Inhaltsübersicht
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Irina Wolf
Scheiternde Gesellschaft, blühende Poesie
Bereits seit mehreren Jahren zeigt sich im deutschsprachigen
Raum ein
wachsendes Interesse an der spanischen Gegenwartsdramatik.
Einen wichtigen Beitrag
zur Bekanntmachung spanischsprachiger Theaterstücke leisten die
Veröffentlichungen von
Franziska Muche und Carola Heinrich in der Reihe "Drama
Panorama" beim Berliner Neofelis
Verlag. Nach der Herausgabe des Bandes Mauern fliegen in die
Luft. Theatertexte aus
Argentinien, Chile, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Spanien und Uruguay
(2021), ist nur ein
Jahr später pünktlich zur Frankfurter Buchmesse (mit Spanien als
Gastland) die
Anthologie Schattenschwimmer. Neue Theatertexte aus Spanien
erschienen. (19. 03. 2023) |
Irina Wolf
Von den Grenzen in unseren Köpfen
Seit 2018 werden mit
der Reihe "Drama Panorama" des Berliner Neofelis Verlags Zugänge
zu zeitgenössischen Theatertexten aus anderen Sprachräumen
eröffnet. Die im November 2021
als fünfter Band in der Serie erschienene Anthologie Mauern
fliegen in die Luft der
Herausgeberinnen Franziska Muche und Carola Heinrich versammelt
neun
Stücke aus dem iberoamerikanischen Sprachraum. (20. 03. 2022) |
Vasile V. Poenaru
Hochtrabendes Dingsbums-Imponiergehabe
Making sense of history? Nichts
weniger hatte
Jörn Rüsen mit seinem Werk "Zerbrechende Zeit. Über den Sinn der
Geschichte"
im Sinn
–
so meine Hoffnung. Und ich erhoffte mir auch, in diesen Seiten
über eine zerbrechende Zeit ein leidlich durchdachtes Werk
vorzufinden. Man gewinnt aus diesem Buch keine Einsichten. Das
Vorwort wirkt ebensowenig überzeugend und ungeschickt wie der
Epilog.
Sprachlich ungeschliffen sind diese Texte auch noch oft genug.
Außerdem entbehrt der Band einer begrifflich soliden Grundlage.
(18. 09. 2021) |
Irina Wolf
Inszenierung von Gedächtnis und Identität
im postsowjetischen Kuba und Rumänien
Carola
Heinrichs Dissertation ist für einen großen Kreis von Experten
interessant: im Bereich der geschichtlichen Forschung zur
Ost-West-Beziehung an Hoch- und Fachschulen, in der Ausbildung
von Studierenden in der Theater- und Filmszene. Die Autorin
bietet neben fundierten theoretischen Überlegungen auch
spannende konkrete Fallstudien. Das Ergebnis ergibt ein tieferes
Verständnis der interkulturellen Verhandlungs- und
Übersetzungsprozesse zwischen der Sowjetunion als postkolonialem
Zentrum und der Peripherie in Kuba und Rumänien. Die besondere
Leistung besteht in der umfangreichen kritischen
Auseinandersetzung mit den praktischen Beispielen und der
Gegenüberstellung der beiden postsowjetischen Staaten.
(01. 03. 2021) |
Irina Wolf
Zwei Magier der Farben
Im Rahmen einer seit Februar laufenden Ausstellung präsentiert
das Leopold
Museum 170 Exponate zweier herausragender österreichischer
Künstler des 20.
Jahrhunderts: Friedensreich Hundertwasser und Egon Schiele. Das
Bemerkenswerte daran:
Hundertwasser verband eine lebenslange geistige Beziehung zu
seinem großen malenden
Vorbild, der eine Generation vor ihm lebte. Einige
Gemeinsamkeiten im Werk der beiden
Künstler sind offensichtlich, manches erschließt sich erst auf
den zweiten Blick.
(01. 07. 2020) |
Vasile V. Poenaru
Die vielen Ichs
der Tatiana Maslany
Die
Kanadierin Tat Maslany spielt im Serienfilm Orphan Black so viele
Klone, dass einer gar nicht mehr gut mitzählen kann. Sie spielt sie geradezu
unglaublich differenziert. Und dennoch handelt es sich dabei letztendlich
streng genommen jeweils um die eine Person: um dieselbe Person
(also um die Schauspielerin), wenn man sich auf der Ebene der Realität
bewegt, und um die gleiche Person, das heißt um ein wohlgemerkt
jeweils anderes Individuum derselben "Marke", ja um ein jeweils anderes
Individuum mit dem gleichen Erbgut: um Klone; um gleichwertige Kopien ohne
Original. (23.
01. 2020) |
Vasile V. Poenaru
"Wo wir stehen"
oder "Unsere Standortbestimmung"
Dass die
kürzlich im Suhrkamp Verlag erschienene Rede Barack Obamas nicht gerade sinngemäß
adäquat übersetzt wurde, passt zum gegenwärtigen Trend, aus der
anspruchsvollen Tätigkeit des Übersetzers ein mechanisches Wörter-Pingpong
zu machen. Bereits 2008 wurde dessen "Yes, we can!" genau so in die
deutschsprachige Öffentlichkeit geschmissen, wie es die eben mal
nicht perfekten Übersetzungsprogramme ausgespuckt hatten. Und
auch jetzt kann einer neuerlich fragen: Wo sind die
verlässlichen Übersetzer geblieben? Legen sie allesamt wieder mal
eine kurze Pause ein? Oder wurden sie durch billige Copy-and-Paste
Toy Soldiers ersetzt?
(01.
12. 2019) |
Irina Wolf
Der Urschrei der
Freiheit
"wir gingen weil alle gingen" – so heißt die erste
Geschichte im gleichnamigen Band von Thomas Perle. Weihnachten
1989: Es ist die Zeit der Revolution in Rumänien, die Tage, in
denen das Ceauşescu-Ehepaar entmachtet und hingerichtet wird.
Wie gehen die Menschen mit der gewonnenen Freiheit um? Wie
blicken sie auf das Leben während der kommunistischen Diktatur
zurück?
(15.
04. 2019) |
Vasile V. Poenaru
Show me the money!
Tellerrand-G’schichten zu den großen Themen Sein, Nichtsein,
Geld und Sehnsucht
–
allesamt in ihrer unheimlichen historischen Geworfenheit
erfasst: Über Karl-Markus
Gauß’ neues Buch "Zwanzig Lewa oder tot". (21.
06. 2016) |
Vasile V. Poenaru
Donauschwäbisches
Schicksal zwischen Ost und West
Adalbert Karl Gauß,
der Vater des Salzburger Schriftstellers Karl-Markus Gauß, wurde
1912 im ungarischen
Bácspalánka geboren und kam Ende 1945 nach Österreich. Als
zugewanderter Salzburger setzte er sich intensiv mit seiner
donauschwäbischen Herkunft auseinander, etwa mit den bis heute
aktuellen Fragestellungen rund um
das "Schicksal der Restgruppen deutschsprachigen Insel-Volkstums
in Südosteuropa nach den katastrophalen Erschütterungen zwischen 1933
und 1945". Inwiefern konnte man anno 1959 vom Standpunkt
Salzburg aus über Themen wie Identität und Heimat sprechen? Gauß
geht diesen Fragen über die Seitenwege der Selbsterkundung nach. (07.
10. 2016) |
Irina Wolf
Albträume und Parallelwelten
Einer der aktuell
meistgelesenen ungarischen Schriftsteller ist
György Dragomán.
Weltweit bekannt wurde er durch Der weiße König, ein
Buch, das ab 2005 in mehr als dreißig Ländern erschienen ist.
Auch in seinem neuesten Werk Der Scheiterhaufen
widmet sich
der
1973 in Siebenbürgen geborene und 1988 nach Ungarn ausgewanderte
Erfolgsautor wieder seinem Geburtsland und bricht gemeinsam mit
seiner dreizehnjährigen Heldin Emma
in ein nach der Wende
traumatisiertes, emotional verwüstetes Rumänien auf. (26. 07. 2016) |
Vasile V. Poenaru
Auf den Zeitbogen geritzt
Wir peitschen auf das
tote Pferd der Germanistik los, was das Zeug hält. Professoren
und Studenten stehen in Reih und Glied vor der laufenden Kamera
und sind sich dessen einig, dass Celan, unser Celan, unser
Busenfreund, ein großer Schriftsteller war. Einer von uns.
Einer, der uns aus der Seele gesprochen hat. Einer, der’s immer
noch tut. Ich und du, Celans Kuh. Das Wandern ist des Müllers
Lust ... (01. 06. 2016) |
Irina Wolf
Im Osten viel Neues
Drei neue Bücher bieten fundierte Einblicke in die aktuellen
Trends und Themen
der rumänischen und osteuropäischen Tanz- und Theaterszene.
(28. 01. 2016) |
Vasile V. Poenaru
Kritik der reinen Schreibkraft
Siebenundzwanzig
Ausgaben ist das Grazer Feuilletonmagazin schreibkraft
nun alt,
von letzten Weisheiten will die "langsamste Redaktion der Welt"
indes nichts wissen, bietet
doch das aktuelle Heft ("zweifelhaft") den exakten
Gegenentwurf für allzu schnelle
Gewissheiten. Das Prinzip der Infragestellung reicht dabei laut
Herausgeber Werner
Schandor von "zweifelnder
Selbstsuche über unangebrachtes Misstrauen bis
hin zu den philosophischen Kniffen des gehobenen Zweifelns".
(30. 06. 2015) |
Vasile V. Poenaru
Zeitgemäß kontrastive Betrachtungen
Spionage
und Gemütlichkeit. Schmäh- und Schleichkultur. Agentenhochburg
Wien. In zwei neu erschienenen Büchern geben der Wiener
Journalist Emil Bobi und der ehemalige
Westeuropa-Spionagechef des rumänischen Geheimdienstes, Cornel
Nemetzi, Einblick in eine Welt der Kontraste, in ein fernes,
nahes Reich lichterloher Aufdeckungen und allerdunkelster
Schweigsamkeit.
(02. 04. 2015) |
Vasile V. Poenaru
Einer von uns
Elftausend
Bücher zu Hause haben, das ist nicht jedermanns Sache. Aber dieser Mensch lebt
erwiesenermaßen von Büchern, in Büchern, über Büchern, unter Büchern (allein
die Fackel-Edition wiegt 35 Kilo, nicht einmal bei Familie Feuerstein waren
die Schreibsteine schwerwiegender), ja seine Wohnung besteht fast
ausschließlich aus Büchern. Und die Bücher leben in ihm. Und er lebt für
uns: Der Salzburger Schriftsteller Karl-Markus Gauß feierte heuer seinen 60.
Geburtstag.
(30. 11. 2014) |
Vasile V. Poenaru
Der Mann im Griensteidl
Ein Denkmal zu Ehren des fleißigsten Österreichers in Rumänien
errichten? Dazu reicht der Marmor nicht. Doch mal kurz das
Profil eines Wiener Kulturmenschen (und Deutschlehrers)
ausschneiden, der sich auch in Bukarest die Füße zertreten hat
und an dessen Gemüt immer noch ein Haufen rumänisches Deutschtum
klebt? Das kriegen wir mit einem tüchtigen Stück Zeitungspapier
hin. Und mit Germanistik ...
(31. 10. 2014) |
Vasile V. Poenaru
Rumäniendeutsche Literatur inside and out
Die Germanisten Ioana
Crăciun, George
Guţu,
Sissel Lægreid und Peter
Motzan machen’s einem nicht leicht: Der von ihnen 2012 im
Münchener IKGS Verlag
herausgegebene wissenschaftliche Sammelband setzt
interkulturelle Akzente und
beleuchtet den "Gegenstand" Rumäniendeutsche Literatur
aus vielen Richtungen heraus.
Durch das Zusammenspiel deutscher, norwegischer und rumänischer
Ansätze,
Arbeitsweisen, Gedankenwelten und Mentalitäten wird dabei ein
facettenreicher,
wiewohl bisweilen etwas umständlich und zum Teil schon eher
narrativ-inventarisierend geratener Dialog gewährleistet.
(24. 09. 2014) |
Kristina Werndl
Heinrich Steinfest: Der Allesforscher
In seinem jüngsten
Roman erweist sich Heinrich Steinfest neuerlich als Meister
der überraschenden Plot- und Figurenentwicklung. Rund um seinen
jungen Helden
Sixten Braun erschafft der Autor einen Schwarm an faszinierenden
Gestalten. Atmosphärisch
zu spüren ist dabei eine nicht religiöse, eher schon
pantheistisch anmutende Humanität, die
sich vorrangig aus der Wertschätzung der Einmaligkeit der
Menschenwesen und ihrer
vielgestaltigen Bindungen ergibt. Das färbt ab, öffnet Herz und
Hirn des
Lesers für die verborgene Poesie der Welt. (26. 08. 2014) |
Vasile V. Poenaru
Ein Viertelzentner
schreibkraft
Bereits seit fünfzehn
Jahren wird der
Puls
des österreichischen Feuilletons auch an einem Grazer Magazin
gemessen, das inzwischen weit über die Stadtgrenzen hinaus
bekannt ist. Denn wer Forum Stadtpark sagt, muss
nicht nur "manuskripte", sondern auch
"schreibkraft" sagen, nun bereits zum sechsundzwanzigsten Mal. Zu den Beiträgern zählen bemerkenswerte Persönlichkeiten, darunter Elfriede Jelinek, Friederike Mayröcker, Paulus
Hochgatterer, Wolfgang Pollanz, Franz Schuh, Michael Helming und Werner
Schwab.
(11.
04. 2014) |
Vasile V. Poenaru
Sprachliches, Allzusprachliches
Klangvoll und
mehrdeutig ist er, manchmal schön und nicht selten auch
bedrohlich. Die Rede ist vom "Aufbruch". Ihn stellt Karl-Markus
Gauß ins Zentrum seines vorletzten Heftes von Literatur und
Kritik, als Generalthema ebenso wie als Frage, vor- und
aufgegeben einer hochkarätigen österreichischen AutorInnenriege:
Anna Kim, Wolfgang Hermann, Andrea Grill, Klemens Renoldner und
Karin Peschka. (06.
02. 2014) |
Vasile V. Poenaru
Hinter den Wäldern eine andere Welt
Vor zwanzig Jahren
gründete George Guţu,
Präsident der Gesellschaft der
Germanisten Rumäniens, seine "Zeitschrift der Germanisten
Rumäniens". Zehn Jahre
später rief er schließlich das germanistische Jahrbuch
"transcarpathica" ins Leben, ein vom
Exzellenzzentrum Paul Celan der Universität Bukarest und dem
Deutschen Akademischen
Austauschdienst mitgetragenes Projekt, das dem Fach Germanistik
(nicht nur)
in Rumänien neue Impulse verleihen will.
(20.
9. 2013) |
Irina Wolf
Menschen ohne Gedächtnis
Als
kritischer Geist und "verbotene Dichterin" war Ana Blandiana
schon in der Zeit
des Kommunismus ihren Lesern ein Begriff. Auch heute ist sie
eine Stimme, die nicht
schweigt, wenn es um Freiheit und Solidarität und die Grundwerte der Demokratie geht. Zu ihrem
siebzigsten Geburtstag beleuchtet eine Sammlung von Essays das
überaus facettenreiche
Werk einer der profiliertesten rumänischen Schriftstellerinnen
der Gegenwart.
(12.
11. 2012) |
Tina Karolina Stauner
Himmelsrichtung: unbestimmt
In
der Reihe Lyrik Kabinett München ist im heurigen Frühjahr der
Gedichtband "Scheunen im Gelände" von Jürgen Becker erschienen.
Er
dokumentiert
autobiografisch Gefärbtes des 80-jährigen Becker, der über
40-jährige Erfahrung im Umgang mit Lyrik hat. inspiriert und
ergänzt werden die Gedichte durch Collagen von Rango Bohne,
Beckers Ehefrau.
(15.
10. 2012) |
Reinhard Winkler
Einströmendes Unendlichkeitsgefühl
Der
Oberösterreicher Walter Pilar ist vom Salzkammergut nach
Südböhmen,
Litauen und Kreta aufgebrochen: Herausgekommen sind ein Buch
voll langer Taxi- und
Zugfahrten, Zeitsprünge hinter und vor den eisernen Vorhang, ein
Gefängnisaufenthalt, erste
oder wiederaufgenommene Kontakte, Briefe, Tagebuchaufzeichnungen
und schließlich
die Heimkehr ins immer wieder "zwangsnormale Österreich".
(18.
08. 2012) |
Vasile V. Poenaru
Sprachlos am Nil
Als Lektor
des Deutschen Akademischen Austauschdienstes
in Kairo überleben: Wie schafft man das? Indem man mit Büchners Woyzeck eine
Zulage bekommt –
Als Belohnung dafür, dass man gehorsam ist, dass man alles mit
sich machen lässt,
dass man vorschriftsgemäß wahnsinnig wird, sich brav dem System
fügt?
(30.
06. 2012) |
Interview mit Uwe Tellkamp
"Ich weiß, dass es büffelgroße
Schmetterlinge gibt"
Bachmann-Preisträger
und "Turm"-Autor Uwe Tellkamp spricht im Aurora-Interview über die Schönheit
sinnträchtiger Prosa, sein Verhältnis zum deutschsprachigen
Rumänien, das ihn schon immer angezogen hat, seinen unbekannten
Großvater und über das "sonderbare Phänomen, dass aus einer
Glasmurmel eine ganze Welt steigen kann".
(Vasile V. Poenaru, 30.
04. 2012) |
Vasile V. Poenaru
Warum nerven Österreicher?
Der Exil-Österreicher
Walter Lendl geht in seinem bei Piper erschienenen Band "Darum
nerven Österreicher" aufs Ganze. Scharfsinnig, witzig und oft
nüchtern schneidig entwirft Lendl ein ebenso unkonventionelles
wie provokatives Kaleidoskop des Wesens der Österreicher und des
Österreichischen. Willkommen im Land der Strudel, Schnitzel und
eines geheimnisvollen Tiroler Grußes: "Asakalano".
(29.
02. 2012) |
Vasile V. Poenaru
Vorstoß ins Ausklammerungsgut
Das Ausklammerungsgut ist eine mittelgroße Landstrecke
jenseits der Festspielstadt Salzburg, innerhalb derer sich alles ausklammern
lässt, was nicht mehr so recht ins Konzept passt.
Erfunden wurde das Ausklammerungsgut von einem hartgesottenen Herausgeber,
Essayisten und Sprachpolizisten, der sein Zelt Anno 1991 in der Nähe des
Hauptbahnhofs aufgeschlagen hatte ... (27.
11. 2011) |
Irina Wolf
Vergessene Inseln der Literatur
Das vom moldauischen Cartier Verlag veröffentlichte Buch
Archipel
ermöglicht auf über 360 Seiten einen einmaligen Einblick in die
Literatur der Republik Moldau. Nicht weniger als 31 Autorinnen
und Autoren verschiedener Generationen und unterschiedlicher
Berufsgruppen haben an der dreisprachigen Anthologie mitgewirkt.
Die von Vitalie Ciobanu ausgesuchten Schriftsteller laden auf
eine literarische Reise durch die geschichtlichen Wandlungen der
im östlichsten Teil Europas liegenden Republik ein. (28.
10. 2011) |
Interview mit Wolfgang Hermann
"Zu Hause bin ich nirgends richtig"
Der mit seinen "Faustini"-Romanen einem größeren Publikum bekannt gewordene Vorarlberger Schriftsteller Wolfgang Hermann spannt im Aurora-Interview den Bogen vom Salzkammergut bis nach New York und philosophiert unter anderem über Fragen der eigenen Identität: "Wenn ich wüsste, wer ich bin, müsste ich vielleicht nicht schreiben. Weil ich es aber nicht weiß, schreibe ich." (Vasile
V. Poenaru, 29. 09. 2011) |
Tina Karolina Stauner
Liebe, Verachtung, Trotz
Das Smeds Ensemble inszeniert bei den Kammerspielen München mit
"Gott ist Schönheit" (nach dem Roman Paavo Rintalas aus dem Jahr
1959) eine Hommage an den finnischen Maler Vilho Lampi, der von
1898 bis 1936 meist in Liminka lebte. Der Kälte des finnischen
Winters habe er getrotzt, der Ignoranz, den Nazis und dem neuen
Europa, so die Programminfo. Er malte expressiv-realistische
Selbstporträts, Porträts von einfachen Leuten, Landschaften,
Stillleben.
(31. 07. 2011) |
Dagmar Kostalova
Menschliches Leid
und die bedrohten Heilkräfte der Natur
Der neue Lyrik- und Erzählband des in Wien lebenden Dichters und studierten Philosophen René Steininger ist ein filigranes Stück poetischer Weltbetrachtung. Das dem Band vorangestellte Motto: Der "Gewinn, irgendwo anders zu sein" zeichnet in erster Linie ihn selbst als einen im besten Sinne besessenen Wanderer aus, der auf seinen Reisen zum untrüglichen Zeitdiagnostiker wird.
(29. 04. 2011) |
Vasile V. Poenaru
Kontinent Kraus
Wenn eine
österreichische Kulturzeitschrift sich in aller Breite mit einer
anderen österreichischen Kulturzeitschrift auseinandersetzt,
interessiert das in der Regel nur Spezialisten. Doch nicht in
diesem Fall: Die beiden Herausgeber heißen Karl-Markus Gauß und
Karl Kraus.
(22. 02. 2011) |
Kristina Werndl
Nagib Machfus: Die himmlische Begegnung.
Der ägyptische Literaturnobelpreisträger Nagib
Machfus stammte aus einer einfachen ägyptischen Beamtenfamilie.
Er schrieb über die Schwächen, Marotten, Sehnsüchte und Ängste
des kleinen Volkes und gilt als "Vater des Romans" im arabischen
Sprachraum. Der hier vorgestellte Sammelband vereint Erzählungen
aus vier Jahrzehnten.
(12. 11. 2010) |
Reinhard Winkler
Cruise America
Ein Gespräch mit dem
Fotografen Godehard Erichlandwehr anlässlich
seines neuen Buchs "Cruise America".
(09. 11. 2010) |
Vasile V. Poenaru
Vergnüglich bis zur Gewinnmaximierung
Im heurigen
Frühsommer erschien
die österreichische Literaturzeitschrift
"Literatur und Kritik" zum 222. Mal. Seit ihren Anfangstagen im Jahre 1966 versucht das mittlerweile zu einer Institution gewordene Magazin "dem Guten, dem Wahren, dem Schönen und dem
Notwendigen auf dem Umweg peinlichster Hinterfragung nachzugehen", wie es unser Autor
Vasile V. Poenaru ausdrückt.
(01. 09. 2010) |
Hans Durrer
Die Bilder von Abu Ghraib
Philip Gourevitch,
Redakteur der Paris Review und Autor des New Yorker
hat mit seinem bei Hanser erschienenen Buch
"Die Geschichte von Abu Ghraib" ein erschütterndes und zutiefst
verstörendes Buch vorgelegt, das das Bild einer Armee zeichnet,
deren Übergriffe und Verbrechen all die Werte, für die sie
angeblich kämpft, bestenfalls als zynischen Witz erscheinen
lässt. Die Rechtsverletzungen waren brutal, systematisch, von
höchster Stelle abgesegnet und wurden nirgendwo schriftlich
festgehalten.
(22. 07. 2010)
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Kristina Werndl
Der Hölle Rache kocht in Furth
Viele
Menschen in Paulus Hochgatterers fiktiver Kleinstadt Furth am See haben Grund zur
Rache. Böse Dinge geschahen und geschehen dort: Kinder verschwinden, werden
geschlagen, verstoßen und missbraucht. Frauen ritzen sich die Pulsadern auf
und verzweifelte Jugendliche versuchen sich zu erhängen ...
(09. 06. 2010) |
Reinhard Winkler
Taubenbriefe
von Stummen an anderer Vögel Küken
Die Wiener Künstlerin
Teresa Präauer zeichnet Vögel und
schreibt Texte auf Kartons. Dann bindet sie alles zusammen auf ein Buch. In
dem lässt sich blättern. Wer will, kann alles wieder auseinandernehmen und
die Seiten einzeln in die Welt verschicken. Dann werden aus den Seiten
Postkarten, Ansichtskarten, vielleicht sogar Briefe an ein Du.
(25. 02. 2010) |
Vasile V. Poenaru
Sprachpolizeiliche Ermittlungen
Jahrelang hat Ioana Crăciun, rumänische Stargermanistin, Autorin
und Übersetzerin,
sich in Rumänien, Deutschland, Österreich und den
Niederlanden mit dem historischen
deutschen Drama auseinandergesetzt. Herausgekommen ist eine
akribisch recherchierte
Monographie, in der
fünf mit Bedacht gewählte Theaterstücke
in einen postmodernen
Dialog treten: Toller und Harrys
Kopf von Tankred Dorst, Die Plebejer proben den Aufstand
von Günter Grass, In Goethes Hand von Martin Walser und Hölderlin
von Peter Weiss.
(07. 02. 2010) |
Irina Wolf
Feder, Geige und Dirigentenstab
Eine Wolke
aus Musik schwebte im September über der rumänischen Hauptstadt.
Vier Wochen lang feierten die Bukarester das Vermächtnis eines
ihrer größten
musikalischen Dichter: George Enescu.
(08. 10. 2009) |
René Steininger
Enzyklopädie der Melancholie
Die
vergessenen Ränder
der Geschichte, die Außenposten der Gesellschaft, das waren
seit jeher die
großen, sich stetig
wiederholenden Themen im Schaffen des 2001 verstorbenen
deutschen Schriftstellers W. G. Sebald. Kein
anderer deutscher
Autor hat in seinen Büchern
die Verwüstungen der Zivilisation drastischer vorgeführt, keiner
die Atmosphäre der Hysterie,
in der Geschichte und Zivilisation sich entfalten, in
bedrückenderen Bildern einzufangen
gewusst als Sebald, der als eigenständiger Stilist literarische
Gattungsgrenzen
sprengte und Genres kunstvoll miteinander vermischte.
(15. 09. 2009) |
Irina Wolf
Zug des Lebens
Ihr
Erstlingswerk brauchte Zeit, um zu reifen: Bereits 1983 ist
Domnica Radulescu aus
Rumänien in die USA geflüchtet, hat dort eine Familie gegründet
und sich zu einer angesehenen
Romanistin und Theaterforscherin emporgearbeitet. Ihren ersten
Roman schrieb sie aber
erst jetzt: "Zug nach Triest" ist die autobiographisch
inspirierte Geschichte einer Frau,
die sich auf einer Lebensreise quer durch alle Sphären befindet
–
beginnend mit dem
kommunistischen
Rumänien, einer Flucht quer durch Europa bis nach Übersee ins
Exil.
(17. 08. 2009)... |
Vasile V. Poenaru
Handkes gutmütiges Lächeln
Was bedeutet es, von
einer "österreichischen" Literatur zu sprechen? Auf welche Weise
lernt man sie am ehesten kennen? Über die Seitentür deutscher
Dichtung? Über das Gespenst des Multikulturalismus? Über ein
Dutzend Zechlieder? Übers Wochenende? Über die Presse? Über den
Kurier? Über das Gesetz der großen Zahl? Oder gar über das
Gesetz einer großen Erzählung? Eines ist sicher: Um Österreichs
schreibender Zunft auf den Zahn zu fühlen, muss man sich mit
allen Wassern waschen.
(15. 07. 2009) |
Marietta Böning
Blitzgescheiter Menschenkenner
Der
"Realitätenvermittler"
Thomas Bernhards, Karl Ignaz Hennetmair, nimmt nach
dem Tod des Meisters seinen "Vermittlungsauftrag"
gewaltig ernst. Bernhards
Prosaschrift "Ja" ist
eine Reminiszenz an den Freund.
(01. 05. 2009) |
Vasile V. Poenaru
Ein Österreicher auf Umwegen
Wie ließe sich wohl
am ehesten in Erfahrung bringen, was die Welt im Innersten
zusammenhält? Die Antwort darauf kann ebenso banal und
irrlichternd sein wie die Fahrt, auf die sich ein Geschöpf des
Vorarlberger Schriftstellers Wolfgang Hermann begibt: "Herr
Faustini verreist" ist ein Roman, der seinen Protagonisten in
einen kleinen Bus setzt, um an die großen Antworten zu kommen.
Hier reist ein Österreicher, der überall hinfährt, aber nirgendwo richtig da
ist, ein
einsamer Außenseiter, der sich
fremd vorkommt in seiner eigenen Haut. Vielleicht ist er deshalb
auf der Reise:
Um in der Fremde Ausschau nach dem Heimweg zu halten.
(01. 04. 2009) |
René Steininger
Von der Freiheit, schutzlos zu sein
Die Figuren der
Marlen Haushofer sind Leidende, ihre Schreie erklingen leise,
fast unhörbar. Sie ziehen sich von der Welt zurück und umgeben
sich mit Mauern,
mit einer Wand, weil sie verletzt worden sind. Die
Wunden, die sie erlitten haben, rühren
vom
Gesellschaftskörper
her und reichen hinein bis Privateste. Dort hinterlassen sie
unauslöschliche Spuren. Diese Spuren sind sichtbar und können
benannt werden, die meist
weiblichen Träger jedoch bleiben anonym, die strukturelle
Aggression hat beharrlich
abgetragen, was an ihnen autonom war, hat sie unkenntlich
gemacht.
(09. 03. 2009) |
Peter Wegenschimmel
Wachbleiben im Dunkeln
Auch wenn der
Selbstmord das große Thema in Emil Ciorans Büchern ist,
entschied
sich der rumänischstämmige Schriftsteller persönlich doch immer
gegen den Freitod.
Ein Widerspruch, den ein französischer
Dichterkollege mit dem gespielten
Vorwurf quittierte: "Sie haben
kein Recht mehr zu leben!"
(08. 03. 2009). |
Reinhard Winkler
"Ein
leider missglückter Eiffelturm"
Zwei Nürnberger
auf künstlerischer Mission: Fredder Wanoth (Modellbauer) und
Elmar Tannert (Autor) besuchten die Kleinstadt Wels (OÖ). In der
Stadtgalerie philosophierten
sie über das urbane Leben und was es bedeutet, in der Stadt zu
sein.
(03. 12. 2008).. |
Kristina Werndl
Fairplay in Prishtina
Therapie am Rasen oder auf der
Couch – ein österreichisches Amateurfußballteam will der
leidgeplagten Bevölkerung Kosovos kickend über Kriegsgräben
hinweghelfen. Ein Spiel mit ungewissem Ausgang.
(12. 09. 2008) |
Peter Hodina
Von der Weltzugewandtheit des Weltfremden:
Über Ludwig Hohl
"Ob man
das, was ich schreibe, Prosa, Lyrik, Epik oder Philosophie
nenne, ist
mir ganz gleich. Du kannst es meinetwegen nennen Isabella oder
Victoria; wenn
du nur etwas davon verstehst." Das ist das Schöne an Ludwig
Hohls Werk: Man kann
irgendwo, mit irgendetwas beginnen, man kann es aufschlagen und
sich festlesen – und
plötzlich innehalten. Ludwig Hohl, der bei aller äußerlichen
Bescheidenheit so noble, charmante, charismatische Schweizer Dichter,
hat Sätze von
klassischer Prägnanz geschrieben, seine Notizen sind von
weltliterarischem
Rang; sie sind die kompromissloseste Gedankenprosa in der
schweizerischen Literatur des 20. Jahrhunderts. (13. 08. 2008) |
Lothar Quinkenstein
Versuch, an
Gustav Regler zu erinnern
Als 1933/34 die nationalsozialistische Propaganda mit dem Slogan
"Nix wie hemm" den Saarländern eine Heimkehr zur "deutschen
Mutter" vorgaukelt, hat eine Gruppe Oppositioneller den Mut, vor
den Berg- und Hüttenarbeitern aufzutreten und ihnen zu erklären,
dass ihre Vaterlandsliebe von einer Diktatur missbraucht wird.
Einer von ihnen ist Gustav Regler, einer der wenigen
saarländischen Autoren, die es später auch international zu
hohem Ansehen bringen. Zwischen den Veranstaltungen schreibt er
an seinem Saar-Roman Im Kreuzfeuer, den er 26 Jahre
später als "ein scheussliches Buch" bezeichnen wird. Ein
Agitationsroman in grellen Kontrasten, geschrieben unter dem
Druck, nichts als Worte zu haben, um die blinde Begeisterung für
Hitler zur Vernunft zu bringen.
(24. 07. 2008) |
Reinhard Winkler
...
Zündende
Gemische
Was man mit Sprache alles
anstellen kann. Die Oberösterreichische
Schriftstellerin Adelheid Dahimène
("Indie Underground") konstruiert in
ihrer Lesereihe
"Experiment Literatur"
einen Abend
wie einen Viertaktmotor: "Ein
Viertaktmotor ist
ein Hubkolbenmotor, der den
Kreisprozess in vier Takten bewältigt.
Diese vier Takte nennt man auch Animation."
(07.
08. 2008) |
Kristina Werndl
...
Arthur
Schnitzlers
"Therese",
gelesen von
Birgit
Minichmayr
Andrea Eckert, Erika
Pluhar, Sophie Rois, Elke Winkens, Christiane Hörbiger
usw.: In "Woman Voices", einer von der österreichischen
Zeitschrift Woman lancierten
Hörbuchreihe, kommen bekannte österreichische Schauspielerinnen
zu Wort; Diven,
Luxusweibchen und Jungstars, die sich ihr Stimmrecht am Markt
bereits erkämpft
haben. Ihre Konterfeis werben auf den Covers. Sie lesen
verschiedene
(mit einer Ausnahme) von Frauen verfasste Texte.
(20.
01. 2008)
|
Günther Stocker
...
Was die moderne
Literatur vom
Lesen weiß
Die Anfänge der
modernen Lesekultur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
wurden von einem ausführlichen und vielgestaltigen Diskurs über
das Lesen begleitet,
zahlreiche lesende Heldinnen und Helden bevölkerten damals die
deutschsprachige Literatur.
In der modernen Mediengesellschaft befindet sich die Lesekultur
erneut im Umbruch, und
wieder zeigt sich die Literatur als hervorragendes Feld, um über
die Kulturtechnik
Lesen und ihren historischen Wandel
nachzudenken.
(08.
12. 2007)
|
Karl Müller
...
Die "Wahrheit"
der Erinnerung
–
Jüdische
Lebensgeschichten
Jean Amérys "Örtlichkeiten" (1980),
Fred Wanders
"Das gute Leben. Erinnerungen"
(1996) oder Anna Maria Jokls "Die Reise nach London. Wiederbegegnungen" (1999)
gelten als
herausragende poetisch-literarische Beispiele autobiographischer
Selbstbefragung,
lebensgeschichtlicher
Bilanzierung und zugleich individuell-kollektiver
jüdischer Gedächtnis-
und Erinnerungskulturen.
Die drei genannten Texte sind sprachlich-literarisch
bemerkenswerte Exempel einer sehr
umfangreichen jüdischen Leistung auf dem Felde
von "Dichtung
und Wahrheit" – aus einem
inzwischen unübersehbaren gewordenen
Feld von bisher
etwa 600 autobiographischen
Texten deutschsprachiger jüdischer
SchriftstellerInnen.
(01. 07. 2007)
|
Martin M. Hainz
...
Synapse und
Synthese
Marietta
Bönings Gedicht
Seele III, das ihren ersten Gedichtband mit dem Titel
raumweise eröffnet, ist eine stringente Engführung von Eros – man
könnte auch sagen: Sorge – und Aggression.
(01. 06. 2007)
|
Vasile V. Poenaru
...
Kein Mann ohne
Abfindung
Was immer ich auch an
Gedrucktem zu schleppen vermag, wird schleunigst
ausgeliehen.
Die Library Card quietscht an allen Ecken, denn in
jedem Germanisten steckt ein geborener
Bücherwurm und Buchstabenmeister. Wie campusweit
bekannt ist, hält mein Schreibtisch
sowieso ohne Weiteres bis zu
hundert Kilo aus. Dieses Mal fiel
meine Wahl auf
eine Rowohlt-Monographie über
Robert Musil.
(01. 05. 2007)
|
Karl Müller ... Vier Leben in einem: Hans Schneider/Hans
Schwerte "'Nein, in die SS
wäre ich sicher nicht eingetreten', sagte ich in einer Seminarpause
zu Hans Schneider, dem neuen Honorarprofessor an der Salzburger Universität, als
dieser auf
unerhörte Weise reagierte. Er fuhr plötzlich seinen Zeigefinger auf mich aus und
rief hoch erregt
aus: 'Das, Herr Dr. Müller, sollten Sie nicht sagen! Wie können Sie das sagen!'
Wie hätte
ich ahnen können, dass ich Schwertes Lebensthema, seinen bis dahin nicht
aufgedeckten
Namenswechsel des Jahres 1945 von Hans Schneider zu Hans Schwerte,
vielleicht sein Lebenstrauma gestreift hatte."
(01. 04. 2007) |
|
Walter Wagner
...
Lauschen, Schauen, Träumen
Der Fabrikantensohn und
Harvard-Absolvent Henry David Thoreau zieht im
Jahre 1845 in eine von ihm selbst erbaute Hütte in den Wäldern von
Massachusetts, um
zwei Jahre in Einsamkeit zu verbringen. Die Aufzeichnungen seines Experiments erscheinen
später unter dem Titel "Walden". Gandhi, Martin Luther King und so
mancher Pazifist
haben aus diesem Text Kampfgeist und Ermutigung geschöpft.
(01. 03. 2007)
|
Kristina Werndl
...
Die Eiskönigin und Wolfgang Schäuble
Ein Kurzbesuch bei Berliner
Literaturagenten
Das grelle Licht des Internets scheuen sie wie Fledermäuse den Tag.
Ihr oberstes
Prinzip ist die Diskretion, ihre Chiffre das &-Zeichen.
Für literarische
Agenturen gilt: je unsichtbarer, desto besser.
(01. 03. 2007)
|
Markus Köhle
...
Beglückend, verstörend und herrlich irre
Markus
Köhle begibt sich auf die Suche nach
den Kultbüchern von morgen, als da (vielleicht) wären: Urs Mannhart.
Die Anomalie
des geomagnetischen Feldes südöstlich von
Domodossola. Oder:
Volker Strübing.
Das Paradies am Rande der Stadt.
("Finden sie
nicht auch, dass das Universum ein ganz klein wenig
nach Senf duftet? Darum: Marilpen"). Und schließlich: Lou A. Probsthayn.
Der Benutzer.
(01. 02. 2007)
|
Interview mit Christian Steinbacher
...
"Ich
jongliere mit Partikelchen" "Wenn eine Teekanne
oben und unten offen ist, und ich will mir Tee kochen, ist die
Teekanne
sinnlos.
Wenn ich mir aber gar keinen Tee mit
dieser Kanne kochen will,
dann kann eine solche Teekanne
sehr sinnträchtig sein. Der zweckfreie Raum birgt mehr
Möglichkeiten zur Sinngebung. Die Leute machen sich
verrückt, weil sie immer Sinn und
Zweck kurzschließen. Das verhindert den Mehrwert an Sinn.
In der Kunst gehen
wir aus dem Zweck raus."
Das Interview führte Reinhard Winkler.
(01. 02. 2007) |
Reinhard Winkler
...
Christoph Ransmayr: Der fliegende Berg In seinem neuesten Buch
"Der fliegende
Berg"
erzählt Christoph Ransmayr über essentielle
Dinge: Liebe, Tod und die gnadenlose Schönheit der Welt an Orten,
die sich der Mensch nur deshalb noch nicht Untertan gemacht hat,
weil die Luft dort oben am Himalaya dafür zu dünn ist.
(01. 12. 2006)
|
Franz Wagner
...
Schrecken ohne Ende Christoph Ransmayrs dritter Roman "Morbus Kitahara" beschreibt eine
verfallende Welt am Ende eines grausamen Krieges, in der Sieger und
Besiegte immer tiefer in eine Spirale aus Vergeltung, Hass und
Abstumpfung geraten. Liebe, Vernunft, Hoffnung und Mut existieren
nicht mehr. Der Stillstand, der die Menschen befällt, ist ein
Zeichen der Ausweglosigkeit. Keiner entkommt seinem Schicksal. Wer
einmal im "Steinernen Meer" leben musste, den lässt es nicht mehr
los.
(01. 12. 2006)
|
Reinhard Winkler
...
Künstlervereinigung Maerz Zwei Autoren und zwei Autorinnen lasen in der
Künstlervereinigung Maerz. Mit
"allen nicht möglichen"
war das Thema vorgegeben wie ein frommer Wunsch zur
Korrespondenz, der gar nicht erst auf seine Erfüllung hofft. Es
folgten vier Lesungen, die aufzeigten, dass Bedeutungen nichts
weiter als vorgegaukelte Tatsachen sind.
(01. 12. 2006) |
Reinhard Winkler
...
Carla Bley "Als ich vor 50 Jahren meinen ersten Job als Barpianistin in Montery
hatte, spielte ich die traditionellen Jazz-Standards. Manchmal hatte
das Publikum spezielle Wünsche, aber es war mir nicht möglich,
Nummern zu spielen, die ich nicht mochte. Somit war das mein letzter
Job als Barpianistin."
(Carla Bley)
(03. 11. 2006)
|
Kristina Werndl
...
Im Supermarkt des Wissens
Die
Bibliotheken an Österreichs öffentlichen Universitäten sind noch
Lichtjahre von den Service-Leistungen
englischer oder amerikanischer Universitäten entfernt.
Mit ihren knappen Benutzerzeiten diskriminieren sie indirekt jene
Studierenden, die einem Job innerhalb der
Normarbeitszeiten nachgehen.
(26. 10. 2006)
|
Norbert Trawöger
... "Kultur
und Kunst kann so aufregend sein!" Franz Welser-Möst
im Interview:
Der Welser
Stardirigent Franz Welser-Möst war im September mit seinem
Cleveland-Orchester (USA) auf Europatournee. Möst und sein Orchester
hatten beim Linzer Brucknerfest eine
erfolgreiche dreitägige Orchesterresidenz. Das
Gespräch
fand nach der Tour in Linz
statt.
(25. 10. 2006)
|
Reinhard Winkler
...
Brecht im Kofferraum Nach Stifter, Joyce und Mozart hat sich Kurt Palm nun mit
Bert Brecht eine weiteren großen Künstler vorgeknöpft. Spätestens
jetzt ist klar, dass der unkonventionelle Umgang des selbsternannten
Volksbildners mit den alten Meistern und ihren Werken Methode hat.
(23. 10. 2006)
|
Kristina Werndl
...
Von irren Ärzten und Kindern Paulus Hochgatterer:
"Die
Süße des Lebens":
Witzig, unprätentiös und frech wie
gewohnt
ist Paulus Hochgatterers neuer Roman.
Aber auch dunkler, verstörender und
komplexer.
Ein
Whodunit
mit faszinierenden Charakteren, dessen Spannungsenergie
nach Buchende nicht aufgebraucht ist.
(23. 09. 2006) |
Vasile V. Poenaru
...
Karl Markus Gauß: "Wirtshausgespräche in der
Erweiterungszone" Tief in die oft divergierenden Mentalitäten der neuesten Europäer
wagt sich Karl Markus Gauß, der Salzburger
Kultur-Scout hinein, um der Integration auf die Zähne zu fühlen.
Er ist
nicht
immer optimistisch aufgelegt,
doch einfach in die Rolle des EU-Skeptikers
zu schlüpfen,
das wäre ihm zu viel –
oder eben doch zu wenig.
(18.
09. 2006) |
Karl Müller
...
Hermann Nitsch in Rauris Bereits seit 1985 tritt die Amtskirche
gegen Nitschs "inhumane,
destruktive Kunst"
auf, die gezielt religiöse Symbole
missbrauche und vermarkte.
Das sei
ein "schwerwiegender Angriff auf die
Gottesverehrung und die Menschenwürde". Nitschs Konter: "Ich verwende
in meinen Aktionen Kultgegenstände von allen Religionen – aber dies
keineswegs in herablassender Art. Meine Aktionen sind keine
Entsublimierung alter 'frevlerischer' oder 'heidnischer' Kulte, mir
geht es einzig und allein um Aufdeckung, Bewusstmachung und
Sublimierung des Triebhaften – also letztlich um ein tiefes,
begeistertes Ja zum Leben."
(15. 09. 2006) |
Hans Durrer
...
Ein großer Journalist Ernst Müller-Meiningen jr. arbeitete von 1946 bis 1979
in
der Redaktion der
Süddeutschen Zeitung.
In mehr als 4000 Leitartikeln, Glossen und
Kommentaren setzte er sich für einen humanen und liberalen
Rechtsstaat ein.
(01. 08.
2006) |
Vasile V. Poenaru
...
Handke-Dimension des Schreibbaren Peter Handke ist zu vehement, als dass man ihn heute noch wirklich so ohne
Vorbehalt
mögen könnte. Er ist in seiner Polemik, er ist in seinen
Feststellungen, in der Beweisführung
und in
den Standortbestimmungen rund um
"seine" Serben
viel
zu weit
gegangen.
Er hat zu offen gesprochen. Er hat
zu unüberlegt gesprochen. So
geht das Gerücht.
(27. 07. 2006) |
Kristina Werndl
...
Odysseus über den Wolken Mit dem Polit-Thriller
"Opernball" landete Josef
Haslinger 1995 einen spektakulären Erfolg,
drei Jahre später wurde das Buch fürs Fernsehen verfilmt. In
"Zugvögel" nimmt der
gebürtige Niederösterreicher, der am Deutschen Literaturinstitut
Leipzig unterrichtet, den Leser mit in die
Kirschbaumkronen der österreichischen Provinz und die sonnenfreien Darmwindungen von New Yorks Metro.
(28. 06. 2006) |
Hans Durrer
...
Inszenierte Wirklichkeiten Michael Moore, schrieb Geoffrey O’Brien in der
New York Review of Books,
mache weniger Dokumentarfilme als Filme mit Dokumenten, und manch einer
wird sich da fragen, wo denn dabei der Unterschied
liege.
(27. 06.
2006) |
Nina Michael
...
Lemminkainen
und seine Mutter Eine Studie des
finnischen Nationalepos Kalevala: Die Kalevala ist ein von Elias Lönnrot im 19.
Jahrhundert auf Grundlage der mündlich überlieferten
finnischen Volksdichtung zusammengestelltes Epos. Es gilt als das finnische
Nationalepos und zählt zu den wichtigsten literarischen Werken in finnischer
Sprache.
(20. 05. 2006)
|
Bernhard Flieher
...
Kreisen
um den Fels Wenn alles gesagt
ist, wenn jedes Wort gedreht und gewendet und gedeutet ist, wenn jeder Stein,
auf den der Betrachtete getreten war, gehoben und darunter biografische Details
entdeckt worden sind, dann bleibt nur noch die persönliche Erinnerung, um sich
einem Monolith wie dem irischen Schriftsteller Samuel Beckett anzunähern. (28. 04. 2006)
|
Kristina Werndl
...
Egyd
Gstättner: Das Mädchen im See Dieses Buch über die Qualen des
Nichtrauchens ist besser als jede Raucherausstiegshilfe:
Zwar kuriert es nicht die Lust am blauen Dunst, sondern
steigert sie – aber so lustig wie Egyd
Gstättners Leidensmanifest ist garantiert kein im Laden
erhältlicher Ratgeber. Kein Plädoyer fürs Rauchen – aber eines fürs
Lesen. (30. 03. 2006)
|
Vasile
V. Poenaru
...
Ein
demokratischer Señor aus der Schweiz
Ein hochgradiges Ergründungsvermögen und die Achtung für seine
Mitmenschen haben Hugo
Loetscher dazu veranlasst, poetische Bilder in den Raum zu
stellen, die wie kulturtheoretische Abhandlungen anmuten,
ohne dabei
Distanz und Kälte
zu verströmen.
Seine Dichtungen sind wohlrecherchierte und vielfach
reflektierte kritische Analysen: mit Witz und
Herz niedergeschrieben.
(28. 03. 2006)
|
Hans
Durrer ...
Fotos,
Labels, Wahrnehmung und Realität Bilder,
auf denen nicht zu erkennen ist, ob sie
die Wirklichkeit
darstellen oder nur gestellt sind, müssen erklärt
werden. In der Praxis bedeutet das, dass eine "credit
line"
(die darüber Auskunft gibt, wer das Bild gemacht hat)
je nachdem "Fotografische
Darstellung von" oder
"Fotografische Illustration von" oder eben
"Foto von", lauten
muss und damit dem Betrachter verstehen hilft, was er vor Augen
hat.
(23. 01. 2006)
|
Vasile V.
Poenaru
...
Österreichs
Visitenkarte à la Salzburg "Literatur und Kritik"
auf zwanzigtausend Seiten: Vierzig Jahre nach ihrer Gründung
erscheint Österreichs traditionsreiche
Literaturzeitschrift mit einer Auswahl von Beiträgen aus den ersten fünfundzwanzig
Jahren
ihres Bestehens,
um wieder einmal
das schreibende Österreich zu beleuchten: von
H.G. Adler bis O.P. Zier.
(22. 01. 2006)
|
Kristina Werndl
... "Man
bekommt spontan Lust zu pöbeln" Aurora-Interview mit Kathrin Röggla: Kathrin
Rögglas
Verhältnis zu Österreich, ihr Dichtungsverständnis, ihre Themen,
ihr Arbeitsprozess und ihre Ansicht über DichterInnen als
öffentlich wirkende Intellektuelle.
(23. 12. 2005)
|
Hans
Durrer
...
Why
not? Über den
'White
Lotus'-Verleger Diethard Ande. (21. 12. 2005)
|
Vasile V.
Poenaru
...
Die
Spur zurück Peter Handkes
Don Juan:
Die meisten Rezensenten scheinen eher über jenen
Don Juan zu schreiben, den sie sich
vorstellen, nicht über den, der sich ihnen vorstellt, wobei sie freilich in erster Linie über sich
selbst schreiben, was vielleicht eine geheime Rache Handkes ist. (18. 12. 2005)
|
Bernhard
Flieher
...
Der
Himmel fiel Eine traurige Geschichte vom Ende des
Widerstands: Asterix in Gefahr, der 33. Band der
legendären Serie, enttäuscht mit plattem Witz und Ideenlosigkeit.
(16.
11. 2005)
|
Thomas
Sukopp
...
Good
bye, Feyerabend
Paul K.
Feyerabend war
ein Meister der Ironie und Selbstironie. Er war außerdem widersprüchlich
bis zur Selbstzerrissenheit, ein faules Arbeitstier, ein von Tätigkeit
erfüllter, leergepumpter Gelangweilter, ein impotenter Frauenschwarm,
der seine Frauen inklusive vierer Ehefrauen, denen er sehr oft treu war,
nicht nur mit Worten verwöhnte.
(19.
08. 2005) |
Bernhard
Flieher
...
Schniff
und Schluchz Jammer! Oh
Ungemach! Erika Fuchs ist tot. Für Schluchz bleibt wenig Zeit.
Die alten Hefte
von Donald & Co.
müssen
vom Dachboden geholt werden. (25.
05. 2005) |
Hans
Durrer
...
Die
Medien für die Massen Hat eine Regierung die Mehrheit, hat sie
in der Regel auch die Medien auf ihrer Seite
–
die Massenmedien. Dass letztere damit auch dem
Massengeschmack zu entsprechen haben, ist logisch, aber nicht unbedingt
schlecht. Nur hat das nichts, aber auch gar nichts mit dem
Selbstverständnis zumindest einiger weniger Medien zu tun, die sich in
erster Linie als demokratische Kontrollinstanz, das heißt, als "Vierte
Gewalt" verstehen. (28.
03. 2005) |
Vasile V.
Poenaru
...
traum
von der rauchenden stadt Eine CD von Wolfgang Hermann und Peter
Madsen:
Das Wort von Wolfgang Hermann (Autor) und der Ton von Peter Madsen
(Musiker) wurden in eine CD eingespielt. Jetzt sind sie ein kleines
Kulturding, das man sich aneignen kann, das man bewundern oder verwerfen
kann: eine drohende "niemandsstimme" im Ohr.
(24.
03. 2005) |
Hans
Durrer
...
Was
wir über die Welt wissen Was
wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben,
wissen, wissen wir durch die Massenmedien. Niklas
Luhmann hat das geschrieben, 1995 war das. Es
gilt immer noch, ja es gilt immer mehr. (20.
02. 2005) |
Hans
Durrer ...
Medienwelten Es
ist eine Binsenwahrheit und uns trotzdem (oder deswegen?) nicht bewusst:
die Ereignisse haben sich den Medien anzupassen. Und sie tun es
auch – keiner, der sich in der Gegenwart von
Medienleuten (und speziell einer Kamera) nicht bemühen würde, sich
von seiner vorteilhaftesten Seite zu zeigen.
(03.
01. 2005) |
Peter Hodina
...
Offener
Brief an Peter Sichrovsky Sehr geehrter Herr Sichrovsky,
vor nicht ganz einer Woche habe ich an Sie einen Brief geschrieben, der
leider etwas ausgeufert ist. Das Wort "Brief" kommt ja bekanntlich von
lateinisch "brevis" = "kurz", und lange Briefe könnten durchaus als
Zumutung empfunden werden. Angeregt worden war dieser lange Brief durch
die Lektüre Ihres vor Jahren erschienenen Buches 'Seelentraining', das
mir, wie Sie sehen werden, außerordentlich gut gefallen hat.
(08. 11. 2004)
|
Raymond Zoller
...
Vom
rechten und unrechten Schreiben Nun soll sie also wieder
rückgängig gemacht werden, die vielbeschworene Rechtschreibereform; wirr
und chaotisch soll sie enden, wie sie begonnen, das geschaffene Chaos
weiter vergrößernd. (26. 09. 2004)
|
Vasile V. Poenaru
...
Transcarpathica In dem von der Gesellschaft der Germanisten Rumäniens und dem Deutschen
Akademischen Austauschdienst ins Leben gerufenen rumänischen Jahrbuch für
Germanistik geht es fast vierhundert Seiten kreuz und quer durch die karpatische
und transkarpatische Kulturlandschaft, oder allgemeiner: von Bukarest bis
Temeswar und Jassy, von Budapest bis Wien, von Göteburg bis Cairo.
(13. 06. 2004)
|
Kristina Werndl
...
Der
Sendeauftrag der EU - Eine Anregung In der öffentlichen Diskussion
dominieren die herrschenden Missstände in der EU. Es gilt aber auch die
andere Seite der Medaille aufzudecken. (13. 04. 2004)
|
Vasile V. Poenaru
...
Die
sterbenden Europäer Der Salzburger Kulturpublizist Karl-Markus Gauß ist ein alter Kämpfer
gegen Verblödung, Ignoranz und Vorurteile. Wie die
von ihm besuchten Völkergruppen ist sein Diskurs über deren Schicksal
höchst differenziert. Trotz
schlagfertiger Analysen und umfassender, oft erstaunlich
unkonventioneller Gedankenzüge wirken seine Betrachtungen und Erwägungen
nicht etwa polemisch, sondern eher gelassen, ja manchmal geradezu
gutmütig. (17. 03. 2004)
|
Vasile V. Poenaru
...
Japan
österreichisch? Über Wolfgang Hermanns
"Japanisches Fährtenbuch": Als Lektor an der
Sophia-Universität in Tokyo hat der Wolfgang Hermann Japan
kennengelernt. Als Lektor seines Buches steht es jedem frei, die weite
Fahrt mit anzutreten, die in ein Land führt, das wir nicht kennen.
(03. 02. 2004)
|
Kristina Werndl
...
Was
bleibt Anna Mitgutschs neuer
Roman
Familienfest: Auf 400 Seiten wird der
Leser mit über zwei Dutzend Mitgliedern einer jüdischen Großfamilie
bekannt gemacht, deren mythischen Bezugspunkt der einst aus Europa in
die USA emigrierte Joseph Leondouri bildet. An den ihm nachfolgenden
Generationen entwickelt Mitgutsch ein vielschichtiges Porträt
amerikanischer Juden des 20. Jahrhunderts, das über individuelle
Eigenheiten hinaus immer auch eine allgemeine soziologische Entwicklung
durchscheinen lässt. (15. 12. 2003)
|
Vasile V. Poenaru
...
Im
Vorfeld der Quantengermanistik
Quantenphysik und Germanistik –
wie passt das zusammen? Es passt, meint der Autor, "weil in der
Quantenmechanik die Eigenschaften von Teilchen erst durch deren
Beobachtung und in der Sprache die
Eigenschaften von Partikeln erst durch deren Wahrnehmung entschieden
werden. (28. 11. 2003)
|
Kristina Werndl
...
Schrei
nach Liebe Margit Schreiners
jüngster Text "Heißt lieben" klingt erfolgversprechend. Dann
aber gleitet ihr das Verfahren aus der Hand. (21. 10. 2003)
|
Kristina Werndl
...
Sputum
wie eine Hibiskusblüte
Der Schotte Robert
Louis Stevenson, Autor von Klassikern wie
Die Schatzinsel und Der seltsame Fall des Doctor Jekyll und
des Mister Hyde, starb im Dezember 1894 44-jährig in seinem Haus
Vailima bei Apia in Westsamoa. Stevenson garantierte spannungsreiche
Unterhaltung mit höchster Raffinesse. Um seine Person und sein Schreiben
dreht sich Alberto Manguels Erzählung Stevenson unter Palmen.
(01. 07. 2003) |
Kristina Werndl
...
Kopflos
ins Sekundenglück Judith Hermann erzählt
wieder, von Dreißigjährigen in der Fremde und vom Aufbruch ins
unentdeckte Land der Seele. (21. 05. 2003)
|
Maria E. Dorninger
...
Vergessene
Zeiten "Lehmanns Erzählungen" von Siegfried Lenz erzählt von einer Zeit des Mangels, in der es
zuerst einmal darum ging, existentielle Bedürfnisse zu stillen. Es geht
um eine Zeit, in der mangels Fett die Entdeckung von Bedeutung ist,
Kartoffeln auch in Kaffeesatz braten zu können, und auch Kartoffeln muss
man erst einmal haben..." (12. 10. 2002)
|
Vasile V. Poenaru
...
Schriftstellerei:
ein Job Fast Food
statt tiefgehender Analyse: Wer heute Texte verkaufen will, muß sich
immer hemmungsloser den Erfordernissen des Marktes, der Politik und der
schweigenden Mehrheit anpassen, um überhaupt noch auf der Bildfläche zu
erscheinen.
(17. 03. 2002) |
Franz Wagner
...
Odyssee
im Weltraum
Die Science Fiction bloß als
Unterhaltungsliteratur und als eine Form des Irrationalismus zu
betrachten, ist nicht unbedingt richtig. Olaf Stapledons "Star Maker"
beispielsweise ist eines jener Werke, das aufgrund seiner
phantastisch-philosophischen Elemente zwar zur Science Fiction gerechnet
wird, aber doch viel mehr mit den großen utopischen Romanen Orwells,
Bradburys oder Huxleys zu tun hat als etwa mit dem "Raumschiff
Enterprise". (01.
03. 2002) |
Markus Murauer
...
Eltern
sind unser Schicksal Erinnern oder Vergessen? Die
Vergangenheit aufarbeiten oder ruhen lassen? Monika Maron fand die
Briefe ihres Großvaters Pawel in einer alten Schachtel und entschloss
sich, der Vergangenheit nachzugehen. Herausgekommen ist ein Buch, das
die Problemfelder der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts anhand
des Schicksals ihrer Familie exemplarisch aufzeigt.
(05. 02. 2002)
|
Hermann Maier
...
Eine
Million Gründe, das Leben zu verneinen Am 17. Oktober 1978, kurz
vor 14 Uhr, wird Jean Améry (eigentlich: Hans Maier) in einem Salzburger
Hotelzimmer tot aufgefunden. Ein Mann schied hin: Schlafmittelvergiftung
wird als Todesursache angegeben. Die letzten Stunden vor seinem
Verschwinden darf man sich so vorstellen. (23. 12. 2001)
|
Maria Dorninger
...
Granatblüte
und oder über eine mögliche Funktion des Kitsch Lange konnte
ich in dieser Nacht nicht einschlafen, ohne einen eigentlichen Grund
dafür finden zu können: War ich einfach übermüdet, nagte vielleicht ein
mir nicht bewusstes Problem an meiner Seele? Auch in der nächsten Nacht
erging es mir nicht anders. Ich quälte mich durch die Nacht, wohl
wissend, dass Schlaftabletten keine Dauerlösung sein konnten.
(12. 11. 2001)
|
Hermann Maier
...
Anna
Blume geht durchs 20. Jahrhundert Paul Auster ist ein
Schriftsteller, der seine Figuren immer wieder an den Anfang
zurückkehren lässt: Es ist ihnen nicht bestimmt, sich in Gewissheit zu
wiegen: weder was das Wesen der Welt, noch was sie selbst betrifft. Sie
bleiben Suchende: "Was heißt leben?" – "Wozu leben?" Diese Fragen lassen
sie nie ganz los. (11. 09. 2001) |
Aram Baktia
...
Ihr
Brecht - Unser Brecht! Ihr Brecht trug teure
Lederjacken, rauchte Havanna Zigarren, wollte Arzt werden, hatte ein
Sparkonto in der Schweiz, liebte Oldtimer und belesene Frauen...Unser
Brecht war ein großer Literat, kritischer Dichter, revolutionärer
Stückeschreiber, dialektischer Denker, humanistischer Weltbürger mit
politisch-prophetischen Ansichten. (07. 09. 2001)
|
Martin Krusche
...
Literatur
und Politik Kulturschaffende und
Kulturpolitiker haben zuweilen beträchtliche Auffassungsunterschiede
bezüglich des Kulturbegriffs. In dieser österreichischen Begebenheit,
die es durchaus wert ist, erzählt zu werden, wird von Letzteren
versucht, diese Unterschiede mittels Radierer und Löschtaste einzuebnen. (10.
08. 2001) |
Hermann Maier
...
Der
Steppenwolf tanzt Einer der schönsten Momente in
der deutschsprachigen Literatur ist jener, wo Harry Haller, der
Steppenwolf, mit Hermine tanzt. Für einen Augenblick bekommt man hier
das gute Gefühl, als könne ein Mensch tatsächlich die Balance zwischen
dem Ja und dem
Nein
finden. (28. 05. 2001) |
Hermann Maier
...
Findelgeschichten Helmut Bräuer:
Miniaturen aus Kursachsen im 18. Jahrhundert:
Selbst den historisch Versierten wird es verblüffen, wie anschaulich und
plastisch die Prosa Bräuers die frühe Neuzeit und hier vor allem den
Alltag der Unterschichten macht. (22. 04. 2001) |
Matthias Part
...
Menschenverunstaltungsanstalten
Vor 15 Jahren publizierte Thomas
Bernhard
seinen umfangreichsten und wichtigsten Prosaband "Auslöschung. Ein
Zerfall". Genau ein Vierteljahrhundert ist es her, dass die erste
"Sauwaldprosa"
des deutschen Staatsfeinds Uwe Dick erschienen ist. Bezüglich der Originalität
ihrer Schreibweisen, der Neinsagekraft gegenüber Staat und Kirche,
der Streitbarkeit ihrer Aussagen und Radikalität ihrer Lebensformen haben
Bernhard und Dick einiges gemein. (09.
03. 2001) |
Matthias Part
...
Hand
in Hand mit Ulysses
Es gibt sehr ungewöhnliche Arten des Reisens. Manche machen sich
weltweit auf die Suche nach bestimmten Pflanzenarten. Einige fahren von
Rock-Festival zu Rock-Festival. Und andere folgen gerne literarischen
Spuren. Der Sauwald zwischen Donau und Inn ist für Letzteres ein idealer
Ort. Aber natürlich auch eine Großstadt wie Dublin. (11.
02. 2001) |
Hermann Maier
...
Zen
und die Kunst ein Motorrad zu warten "Zen und
die Kunst ein Motorrad zu warten" von Robert M. Pirsig ist ein Buch über einen Motorradtrip
von Minnesota nach Kalifornien, aber auch ein Trip in die Vergangenheit
des Ich-Erzählers: Dieser, so erfährt man nach und nach, war einmal ein
ganz anderer, nämlich ein hochbegabter Universitätsprofessor, den sein
Denken schließlich in den Wahnsinn trieb. (29. 12. 2000)
|
Martina Schmidt
...
Glühwürmchens
Rache Ob ein Buch zu einem Erfolg wird
oder nicht, hängt, abgesehen von einer optimalen Planung, von vielen
Zufällen ab. Mit ein paar dieser Unwägbarkeiten beschäftigt sich der
nachfolgende Beitrag. (26. 11. 2000)
|
Karlheinz Rossbacher
...
Lesen
und Germanistik - heute und morgen Ist die Germanistik überflüssig?
Naht mit den neuen Technologien das Ende des Buches? Worin liegt die
Bedeutung der Literatur? Das sind die Fragestellungen, auf die der
Salzburger Germanist Karlheinz Rossbacher recht eindeutige Antworten
formuliert. (18.
08. 2000) |
Hermann Maier
...
Vermischte
Gedanken über die Literatur Der moderne Schriftsteller ist
kein Knecht, sondern sein eigener Herr. Er akzeptiert nur seine eigenen
Regeln: Er bringt das zur Sprache, was ihm richtig und wichtig
erscheint, er schreibt, wie und was er will und (hoffentlich) nicht, was
Leser und Literaturkritiker von ihm
erwarten. (04.
08. 2000) |
Zaneta Sobota
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Die
Faszination des Theaters im Zeitalter von Film und Fernsehen Das Theater wird heute von immer
weniger Menschen besucht – das ist eine Tatsache. Der Grund dafür ist
darin zu suchen, dass das Fernsehen und das Kino das Theater in seiner
Funktion als "Vermittler" von Erlebnissen und Sachverhalten zunehmend
ersetzen. (18.
07. 2000) |
Franz Wagner
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Zirkelschluß
im Big-Brother-Haus
"Big Brother zeigt das Leben, wie es wirklich ist." Diese von Fans und
Medienexperten gleichermaßen geprägte Einschätzung wird des öfteren als
gewichtiges Argument für die Existenz immer extremerer Real-Life-Shows
angeführt. Was beide aber nicht wissen: Das Bedürfnis nach gesteigerter
"Realität" wird in Wahrheit gar nicht erfüllt. (14.
07. 2000) |
Terézia Mora
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Statt
einer alten Rede
Jörg Haider sorgt immer wieder dafür, dass sich alles um ihn dreht. Auch
der traditionelle Ingeborg-Bachmann-Preis soll letztlich wegen ihm nicht
mehr so heißen dürfen. Was aber wird durch solche Maßnahmen bewirkt?
Wird Haider damit nicht ein Feld geräumt, auf dem er nichts verloren
hat? (22.
06. 2000) |
Traude Veran
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Literatur
und Rechtschreibreform JournalistInnen, SchriftstellerInnen und WissenschaftlerInnen sind von
jeder Veränderung der Schreibkonventionen unmittelbar betroffen. Man
sollte also meinen, dass sich die schreibende Zunft heftig interessiert
und einmischt, wenn von einer Änderung der Rechtschreibung die Rede ist.
Das Gegenteil war der Fall. (16.
06. 2000) |
Kristin Teuchtmann
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Zwischen
Fremdheit und Sehnsucht Anna Mitgutschs neuester Roman: "Haus der Kindheit":
Max Berman, Mitgutschs erster männlicher Protagonist überhaupt, ist
ein erfolgreicher New Yorker Innenarchitekt, der nicht wirklich
irgendetwas zu vermissen scheint. Er liebt seine Arbeit, verschiedene
Frauen und seine Stadt: die Architektur, den Strand von Coney
Island und das Meer. (30. 05. 2000)
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Karl Müller
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Spielball
der Geschichte - Modellfall Kärnten Der hier publizierte Vortrag des Salzburger Germanisten Karl Müller
(anlässlich des Symposions "Heimat. Regionale Identitäten im historischen
Prozess") thematisiert den Film "Das Dorf an der Grenze"
von Thomas Pluch. (28.
05. 2000) |
Hermann Maier
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Alle
Menschen sind sterblich "Alle Menschen sind sterblich" von Simone de Beauvoir
beschreibt die wechselvolle Geschichte eines Mannes, Raymond Foscas, dem
der Genuss eines Elixiers Unsterblichkeit verliehen hat. Wir begegnen
ihm als Fürst im mittelalterlichen Italien, als Vertrautem Karls des
Fünften, während der Entdeckung der Neuen Welt, im Revolutionszeitalter.
Wer aber nun meint, "Alle Menschen sind sterblich" sei ein beliebiger
historischer Roman, der irrt sich gewaltig. (24.
05. 2000) |
Matthias Part
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Ingeborg
Bachmanns Werk Hans Höllers 1999 erschienene
'rowohlts monographie' über Ingeborg Bachmann: Der 1947 in Vöcklabruck
geborene und an der Universität in Salzburg lehrende Germanist Hans
Höller beherrscht eine Gabe, die bei Biografen eher selten ist. (22.
05. 2000) |
Matthias Part
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Thomas
Bernhard und der Hippinger Hansi Der "Hippinger Hansi" aus
Seekirchen war gemeinsam mit dem Schorschi aus Ettendorf wohl der
wichtigste Freund Bernhards aus der Kinderzeit, und er begleitete des
öfteren den Schriftsteller Johannes Freumbichler und dessen geliebtes
Enkelkind bei den so wichtigen Spaziergängen. (12.
05. 2000)
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