Über die Aurora

Aktuelle Ausgabe

Frühere Ausgaben

Suche

   Schwerpunkte    Theater     Kulturphilosophie     Belletristik      Literatur     Film     Forschung    Atelier     Musik  

......
Reisen in Pandemiezeiten

Ich liebe Reisen, hätte aber nie gedacht, dass ein viertägiger Aufenthalt in
Bukarest so viel Stoff für Geschichten bieten würde. Aber beginnen wir am Anfang:
Man nehme ein im April storniertes Flugticket und buche es um (österreichische
Fluggesellschaft Austrian; Strecke Wien-Bukarest-Wien).

Von Irina Wolf
(20. 08. 2020)

...



Irina Wolf
irinawolf10 [at] gmail.com

Irina Wolf wurde in
Bukarest geboren. Nach
Abschluss ihres Informatik-
studiums und mehreren
Jobs im Telekommunikations- und Forschungsbereich
wechselte sie 1993 in den
Außenhandelsdienst. Seit
2007 schreibt sie freiberuflich
für mehrere rumänische und
deutschsprachige Kultur-
zeitschriften.


 

 

 

 

 

 

Während ich auf der Roll-
treppe stehe, kommt mir
der flüchtige Gedanke,
dass die Automaten nicht
in Betrieb sein werden, da
das Tragen eines Mund-
Nasen-Schutzes (MNS) im
Flughafengebäude verpflich-
tend ist. Genau so ist es.
 

 

 

 

 

 

 



(c) Irina Wolf

Flughafen (fast)
ohne Flugzeuge
(Schwechat, Wien)

 

 

 

 

 

 

Mir schräg gegenüber
sitzt ein junger Mann, der
sich alle zwanzig Minuten
die Nase putzt. Wir sehen
ihn misstrauisch an. Er
ignoriert uns und tippt
energisch am Computer.

 

 

 

 

 





(c) Irina Wolf

Obst- und Gemüsemarkt
(Bukarest)

 

 

 

 

 

 

Die Türen öffnen sich
und was macht der Flug-
begleiter? Er ruft die
Reihen eins bis fünf gleich-
zeitig auf! Sie sind alle voll-
besetzt. Ich sitze in der
fünften Reihe am Gang.
Alle beeilen sich, ihr Hand-
gepäck mitzunehmen.
Natürlich ist der Wunsch,
mindestens einen Meter Ab-
stand zu halten, utopisch.

 

 



 

 


 


(c) Irina Wolf

Leere Popcorn-Regale
(Bukarest)

 

 

 

 

 

 

In der Shopping-Mall ist
die Veränderung gegen-
über Februar erschreckend.
Der Eislaufplatz und alle
Bars rundherum sind ge-
schlossen, ebenso wie
viele andere Geschäfte.
Sehr wenige Menschen
sind unterwegs.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nur zwei Personen sitzen
in jeder Reihe. Der Abstand
von einem Meter ist gewähr-
leistet. Es gibt keine Formu-
lare auf den Sitzen. Ob ich
so einfach einreisen
werde? Von wegen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Weg zur Gepäck-
abholung sehe ich ein
großes Schild über einen
möglichen Test am Flug-
hafen. Aber das Labor
schließt am Sonntag um
16 Uhr. Wir sind jedoch
um 16:35 Uhr gelandet.

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach circa 20 Minuten in
der Warteschlange hebt ein
Mann ab. Er nimmt meine
Daten auf und fragt mich,
ob ich mit einer Person,
die mit dem Coronavirus
infiziert ist, in Kontakt war.
Woher soll ich das wissen?

 

 

 

 

 

 

 

 

"Ah, nein, das ist in Ord-
nung so. Wir brauchen
keinen Befund. Sie können
sich frei bewegen, aber
sie sollten das Papier
immer bei sich tragen"


Teil I: Flug nach und Aufenthalt in Bukarest

Mittwoch, 8. Juli, 10 Uhr:

   Ein Railjet bringt mich von Wien Meidling zum Flughafen in Schwechat. Der Korridor, der vom Bahnhof zum Check-In führt, kommt mir sehr schwach beleuchtet vor. Die Ankunftshalle, die ich passieren muss, sieht verlassen aus. Mehrere Geschäfte sind geschlossen. Ich gehe hinauf in den ersten Stock. Hier herrscht dasselbe diffuse Licht und ich entdecke ebenfalls einige geschlossene Läden. Ich muss noch eine Etage hinauf in die Abflughalle. Es ist Hauptsaison, Sommer- und Ferienmonat Juli, und die Halle ist fast menschenleer. Ich gebe den Koffer auf und begebe mich zum Kontrollpunkt. Wir sind insgesamt ungefähr dreißig Leute, die ihre Laptops herausnehmen, ihre Sachen auf das Band legen usw. Es dauert keine fünf Minuten und ich bin durch. Die nächste Station ist der Duty-Free-Shop. Endlich ein offenes, gut beleuchtetes Geschäft!

Der Flugsteig für Bukarest befindet sich jedoch in den oberen Etagen. Vorher muss ich die Passkontrolle passieren. Ich bin es gewohnt, die Automaten, die den Pass scannen und das Gesicht erkennen, zu benützen. Während ich auf der Rolltreppe stehe, kommt mir der flüchtige Gedanke, dass die Automaten nicht in Betrieb sein werden, da das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) im Flughafengebäude verpflichtend ist. Genau so ist es. Oben angekommen, sehe ich sofort, dass kein Automat verwendet werden kann. Die Technologie ist besiegt und der Mensch wird wieder gebraucht! Zwei Schalter sind offen. Der Angestellte, der meinen Pass kontrolliert, bittet mich, meine Maske kurz abzunehmen und wünscht mir einen angenehmen Flug.

Ein weiterer Stock hinauf. Hier sind alle Geschäfte geschlossen, auch die zollfreien. Ein seltsames Gefühl, an das ich mich erst gewöhnen muss. Das einzige geöffnete Restaurant ist sehr gefragt. Der Grund: Man kann den MNS ablegen. Ich setze mich ebenfalls hin und beginne die Nachrichten am Mobiltelefon "durchzublättern".

10:39 Uhr:

   Die österreichische Regierung hat gerade Rumänien auf die rote Länderliste (höchste Risikowarnstufe) gesetzt. Es wird dringend empfohlen, "nicht in diese Länder zu reisen". Wer aus diesen Ländern zurückkehrt, muss einen negativen Covid-Test vorweisen oder sich für vierzehn Tage in Quarantäne begeben. Tja. Was soll ich jetzt tun? Der Koffer ist schon "unterwegs". Raus aus dem Flughafen? Aber ich war seit dem 22. Februar nicht mehr in meiner Wohnung in Bukarest! Nein, ich werde es riskieren und hinfliegen, komme was wolle.

Ich gehe zum Flugsteig. Unterwegs entdecke ich, dass einige WCs in Ordnung sind, bei anderen jedoch die Schuhsohlen am Boden picken bleiben. Manche Passagiere liegen auf mehreren Sitzen. Wir sind sehr, sehr wenige in der ganzen Halle mit 37 Flugsteigen (derjenige für Bukarest ist tatsächlich die Nr. 37, also muss ich die ganze Halle durchqueren). Viele leere Plastikflaschen liegen herum. Irgendwann gucke ich zum Fenster hinaus und sehe einen Teil der österreichischen Flotte schön geparkt auf einem Feld stehen. Ich gehe zum Fenster, um ein Foto zu machen. Als ich mich umdrehe, entdecke ich einen großen Misthaufen. Leere Flaschen von unterschiedlichen Größen und andere Reste stapeln sich auf den Sesseln. Nach nur fünf Monaten ist der Verfall des Wiener Flughafens erschütternd.

12:35 Uhr:

   Wir starten pünktlich. Im großen Flugzeug Airbus 319 sind nur fünf Plätze frei. Manche Passagiere sind aus Deutschland oder den USA in Transit. Direkt neben mir sitzt einer aus Dortmund. Auf jedem Sitz finden wir ein Formular, das für die rumänische Gesundheitsbehörde bestimmt ist. Unsere Daten werden benötigt, falls eine Infektion im Flugzeug entdeckt werden sollte. Während des gesamten Fluges ist das Tragen des MNS verpflichtend. Die überwiegende Mehrheit der Passagiere hält sich daran. Mir schräg gegenüber sitzt ein junger Mann, der sich alle zwanzig Minuten die Nase putzt. Wir sehen ihn misstrauisch an. Er ignoriert uns und tippt energisch am Computer. In der Economyklasse wird nur Wasser, Tee und Kaffee serviert. Es gibt nichts zum Knabbern. Nur in der Businessklasse kann man Alkohol und warme Speisen genießen.

16:00 Uhr (rumänische Zeit):

   Kurz vor der Landung in Bukarest werden wir informiert, dass es neue Regeln beim Aussteigen gibt, nämlich, dass die Sitzreihen für das Verlassen der Maschine aufgerufen werden. Daher werden wir gebeten, auch nach dem Parken des Flugzeugs sitzen zu bleiben. Natürlich halten sich einige nicht daran, und die Nachricht muss mehrmals wiederholt werden. Die Türen öffnen sich und was macht der Flugbegleiter? Er ruft die Reihen eins bis fünf gleichzeitig auf! Sie sind alle vollbesetzt. Ich sitze in der fünften Reihe am Gang. Alle beeilen sich, ihr Handgepäck mitzunehmen. Natürlich ist der Wunsch, mindestens einen Meter Abstand zu halten, utopisch.

Entlang des Korridors zur Passkontrolle gibt es zahlreiche Tische, auf denen viele Informationsblätter herumliegen. Ansonsten ist keine Menschenseele weit und breit zu sehen. Als ich mich der Passkontrolle nähere, sehe ich aus der Ferne auf der linken Seite einen Mann stehen. Er trägt einen weißen Kittel und Einweghandschuhe, und er starrt uns an. Gerade als ich an ihm vorbeigehen will, fragt er mich, woher ich komme. "Aus Wien", antworte ich. "Ah, so, gehen Sie zu dem Schalter". Der Offizier, der meinen Pass kontrolliert, bittet mich ebenfalls, meine Maske kurz abzunehmen und ich bin in zwei Minuten fertig! Keine Frage, keine gemessene Körpertemperatur, nichts.

In der Gepäckhalle sind noch Passagiere von anderen Flügen. Es dauert vierzig Minuten bis mein Koffer kommt! Und noch zwei weitere Stunden, um mit dem Bus nach Hause zu gelangen. In Bukarest fällt mir kein Unterschied zu Wien auf. Die meisten Menschen halten sich an die Regeln und tragen den MNS. Es gibt einige, die ihn nur über dem Mund oder unter dem Kinn haben, und andere, die ihn überhaupt nicht tragen. Solche Personen sollten mir am 15. Juli, nach meiner Rückkehr, auch in Wien wieder auffallen.

18:00 Uhr:

   Ich steige bei meiner Wunschhaltestelle aus und gehe, den Koffer noch immer hinter mir herziehend, durch den Obst- und Gemüsemarkt. Der Geruch der gelben Melonen ist so einladend, dass ich nicht widerstehen kann. Ich kaufe Tomaten, Gurken, Aprikosen und natürlich Melonen. Vier Tage lang habe ich eine Melonenkur gemacht.

In der Wohnung ist alles in Ordnung. Ich bin beruhigt. Im Schlafzimmer hat es beachtliche 28 Grad! Das sind 10 Grad mehr als in Wien. Ich öffne alle Fenster, trotzdem wird während der vier Tage die Temperatur nicht unter 27,4 Grad fallen.

Donnerstag, 9. Juli:

   Ich gehe zur Shopping-Mall AFI. Um das Einkaufszentrum betreten zu können, muss ich an einem Temperaturmessgerät vorbeigehen. So etwas ist in Wien in keinem Geschäft installiert! Aber ich bin nicht überrascht, denn Bukarest ist in technologischer Hinsicht oft weit fortgeschrittener als Wien. In der Shopping-Mall ist die Veränderung gegenüber Februar erschreckend. Der Eislaufplatz und alle Bars rundherum sind geschlossen, ebenso wie viele andere Geschäfte. Sehr wenige Menschen sind unterwegs.

Im riesigen Lebensmittelgeschäft "Auchan" wandere ich zwischen den Regalen umher. Ich habe Zeit. Irgendwann entdecke ich das Regal mit Einweghandschuhen und Desinfektionsmitteln. Es ist voll. Ich rufe meine Kollegin in Wien an, um sie zu fragen, ob ich ihr etwas davon kaufen soll, denn ich weiß, dass sie in Wien lange diese Produkte gesucht und letztendlich nur in einer Apotheke gefunden hat. Stattdessen ist das Popcorn-Regal leer. Popcorn scheint in Bukarest viel gegessen zu werden.

Der Freitag und Samstag vergehen viel zu schnell, mit erfolgreichen Erledigungen und sehr angenehmen Abenden bei Freunden, im Park oder bei mir zu Hause.


Teil II: Die Odyssee der "Quarantäne"

Sonntag, 12. Juli, 11:30 Uhr:

   Das bestellte Auto, das mich zum Flughafen bringen soll, kommt überpünktlich. Ich hatte gelesen, dass es ratsam sei, drei Stunden vorher am Flughafen einzutreffen, dass es Teppiche mit Desinfektionsmitteln und Zelte vor dem Gebäude gibt, wo die Passagiere sortiert werden. Der Fahrer ist nett und sehr gesprächig. Während der gesamten Fahrt erzählt er von den 26 Jahren, die er im Ausland verbracht hat. Dabei dreht er sich oft zu mir um und gestikuliert heftig. Jetzt will er nach Wien ziehen. Seine Argumente sind interessant. Wir beschließen, einen Kaffee zusammen zu trinken, falls er es geschafft haben sollte, sich in der österreichischen Hauptstadt niederzulassen.

12:30 Uhr:

   Wir kommen am Flughafen an. Das Auto darf nicht mehr bis vor das Gebäude fahren. Ich muss vor dem großen Parkplatz aussteigen und mit meinem Koffer den ganzen Parkplatz bis zu den Zelten queren. In der Tat gibt es drei riesige Zelte und vier mit A, B, C und D markierte "Korridore" für den Eingang zum Flughafen. Die Passagiere für Austrian sind bei D. Dort sagt mir ein Wachmann, ich solle mich setzen (es gibt Stühle unter dem Zeltdach). Ich soll warten, denn in der Check-In-Halle dürfen sich nur 20-25 Personen aufhalten. Es ist sonnig, ein wunderschöner Tag. Kaum setze ich mich hin, werden wir aufgerufen. Am Eingang des Gebäudes gehe ich über den mit Desinfektionsmittel imprägnierten Teppich. Das Einchecken, die Gepäckaufgabe, die Kontrolle laufen reibungslos und mit erstaunlicher Geschwindigkeit ab. Diesmal bittet mich die Dame bei der Passkontrolle nicht mehr, meinen MNS abzunehmen. Nun habe ich auch diese Hürden überstanden. Jetzt heißt es drei Stunden bis zum Abflug warten.

15:55 Uhr:

   Das Flugzeug hebt ab. Diesmal ist es eine kleine Maschine, eine Embraer, und sie ist halbleer. Nur zwei Personen sitzen in jeder Reihe. Der Abstand von einem Meter ist gewährleistet. Es gibt keine Formulare auf den Sitzen. Ob ich so einfach einreisen werde? Von wegen. Noch während des Fluges erhalten wir zwei Formulare zum Ausfüllen: eines für die allgemeine EU-Datenbank mit Flugnummer, Sitz im Flugzeug usw., und eines für die Einreise nach Österreich. Und auf Letzterem ist die vierzehntägige Quarantäne erwähnt. Ich habe keinen Covid-Test in Bukarest gemacht. Was für einen Test soll ich denn gemacht haben, wenn ich nur vier Tage dort war? Aber wie wird die Kontrolle vonstatten gehen? Wenn ich am Flughafen in Wien einen Test machen werde (von dem ich weiß, dass er 190 Euro kosten würde), muss ich dann in einem Raum "für Pestverseuchte" bleiben, bis das Ergebnis vorliegt (auf der Webseite steht, dass der Befund in drei bis sechs Stunden fertig sein soll)? Nichts dergleichen. Alles wird ganz anders verlaufen.

16:35 Uhr (Wiener Zeit):

   Gelandet. Ähnlich wie in Bukarest werden wir gebeten, sitzen zu bleiben bis die Reihen aufgerufen werden. Ich bin gespannt, wie es diesmal verlaufen wird. Nun, es dürfen gleichzeitig aufstehen und aussteigen die Reihen 1 bis 10. Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken, unter der Maske natürlich.

Wir gehen zur Passkontrolle. Vor den Schaltern befinden sich in beträchtlicher Entfernung drei Stehpulte und vor ihnen drei Soldaten. Wir werden ausführlich befragt. Keiner darf entkommen. Ich kann keinen negativen Test vorweisen, werde daher, wie erwartet, in Quarantäne geschickt. Mir wird auch gesagt, dass ich die Quarantäne verlassen kann, wenn ich einen Test mache, der negativ ausfällt. Und darüber muss ich dann das Bezirksgesundheitsamt benachrichtigen.

Die Passkontrolle geht schnell. Auf dem Weg zur Gepäckabholung sehe ich ein großes Schild über einen möglichen Test am Flughafen. Aber das Labor schließt am Sonntag um 16 Uhr. Wir sind jedoch um 16:35 Uhr gelandet. Ich nehme meinen Koffer und, da ich keine weiteren Kontrollpunkte mehr passieren muss, gehe ich zur S-Bahn, mit der ich ja, tatsächlich: in die Quarantäne fahren werde! Das ist kein privater Zug, der für mich persönlich bestellt wurde. Nein, es ist die normale S-Bahn, die vom Flughafen nach Wien fährt. Und natürlich bin ich nicht der einzige Passagier im Zug. Ob wohl weitere "Verseuchte" wie ich unter den Fahrgästen sind? In Wien Meidling muss ich dann in die U-Bahn und letztendlich in die Straßenbahn umsteigen, um nach Hause zu kommen.

18:35 Uhr:

   Ich schreibe an meinen Hausarzt und frage ihn, wo ich einen Covid-Test für asymptomatische Personen durchführen kann. Er ist ratlos, empfiehlt mir aber, die Notrufnummer 1450 anzurufen.

Montag, 13. Juli, 8:00 Uhr:

   Da ich seit 1993 Mitglied der Johanniter bin, rufe ich zuerst bei ihnen an. Sie sagen mir, dass sie keine Tests durchführen, ich soll beim Roten Kreuz anrufen. Ich rufe dort an. Diese teilen mir mit, dass sie nur diejenigen testen, die von 1450 zu ihnen geschickt werden. Also rufe ich 1450 an. Nach circa 20 Minuten in der Warteschlange hebt ein Mann ab. Er nimmt meine Daten auf und fragt mich, ob ich mit einer Person, die mit dem Coronavirus infiziert ist, in Kontakt war. Woher soll ich das wissen? Der Mann verbindet mich mit einer Ärztin, die mich fragt, ob mir gar nicht schwindlig sei. Nein, mir ist nicht schwindlig. Da ich überhaupt keine Symptome habe, kann ich auch von den Ärzten von 1450 nicht getestet werden. Nur private Labors führen solche kostspieligen Tests durch. Ich wusste, dass die Tests nicht billig sind. Schön wäre, wenn ich zumindest die Adressen dieser Labore bekommen würde! Endlich finde ich eine Website mit der Liste der Labore. Ich suche mir sofort das nächstgelegene aus. Es soll zwischen 7 und 13 Uhr geöffnet sein. So steht es auf der Webseite. Ich rufe an, doch die Ansage auf dem Anrufbeantworter gibt allein die Öffnungszeiten durch. Das nächste Labor auf der Liste befindet sich in Kurzarbeit! Mir ist das egal. Hauptsache jemand hebt ab. Bingo!

Eine Dame teilt mir mit, dass ich den Test selbst machen kann, aber dass jemand hinfahren muss, um das Testkit abzuholen und dann wieder zurückzubringen. Außerdem sind 130 Euro im Voraus zu bezahlen. In Ordnung. Mein Mann fährt hin, bringt mir das Testkit, ich mache bei mir selbst den Test und mein Mann bringt ihn zurück. Hoffentlich hat es geklappt. Ein zweites Mal werde ich sicher keine 130 Euro bezahlen. Ich warte auf das Ergebnis. Es ist sonnig, warm, ein herrlicher Tag. Wir haben eine Terrasse mit Blick auf den Wiener Wald. Ich genieße den ersten Tag in der Quarantäne.

22:20 Uhr:

Der Befund ist da. Er ist negativ.

Dienstag, 14. Juli, 8:10 Uhr:

   Ich rufe beim Bezirksgesundheitsamt an. Die Stimme der Beamtin kling noch sehr verschlafen. Ich erkläre ihr, worum es geht und frage sie, ob es reicht, wenn ich ihr das Ergebnis per E-Mail sende oder ob ich es persönlich vorbeibringen muss. "Ah, nein, das ist in Ordnung so. Wir brauchen keinen Befund. Sie können sich frei bewegen, aber sie sollten das Papier immer bei sich tragen", lautet die verblüffende Antwort!

Ich schreibe meinem Hausarzt über das Ende der Odyssee. "Aber die Inkubationszeit beträgt 14 Tage oder mehr", kommt seine Antwort zurück. "Ist die Quarantäne mit einem einfachen negativen Test beendet?", fragt er mich! Ja, das sind die "Maßnahmen zur Verringerung der Anzahl von Infektionen". Auf jeden Fall bin ich "freigestellt" von der Gesundheitsbehörde und der Chef wartet auf mich im Büro – nicht, dass ich nicht lieber in der Quarantäne geblieben wäre, um ganz ehrlich zu sein.

9:00 Uhr:

   Ich höre im Radio, dass die österreichische Regierung ab Donnerstag, dem 16. Juli, die Landung der aus Rumänien ankommenden Flüge verbieten wird. Hatte ich ein Riesenglück, noch rechtzeitig heim zu kommen!

Donnerstag, 16. Juli:

   Die Zahl der Covid-Infektionen in Österreich ist heute gestiegen: 176 mehr als am Vortag. Aber diese können nicht mehr vom (West)Balkan stammen, denn von dort kann ja niemand mehr nach Österreich hereinkommen, zumindest nicht auf dem Luftweg.

Hoffentlich bleiben wir alle gesund und bei guter Laune!

Ausdrucken?

....
Zurück zur Übersicht