheit, lassen Grenzen verschwinden. In der Leere des
Himmels geben sie die Richtung vor, und oft - ja vielleicht sogar viel zu
oft! - sind wir bereit, ihnen zu folgen. Manchmal aber, da sind sie einfach
nur schön. (15. 11. 2000)
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Markus Murauer
...
Die FPÖ, Jörg Haider und die
Grenzen der Demokratie
Der politische Erfolg der FPÖ gibt Anlass zum Nachdenken, nicht zuletzt über
die Demokratie. Warum haben bei der letzten Nationalratswahl über eine
Million WählerInnen für die FPÖ gestimmt? Und wie reagieren die
FPÖ-Politiker auf den zunehmenden Machtgewinn? (26. 10.
2000)
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Karl Müller
...
Österreich anno domini 1998/99
Die im Folgenden abgedruckte Expertise Karl Müllers zum "Verein Dichterstein
Offenhausen" macht überdeutlich, welche ungeheure Attraktivität die deutsch-
völkische bzw. nazistische Weltanschauung für so manchen Teil der
Bevölkerung nach wie vor hat. (12. 10.
2000)
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Claus Faber
/ Bernd Schuh
...
Der Besen, mit dem wir kehren
Da stehen wir nun vor der "Fratze des Kapitalismus" und wissen nicht, wie
uns geschieht. Wie zur Entschuldigung sind wir der Meinung, wir könnten
nichts dafür. Weit gefehlt: Wir haben ihn selbst gemacht und tun das auch
noch immer, jeden Tag. Die Grundlagen des Systems sind uns nur so sehr in
Fleisch und Blut übergegangen, dass sie uns nicht mehr auffallen. (05.
10. 2000)
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Hermann Maier
...
Vermischte Gedanken über das
Altern
Der Zivildienst in einem Altersheim hat meine negative Haltung gegenüber dem
Alter nur bestärkt; ich glaube heute, dass der, der das Alter idealisiert,
einen krassen Irrtum begeht. (23. 08. 2000)
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Kurt
Luger
...
Kommunikation im Tourismus
Projektszizze für eine kommunikationswissenschaftliche Tourismusforschung.
(11.
08. 2000)
...
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