...
Neue Texte
Eine dünne Linie trennt das
Mögliche vom Unmöglichen
Als ich Mitte Februar in Udine
eintraf, um eine Theater-
aufführung über die
Arbeit von humanitären Organisa-
tionen zu besuchen, dachte ich
nicht, dass diese nur
eine Woche später von großer Aktualität
sein würde.
Dass Vertreter von Hilfsorganisationen wie
Ärzte ohne
Grenzen oder das Internationale Komitee vom
Roten
Kreuz (IKRK) romantische Charaktere sind oder Helden,
die tatsächlich eine
Veränderung in der Welt bewirken
können, das dachte sich Tiago Rodrigues, bevor er
die Arbeit an
Im Rahmen
des Unmöglichen ("Dans
la mesure de l'impossible") begann.
(Irina
Wolf,
26. 05. 2022)
Ist das Leben Gottes Geschenk?
Er ist 78
Jahre alt, hat zwei erwachsene Kinder und
drei
Enkelkinder. Körperlich und geistig ist er kernge-
sund.
Trotzdem möchte er – Gärtner ist sein Name –
vorzeitig sterben. Lebensfreude und -mut sind seit
dem Tod seiner
Frau vor zwei Jahren verschwunden.
Obwohl ihn seine
Kinder von seinem geplanten Selbst-
mord abbringen wollen,
haben sie es nicht geschafft,
ihren Vater umzustimmen...
Dem sensiblen Thema des
assistierten Suizids nimmt
sich Ferdinand von Schi-
rach in seinem neuen Theaterstück
GOTT an.
(Irina
Wolf,
01. 05. 2022)
Müller & Sohn: Eine Super-Gedankentour an der Rur
Dieses Gespräch wurde Anfang 2022 von einer meiner
sprachlich begabten Assistentinnen back in the hood
aufgezeichnet.
Right! In the old neighbourhood. Ich
setze jetzt wie branchenübergreifend üblich noch kurz
meinen Namen drauf, soweit es der g’schätzten Leser-
schaft nichts ausmacht, und gelte ab sofort, thank
your very much, als rechtmäßiger Urheber ever after
– oder doch jedenfalls solange das Copyright Bestand
hat. Click, click, click. Copy and paste. Supi! …
(Vasile
V. Poenaru,
13. 04. 2022)
Von den Grenzen in unseren Köpfen
Seit 2018 werden mit
der Reihe "Drama Panorama"
des Berliner Neofelis Verlags Zugänge
zu zeitgenös-
sischen Theatertexten aus anderen Sprachräumen
eröffnet. Die im November 2021
als fünfter Band in
der Serie erschienene Anthologie Mauern
fliegen in
die Luft der
Herausgeberinnen Franziska Muche und
Carola Heinrich versammelt
neun
Stücke aus dem
iberoamerikanischen Sprachraum. (Irina
Wolf,
20. 03. 2022)
Malagola
– berauschender Innovationsraum
Konzipiert und geleitet
von Ermanna Montanari, ist
Malagola eine Stimmtrainingsschule.
Das Projekt
hat
seine Wurzeln in Montanaris vierzigjähriger, mehrfach
preisgekrönter
Forschungsarbeit zur Poetik der Stimme
sowie in den über die Jahrzehnte
kreierten soliden Part-
nerschaften auf nationaler und internationaler Ebene.
Neben Montanari, Mitbegründerin und künstlerischer
Leiterin des Teatro delle
Albe/Ravenna Teatro, ist
Enrico Pitozzi, Wissenschaftler und Professor an
der
Universität Bologna, der stellvertretende Direktor.
(Irina
Wolf,
10. 03. 2022)
Karpatensuppe for future
Ort der Handlung:
deep Romania; etwa 20 km von der
Bahnhaltestelle Bologa (unweit Großwardein) entfernt.
Zeitraum der Handlung: traumhafter Hochsommer im
Vorfeld der Wende. Und die Handlung selbst? A
bisserl
lesen, a bisserl latschen, a bisserl klettern, a bisserl
quatschen.
So fing eine
der zentralen Wanderungs-
G’schichten meiner Jugend an: die Durchquerung des
Apuseni-Massivs. Achtzig Kilometer. Eine Berghütte.
Ein paar wenige Wanderer. Ein paar Schäfer. Und viele
Höhlen. Die
sogenannten Apuseni-Höhlen. Und wir?
Drei Höhlenmenschen, die Taschenlampe
stets zur
Hand. How about it?
(Vasile
V. Poenaru,
28. 02. 2022)
Rettung für Mutter Erde
Mutter (Madre) heißt Marco
Martinellis neues zwei-
teiliges Theaterstück. Auf den
ersten Blick scheint es
sich um einen Generationenkonflikt zu handeln:
Nach-
dem die in die
Jahre gekommene Mutter in einen
Schacht gefallen ist, plant ihr Sohn, sie
aus dem Loch
herauszuziehen, oder zumindest äußert er diese Ab-
sicht. Wer aber mit
Martinellis Werken
vertraut ist,
weiß, dass seine Texte mehrere Ebenen aufweisen
und das
Publikum
vor unterschiedliche intellektuelle
Herausforderungen stellen.
(Irina
Wolf, 07. 02. 2022)
..
..
Showcase aus Rumänien: Vorhang auf!
Als erster
rumänischer Showcase des vergangenen
Jahres präsentierte
sich INDEPENDENT EXTERIOR aus-
schließlich online. Vom 3.
bis 7. November 2021 stellte
es fünfzehn herausragende
Theater- und Tanzproduk-
tionen der Bukarester
unabhängigen Szene vor. Ein
weiteres Vorhaben der
Organisatoren war es, zehn
Veranstaltungsorte und
-institutionen der Freien
Szene einem internationalen
Publikum bekannt zu
machen.
(Irina
Wolf, 18. 01. 2022)
..
..
Captain O'Mei in Laa an der Thaya
"Herrschaften!", hatte der
diensthabende Mast-Bursch
auf WhatsItGonnaBe gepostet. "Aussteigen, bitte!
Laa
an der Thaya! Hurry up! Or else." Und eins war den
erlauchten Fahrgästen
der k. und k. Laaer Ostbahn
auf Anhieb klar:
The Mastbursch meant business. Ob
der verehrte Gast denn
auch hundertprozentig satis-
fied sei, wollte O’Lala wissen, nachdem
O’Mei sich a
bisserl in der kleinen, aber feinen Ortschaft am Rande
des
Seins umgeschaut hatte. Und in der Tat war Laa
an der Thaya
all Captain O’Mei ever dreamt of in his
philosophy. Und er sagte: "Rrr! …"
(Vasile V.
Poenaru, 31. 12. 2021)
Zwischen Beständigkeit und
Neuschöpfung
Vielfalt, Kreativität, Innovationskraft: Das spiegelt
sich in
den aktuellen Performance-und Theaterpro-
duktionen wider, die beim rumänischen
Nationalthea-
terfestival zu sehen
waren. Pandemiebedingt mussten
die Festspiele zum zweiten Mal in
Folge ins Internet
ausweichen, generierten dort aber eine bemerkens-
werte Präsenz.
Der Zugang zu den
knapp vierzig
Inszenierungen war bei allen Streams kostenlos,
die
meisten
Aufzeichnungen für 48 Stunden mit englischen
Untertiteln
verfügbar. (Irina Wolf, 18.
12. 2021)
Nationaltheaterfestival Bukarest 2021
Eigentlich
hätte die 31. Ausgabe des rumänischen
Nationaltheaterfestivals Ende Oktober endlich wieder
mit
Publikum stattfinden sollen. Doch die Pandemie
machte
erneut einen Strich durch die Rechnung. Mit
Blick auf
die steigenden Infektionszahlen haben die
Organisatoren
im Eiltempo eine Online-Ausgabe auf
die Beine gestellt,
die sich als großer Erfolg entpuppte.
Zum zweiten Mal in
Folge wurden die Festspiele ins
Internet verlegt, sodass
Zuschauer aus aller Welt die
Möglichkeit hatten, dem
Festival vom 6. bis 14.
November beizuwohnen. (Irina Wolf, 24.
11. 2021)
Hochtrabendes Dingsbums-Imponiergehabe
Making sense of history? Nichts weniger hatte
Jörn
Rüsen mit seinem Werk "Zerbrechende Zeit. Über den
Sinn der
Geschichte"
im Sinn
–
so meine Hoffnung. Und
ich erhoffte mir auch, in diesen Seiten
über eine zer-
brechende Zeit ein leidlich durchdachtes Werk
vorzu-
finden. Man gewinnt aus diesem
Buch keine Einsich-
ten. Das Vorwort wirkt ebensowenig überzeugend
und ungeschickt wie der Epilog.
Sprachlich unge-
schliffen sind diese Texte auch noch oft genug.
Außerdem entbehrt der Band einer begrifflich
soliden Grundlage.
(Vasile
V. Poenaru,
18. 09. 2021)
Hinter den Kulissen lauert die
Angst
Franz
Kafkas Erzählung Der Bau wurde im Winter 1923
geschrieben, als der Autor bereits an fortgeschrittener
Lungentuberkulose litt. Elena Bakirovas Inszenierung
entpuppt sich als eine relevante Gefühlserkundung
nach
der pandemiebedingten sozialen Isolation. Die
Virtual-Reality-Produktion des Schauspielhauses Graz
überzeugt durch Tempo, starke Bilder und eine gran-
diose
schauspielerische
Leistung. (Irina Wolf,
26. 08. 2021)
Brot backen für die Toten
"Wie sich der Kolac
dreht, soll sich all das Schlechte
ins Gute drehen und wandeln"
–
mit diesen Worten
fasst Tante Dragoslave den Kerngedanken der
wich-
tigsten Feier der Roma im
serbischen Ort Boljevac
zusammen. Am "Fest der Tante", auch
Bibijako Djive
genannt, wird die
mythologische Figur der Bibi Sara
Kali, Schutzpatronin der Roma,
geehrt. Dass dieses
am 31. Januar
begangene Fest mit der Befreiung der
Roma-Überlebenden 1944 aus
dem KZ übereinstimmt,
ist kein Zufall, hat doch Simonida Selimović für das
Theater-Film-Projekt
Bibi Sara Kali im
Vorfeld gründlich
recherchiert. Gemeinsam mit dem
syrischstämmigen
Autor Ibrahim
Amir entwickelte die Schauspielerin,
Musikerin und
Roma-Aktivistin ein Stück, in dem
die
Roma-Kultur und die Situation von Roma-Frauen
beleuchtet
werden. (Irina Wolf, 23. 07. 2021)
"Kunst soll das kritische Denken
stärken!"
Aurora-Interview mit
der Theaterkritikerin und -kura-
torin Cristina Modreanu:
"Unabhängige Organisationen,
die Kulturprojekte produzieren, sind in Rumänien immer
noch unsichtbar. Es werden weiterhin große Theater-
häuser vom Staat subventioniert, die aus diesem Grund
keine Probleme aufwerfen. Diese befassen sich nicht
mit problematischen Themen, kritisieren nicht, nehmen
keine Position ein, produzieren dafür aber leicht verdau-
liche Kost und realitätsfremde Inszenierungen. All das
scheint niemanden zu stören. Seit Beginn der Pande-
mie haben unabhängige Künstler alle Unterstützungs-
netzwerke verloren, mehrere unabhängige Theater
haben sich aufgelöst, andere stehen kurz vor dem
Verlust ihrer Spielstätte, weil sie die Miete nicht
bezahlen können."
(Irina Wolf, 29. 06. 2021)
Verbrechen aus Ruhmsucht
"Ich schaue mir den
Rücken der Leute an und stelle
mir vor, wie sie fallen würden,
wenn ich auf sie
schießen würde" – so denkt ein Amokläufer. Aber
was
bringt jemanden
dazu, andere Menschen umzubringen?
Den Versuch einer Reise zu
den Motiven eines solchen
Tobsüchtigen unternimmt der Philosoph Jean-Paul
Sartre in seiner
Erzählung "Herostrat".
Ein sehr kom-
plexer Stoff! Zu schwierig für das Theater? Kai Krösche
ist entschieden anderer
Ansicht, und das Ergebnis gibt
ihm Recht: Dem in Wien lebenden
deutschen Regis-
seur
ist eine außergewöhnliche Bühnenumsetzung
von "Herostrat"
gelungen!
(Irina Wolf, 27. 05. 2021)
Ein Treffen mit den Geistern des Volkstheaters
Seit
über einem Jahr ist das Wiener Volkstheater ge-
schlossen, zuerst wegen dessen
Generalsanierung,
dann wegen Corona. Mit "Black Box. Phantomtheater
für 1
Person" lädt Stefan Kaegi, bekannt auch von der
Gruppe Rimini Protokoll, auf
einen Audiowalk durch
mehrere Räumlichkeiten. Kostüm- und Maskenabtei-
lung,
Lichtbrücke und Unterbühne, Requisite und Auf-
enthaltsraum, Souffleurkasten,
Kühlraum, Inspizienten-
pult, VIP-Lounge, Rote Bar – all das und vieles mehr
ist begehbar. Überall kann man in die Theaterwelt hi-
neinschnuppern und auch
selbst auf der Bühne stehen.
Der für seine ortsspezifischen Inszenierungen
weltweit
hoch geschätzte Schweizer Künstler landet auch
diesmal einen
Volltreffer.
(Irina Wolf,
10.
05. 2021)
Sapere aude, wenn's recht ist
–
oder auch nicht
Früher hieß es ja noch
"Dubito, cogito, sum." Jetzt
werden alle, die den Mut haben, öffentlich von
ihrem
Verstand Gebrauch zu machen, bereits bei "Dubito"
voller Hass und
ohne Respekt für die Würde des Men-
schen oder die theoretisch ja immer noch bestehende
Meinungs- und Versammlungsfreiheit im Handumdrehen
ausgeschaltet,
gelöscht, gecancelt und als "Covidio-
ten" diffamiert. Was für Tage kommen da auf
uns zu,
fragt man sich nun mit gutem Grund. Wer wird die
neue
Gesellschaftsordnung, wer wird das neue Narra-
tiv kontrollieren bzw.
gestalten, die neue Wahrheit,
an die alle zu glauben haben, soweit sie nicht zu
Freiwild erklärt werden wollen? (Vasile
V.
Poenaru, 26.
04. 2020)
"Ohne Schauspieler bin ich eine Null!"
Die rumänische Theaterregisseurin
Leta Popescu im
Aurora-Interview: "Ich habe Angst vor den
Klassikern.
Sie überwältigen mich. Ich bevorzuge die zeitgenös-
sischen
Dramatiker, weil wir die Bewegungen der heu-
tigen Welt gemeinsam aufspüren.
Ich lebe in der Ge-
genwart und blicke in die Zukunft; ich spüre keine
Nostalgie und denke, dass sich die Geschichte wieder-
holt. Ich habe es
vorgezogen, Produktionen mit Auto-
ren 'zusammen zu schreiben', anstatt
'umzuschreiben'.
Aber ich werde mich bald dieser 'Umschreibung' der
Klassiker widmen, weil ich mich auch in die mensch-
liche Finsternis meiner
Vorgänger zu vertiefen ver-
mag."
(Irina Wolf,
08.
04. 2021)
Mittels VR-Brille in die Apokalypse
"Krasnojarsk: Eine Endzeitreise
in 360°" – so der Titel
der neuesten Premiere des Schauspielhauses Graz.
Dass diese derzeit im Theatersaal nicht stattfinden
kann, ist
offensichtlich, sind die Theater wegen der
Corona-Pandemie doch bis auf
Weiteres geschlossen.
Ein Online-Streaming-Event ist es aber auch nicht.
Wo
ist dann die Produktion zu sehen?
(Irina Wolf,
21.
03. 2021)
Was bleibt?
Carola Heinrichs
Dissertation
"Inszenierung von Ge-
dächtnis und Identität im postsowjetischen Kuba und
Rumänien"
ist für einen großen Kreis von Experten
interessant. Die Autorin bietet neben fundierten theore-
tischen Überlegungen auch spannende konkrete Fall-
studien. Das Ergebnis ergibt ein tieferes Verständnis
der interkulturellen Verhandlungs- und Übersetzungs-
prozesse zwischen der Sowjetunion als postkolonialem
Zentrum und der Peripherie in Kuba und Rumänien. Die
besondere Leistung besteht in der umfangreichen
kritischen Auseinandersetzung mit den praktischen
Beispielen und der Gegenüberstellung der beiden
postsowjetischen Staaten.
(Irina
Wolf,
01.
03. 2021)
Tagebuch einer Revolution
Knapp nach
dem ersten coronabedingten Lockdown
feierte am Nationaltheater
Bukarest "Tagebuch
Rumänien. 1989" der Künstlerin Carmen Lidia
Vidu
Premiere. Bekannt als Multimedia-Theater- und
Film-
regisseurin sorgte Vidu bereits in den letzten fünf
Jahren
für Aufsehen auf der nationalen und inter-
nationalen Szene mit
ihrem Projekt "Tagebuch Rumä-
nien".
(Irina Wolf,
09.
01. 2021)
"Weitermachen, kreativ sein, nicht aufgeben"
Das Pandemiejahr 2020 stellt
Theatermacher auf der
ganzen Welt vor fast unlösbar
scheinende Herausfor-
derungen. Was dies konkret für die
rumänische Thea-
terszene bedeutet,
schildert Oltiţa Cîntec am Beispiel
des im vergangenen Oktober
in Iaşi
veranstalteten
Jugend-Theaterfestivals im Aurora-Interview:
"Es ist nicht die Angst
vor einer Ansteckung,
die
Theaterliebhaber vertreibt, sondern die mangelnde
Vorhersehbarkeit.
Man plant das Wochenende, man
kauft sich eine
Theaterkarte, aber dann
kündigen die
Behörden
von heute auf morgen
die Schließung der
Theater an."
(Irina Wolf,
22.
12. 2020)
Wes Brot ich ess
Es geht zunächst gar
nicht darum, ob bzw. inwiefern
die Bürger, die für die Grundrechte
einstehen, in ihrer
jeweiligen Auffassung von Gerechtigkeit, Recht,
Staatsgewalt, Governance und Meinungsfreiheit recht
haben. Es geht darum,
dass sie nicht nur ein Anrecht
darauf haben, ihren Senf zur Sache zu geben,
son-
dern geradezu verpflichtet sind, angesichts des zu-
tiefst bedenklichen
Dornröschenschlafs der Medien
und der Legislative und der damit verbundenen
Unter-
minierung des Rechtsstaats an der Wiederbelebung
unserer streithaften
Demokratie mitzuwirken.
(Vasile V. Poenaru,
06. 12. 2020)
Irgendwann kommen sie wieder
Der 30. Oktober 1938 ist
ein Meilenstein in der Ge-
schichte des Radiotheaters. An
dem Tag überzeugte
Orson Welles' genial inszeniertes
Hörspiel nach dem
gleichnamigen Roman "Krieg der Welten"
von H. G.
Wells die Zuhörer von der Invasion der
Außerirdischen.
Diese Radiosendung geriet zum besten
Beweis für die
Kraft der Tonkunst. Auch wenn die
Revolution der
digitalen Technologie das Radio heute als
Kommu-
nikations und Manipulationsmedium umdefiniert hat,
so steht doch außer Zweifel, dass das Hörspiel noch
immer genug Magie besitzt, uns jederzeit wieder
an
"Marsmenschen" glauben zu lassen.
(Oana Cristea Grigorescu,
06.
11. 2020)
Auftritt für Italiens junge
Theatergeneration
Nachdem die drei
vorangegangenen, von Antonio La-
tella kuratierten Treffen den
internationalen Regis-
seuren, Schauspielern und Dramatikern
gewidmet
waren, kamen bei der heurigen 48. Ausgabe der
Thea-
terbiennale von Venedig vor allem die jungen
italieni-
schen Künstler zum Zug. Unter dem zentralen Motto
"Atto
quarto:
Nascondi(no)" wurden vom 14. bis 25.
September insgesamt 28 Weltpremieren gezeigt, die
sich ausschließlich mit
einem Thema
befassten: der
Zensur. Das üppige Festivalprogramm umfasste
inhalt-
lich
wie formal sehr unterschiedliche Arbeiten.
(Irina
Wolf,
06.
10. 2020)
Verlassene Zahnbürste sucht Mensch
Während der reguläre Spielbetrieb in Rumänien mona-
telang
unterbrochen war,
bemühten sich manche
Theaterregisseure um neue Kunstformen. So
auch
Bobi Pricop.
Zusammen mit sechs Schauspielern erar-
beitete er das
"performative Video-Gedicht" Exeunt.
Installation, Performance, Film – die im Internet ge-
zeigte
Produktion ist vor allem kein
Theater. Exeunt –
der lateinische Begriff bezieht sich
auf den Abgang der
Schauspieler
von der Bühne – kreist um das Thema
der Einsamkeit.
(Irina
Wolf,
12. 09. 2020)
Reisen in Pandemiezeiten
Ich liebe Reisen, hätte aber nie gedacht, dass ein
viertägiger
Aufenthalt in
Bukarest so viel Stoff für
Geschichten bieten würde. Aber
beginnen wir am
Anfang:
Man nehme ein im April storniertes Flugticket
und buche es um
(österreichische
Fluggesellschaft
Austrian; Strecke Wien-Bukarest-Wien).
(Irina
Wolf, 20. 08. 2020)
Alle meine Flüsse
Viele Flüsse haben was
zu sagen. Flüsse schaffen Ver-
bindung. Doch sie machen auch seit eh und je natür-
liche Grenzen aus. "Lasst das Wasser fließen!",
ver-
langte Heraklit energisch. Und der gute alte Neptun
war damit einverstanden. Unsere Flüsse haben den
Kontinent, ja die ganze Welt strukturiert, organisiert,
nach allen Regeln der Ästhetik und der Politikwissen-
schaft. Die Ur-Flüsse meiner
Kindheit sind
die
Donau,
die Traun und der Mühlbach. Von der Unmittelbarkeit
des Alltags her
sind es freilich der Mühlbach, die Traun
und die Donau. Doch jene kommen
hierin nicht zu
Wort, diese hingegen durchaus. Denn die Donau sei,
so Karl-Markus Gauß, der intelligenteste Fluss
Europas. (Vasile V. Poenaru, 06. 08. 2020)
Zwei Magier der Farben
Im Rahmen einer seit Februar laufenden Ausstellung
präsentiert
das Leopold
Museum 170 Exponate zweier
herausragender österreichischer
Künstler des 20.
Jahr-
hunderts: Friedensreich Hundertwasser und Egon
Schiele. Das
Bemerkenswerte daran:
Hundertwasser
verband eine lebenslange geistige Beziehung zu
seinem
großen malenden
Vorbild, der eine Generation vor ihm
lebte. Einige
Gemeinsamkeiten im Werk der beiden
Künstler sind offensichtlich, manches erschließt sich
erst auf
den zweiten Blick.
(Irina Wolf, 01. 07. 2020)
"Unabhängigkeit gebiert die wichtigsten Ideen"
Vlaicu Golcea, Komponist und Arrangeur, Performer,
Sound
Designer und Produzent, im Aurora-Interview:
"Ich wünsche mir, dass die neue
Generation rumäni-
scher Künstler, die ihr Recht auf die Gegenwart bean-
sprucht, die Kraft zum
Reden und Tun finden wird und
in der Lage ist, unseren
rumänischen DNA-Code umzu-
schreiben, eine echte Revolution anzuführen und
eine
Kunst zu schaffen, die im Einklang mit ihren wahren
Bedürfnissen
steht. Das
sage ich aus der Perspektive
eines Menschen, der seit 1995 mindestens
zehn Jahre
im
Underground verbracht hat, zur Zeit als dies noch
ein echtes
Underground war, ohne Facebook, Twitter
und Instagram, die es
augenblicklich zum Upperground
und cool machen."
(Daniela
Şilindean,
06. 06. 2020)
...
Eine Almani-Trilogie in Lower Saxony
Aller guten Dinge sind drei. Und fünf ist ja auch keine
schlechte Zahl. Es geht nämlich im Folgenden um fünf
Freunde (furchtlose Superhelden allesamt) und ein
Kamel,
die sich aus dem fernen Irak bzw. aus Algerien
oder eben aus dem Sudan auf
den Weg nach Nieder-
sachsen machten, um in Erfahrung zu bringen, ob in
Hannover an der Leine tatsächlich das allerbeste
Deutsch weit und breit
gesprochen wird und ob der
Brocken (im Harz) ein wahrhafter
Sprachbrocken sei.
Toc de mac! Tandaradei!
(Vasile V. Poenaru,
01. 05. 2020)
Theater: Spiegel zwischen
Individuum und Gesellschaft
Catinca Drăgănescu
ist eine rumänische Regisseurin.
Doch nimmt sie in
diesem Beruf in ihrem Geburtsland
eine Minderheitenposition ein.
Als freischaffende
Künst-
lerin hat sich Drăgănescu von Anfang an einem Regie-
programm
gewidmet, das Theater
und Gesellschaft
vereint. In den letzten Jahren hat sie es
geschafft,
als Gastregisseurin
an Staatstheatern zu inszenieren.
Im Einklang mit dem Programm
ihrer Generation
befasst
sie sich mit Vergangenheitserkenntnis und -verständ-
nis,
Identitätsproblemen,
Wirtschaftsmigration, Klisch-
ees und Wahrnehmung von
Minderheiten.
(Oana
Cristea Grigorescu,
01. 04. 2020)
Drei Tage zum Plündern
Rumänische Parole aus dem Jahr 1989: "Hoch lebe die
Revolution!
Schlagt den Kerl zusammen! Zerstört
alles,
was ihr nicht
mitnehmen könnt. Hoch lebe der wissen-
schaftliche
Sozialismus!" Als Ceausescu dann am er-
sten Weihnachtstag hinterlistig erschossen wurde,
hieß
es: "Zu Weihnachten braten wir das Schwein."
Die Würde des Menschen? Nie
gehört. Drei Jahrzehnte
mussten vergehen, bis die rumänische
Öffentlichkeit
wenigstens in etwa einsah, dass eine
derartige, zu-
tiefst menschenverachtende Einstellung weder mora-
lisch noch
heldenhaft oder gar demokratisch und recht-
mäßig ist. Und die ausländischen Medien haben den
Blödsinn gedankenlos gekauft.
Stichwort Breaking
News. Na ja, fake news.
(Vasile V. Poenaru,
01. 03. 2020)
Botond Nagy, ein
Philosoph des Bildes
Trotz
seiner erst 26 Jahre hat Botond Nagy schon
14 Werke kreiert, darunter
Inszenierungen nach Sha-
kespeare, Gombrowitz, Tennessee Williams, Strindberg,
Beckett
und Ibsen. Nagy ist ein dynamischer Künstler,
der an wichtigen Theaterhäusern in Rumänien
arbeitet.
Er hat sich vom Erfolg nicht blenden
lassen, kümmert
sich weiterhin um seine
berufliche Weiterentwicklung,
nimmt
an Workshops und an Festivals teil.
Wer ist
Boty, wie er im Freundeskreis
genannt wird?
(Oltița
Cîntec,
04. 02. 2020)
Die vielen Ichs der Tatiana
Maslany
Die Kanadierin Tat
Maslany spielt im Serienfilm Orphan
Black so viele Klone, dass einer gar nicht mehr gut
mitzählen kann. Sie spielt sie geradezu unglaublich
differenziert. Und dennoch handelt es sich dabei letzt-
endlich streng genommen jeweils um die eine Person:
um dieselbe Person (also um die Schauspielerin), wenn
man sich auf der Ebene der Realität bewegt, und um
die gleiche Person, das heißt um ein wohlgemerkt
jeweils anderes Individuum derselben "Marke", ja um
ein jeweils anderes Individuum mit dem gleichen Erb-
gut: um Klone; um gleichwertige Kopien ohne Original.
(Vasile V. Poenaru, 23. 01. 2020)
"Die Beziehung zum Text ist
eine Suche nach Wahrheit"
Die rumänische Architektin und Bühnenbildnerin Irina
Moscu im
Aurora-Interview: "Es geht immer darum,
das Wesentliche hervorzuheben:
Schlüsselwörter, die
sich in Arbeitskonzepte verwandeln, Bilder, die die
voll-
ständige Bedeutung des Textes enthalten, visuelle
Metaphern. Die
Beziehung zum Text ist ein Suchpro-
zess nach der Wahrheit. Gefühle und
Emotionen regen
meine Vorstellungskraft an. Sie werden auf Papier in
bewusste und unbewusste Gesten umgesetzt. Alles
inspiriert mich: ein
Gemälde, ein Detail in einem Café-
haus, ein Künstler, ein Spaziergang durch
die Stadt
usw. Im kreativen Prozess lässt man sich überraschen."
(Oltița
Cîntec,
05. 01. 2020)
Dreißig Jahre
Theaterfreiheit
Die 29. Ausgabe des Rumänischen Nationaltheater-
festivals, welche
vom 18.
bis 27. Oktober in Bukarest
stattfand, firmierte heuer
unter dem Motto "Magische
Momente der Geschichte". Präsentiert wurden die
besten
rumänischen Produktionen der
letzten Theater-
saison sowie vier internationale Gastspiele.
Zusammen
mit Buchvorstellungen,
Workshops, sieben Ausstellun-
gen, zahlreichen Radiosendungen und
Konferenzen
wurde
ein umfangreiches Panorama der in den letzten
dreißig Jahren
seit dem Fall
des Kommunismus gewon-
nenen Freiheit geboten.
(Irina Wolf,
15. 12. 2019)
"Wo wir stehen" oder
"Unsere Standortbestimmung"
Dass die kürzlich im
Suhrkamp Verlag erschienene Rede
Barack Obamas nicht gerade sinngemäß
adäquat über-
setzt wurde, passt zum gegenwärtigen Trend, aus der
anspruchsvollen Tätigkeit des Übersetzers ein mecha-
nisches Wörter-Pingpong
zu machen. Bereits 2008
wurde dessen "Yes, we can!" genau so in die deutsch-
sprachige Öffentlichkeit geschmissen, wie es die eben
mal nicht perfekten Übersetzungsprogramme ausge-
spuckt hatten. Und auch jetzt kann einer neuerlich
fragen: Wo sind die
verlässlichen Übersetzer geblie-
ben? Legen sie allesamt wieder mal
eine kurze Pause
ein? Oder wurden sie durch billige Copy-and-Paste
Toy Soldiers ersetzt?
(Vasile V. Poenaru,
01. 12. 2019)
"Ich spreche nicht, wenn ich etwas
ausdrücken will"
Aurora-Interview mit Andrea
Gavriliu: Die junge Rumä-
nin hat es geschafft, ihren Namen bereits in den ersten
Jahren
ihrer Karriere bekanntzumachen. 1985 geboren,
absolvierte sie 2008 die
"Babeş
Bolyai" Universität in
Klausenburg. 2013 machte sie ihren Master in
Choreo-
grafie an der Nationalen Universität für Theater- und
Filmkunst in
Bukarest. Ihre Abschlussarbeit, Zic Zac,
eine
Theater-Tanz-Produktion, ist im In- und Ausland
rasch bekannt geworden.
Derzeit ist sie außerordent-
liche Professorin an der Fakultät für Theater
und Film
der UBB und Choreografin am Nationaltheater "Lucian
Blaga" in
Klausenburg. Am meisten interessiert sie sich
für "physisches" Theater.
(Luana
Pleşea,
13. 11. 2019)
Herzliche Grüße an das
Luceafărul-Theater in Iaşi!
Liebes Festival für
Junggebliebene,
Du hast immer
großartig ausgesehen, aber in diesem Jahr hast Du
Dich wirklich
selbst übertroffen. Seit einem halben
Jahrzehnt gehöre ich zu
Deinen treuesten Besuchern,
aber noch nie hast Du mich so begeistert. Puppen-
theater für
Kinder und Jugendliche, Performance
und
Sprechtheater für Erwachsene, eine Showcase des
gastgebenden Theaters, Konzerte,
Tanz- und Zirkus-
aufführungen, szenische Lesungen,
Buchpräsenta-
tionen,
Ausstellungen und vieles mehr. Eine fantas-
tische Programmauswahl
mit einem restlos neugieri-
gen Publikum!
(Irina Wolf,
01. 11. 2019)
"Wenn die Kultur spricht,
verschwindet der Hass"
Interview mit der rumänischen
Regisseurin und Multi-
mediakünstlerin Carmen Lidia Vidu: "Ich war immer eine
Außenseiterin sowohl im Theater als auch im Film. Aus
meiner Position als freischaffende Künstlerin beobachte
ich, dass
Rumänien seit Jahren versagt hat, eine euro-
päische Stimme zu werden. Es
gibt eine chronische
Isolation und ich kann sie mir nicht erklären. Dabei
möchte ich doch in einer Welt ohne kulturelle Grenzen
leben. Es sollte keine Grenze zwischen Rumänien und
dem Rest der Welt geben, zwischen dem Publikum und
den Künstlern, zwischen mir und dem Theater. Mein
Wunsch ist es, eine internationale Künstlerin zu sein,
die Rumänien in die europäische Gegenwart versetzt."
(Irina Wolf,
25. 10. 2019)
Waschechte Kanadierin im
Dickicht
Meine Tochter Lavinia ist die einzige gebürtige
Kanadierin in der Familie. The real deal. The one
and only. From coast to
coast to coast gibt es
keinen einzigen Grizzly, keinen Bieber, keinen Moose,
keinen Ahorn und keinen Fluss, der so sehr kana-
disch sei wie meine Lavinia. Als sie geboren wurde,
wohnten "wir anderen" schon seit fast zehn Jahren
in Toronto. Anno 1998 hatte es mich nämlich mit
Frau und Kleinkind nach Kanada verschlagen...
(Vasile V. Poenaru,
19. 10. 2019)
...
Ein Jugendtheater, das sehr
erwachsene Fragen stellt
Strategisch
bestens
platziert in unmittelbarer Nähe
des historischen Stadtkerns, bietet das
Jugendtheater
Piatra
Neamţ einen wichtigen Bezugspunkt für Besucher
und Einheimische zugleich.
Seit über
sechzig Jahren ist
es das Wahrzeichen der von beeindruckenden Bergen
und
Wäldern umgebenen Stadt im Osten Rumäniens.
Unter dem postkommunistischen Motto "Erfolg!" fand
in der traditionsreichen Spielstätte vom 18. September
bis 2. Oktober die 31. Auflage der
Piatra Neamţer
Festspiele statt.
(Irina Wolf, 12. 10. 2019)
...
"Wir
dachten, den Sommer überleben wir nicht"
Eines der weniger bekannten privaten Spielhäuser
Bukarests ist das
sogenannte "Unteatru",
was sich
schlicht mit 'Ein Theater' übersetzen lässt. Gegründet
wurde
es vor beinahe
zehn Jahren von Andreea und
Andrei Grosu. Beseelt vom starken Willen "das zu
tun,
was
wir tun wollen", hat das Paar erfolgreich Krisen
überstanden, dem
berüchtigten
rumänischen Behör-
denirrsinn getrotzt und sich als feste kreative Größe
in der freien Bukarester Theaterszene etabliert.
(Oltița
Cîntec,
05.
10. 2019)
...
Liebe
–
Scheitern
–
Gott
Auch heuer
wurde in Venedig wieder groß aufgekocht,
pardon: Theater
gespielt. Der Vergleich zwischen Küche
und Bühne liegt
im Genussland Italien zwar immer nahe,
für
Antonio
Lattella, zum dritten Jahr in Folge künstler-
ischer
Leiter der Biennale, gibt es anlässlich des heuri-
gen
Mottos "Dritter Akt: Dramaturgien" hingegen eine
spezielle Verbindung: "Die Hand des Kochs kann,
meta-
phorisch betrachtet, mit der eines Dramatikers
vergli-
chen werden, der beim Schreiben eines
Theaterstücks
seine Inspiration dosiert, bevor er sie
der Öffentlichkeit
serviert." Zur Erklärung:
Nachdem die
beiden vorange-
gangenen Treffen den Regisseuren und
Schauspielern
gewidmet waren, fand die heurige 47.
Ausgabe
unter
dem
Generalthema "Dritter Akt: Dramaturgien" statt.
Unter
dieser Vorgabe wurden vom 22. Juli bis zum 5.
August
insgesamt 23 neue Stücke in 28 Inszenierun-
gen, darunter
sechs Weltpremieren, gezeigt.
(Irina Wolf,
04.
09. 2019)
Autoreifen + Schokolade = Politik! Ob es wohl einen Zusammenhang gibt zwischen Orgas-
mus und Umweltschutz?
Oder zwischen Selbstbefrie-
digung und Afrika? Tatsächlich lässt sich eine
kausale
Beziehung nicht nachweisen. Dennoch gelingt es Mar-
tin Grubers neuester
Inszenierung "Wie
geht es weiter
– die gelähmte Zivilgesellschaft", das scheinbar
Gegen-
sätzliche auf ebenso humorvolle wie kritische
Weise zu
verbinden. Gleichauf mit dem 30-jährigen Jubiläum des
aktionstheater
ensemble
fand die Premiere zwischen
dem 12. und 16. Juni im Meidlinger Werk-X
statt.
(Irina Wolf,
03.
08. 2019)
Turin in Festkleidung
Vierundzwanzig Produktionen, einundsechzig Vorstel-
lungen, davon
acht Erstaufführungen,
neunzehn Tage
volles Programm. So zeigte sich heuer das Turiner
Fes-
tial
delle Colline Torinesi in seiner vierundzwanzigsten
Auflage.
"Strömungen,
Deklinationen der Reisen" laute-
te das diesjährige Motto. Es gibt viele Gründe, wes-
halb man das Festival besuchen sollte. Hier werden
zehn davon vorgestellt, die vielleicht die
Neugierde
für die nächsten Jahre wecken werden.
(Irina Wolf,
15.
07. 2019)
Thirty years a zombie
Diesen Brief hab ich Anfang Juni in "Area 51" gefun-
den. Ich glaube natürlich kein Wort von dem, was
drin steht, doch es ist meine patriotische Pflicht,
diese sogenannte Dracula-Bulle zwecks ihrer ja
hoffentlich bald zu erfolgenden wissenschaftlichen
Widerlegung in den so wundersam kreativen Raum
unserer Geschichtsschreibung zu stellen.
(Vasile V. Poenaru, 01. 07. 2019)
...
Vorgetäuschte
Vergangenheitsbewältigung
Verwanzen von
Wohnungen und Folterung der Regime-
gegner standen bei Dominik
und Alex auf der Tages-
ordnung. Die beiden waren Mitarbeiter des
berüch-
tigten Geheimdienstes
Securitate und schreckten
auch nicht davor zurück, schwangere
Frauen zu ver-
prügeln. Eine dieser
Schwangeren brachte damals
eine behinderte Tochter zur Welt:
Liza. Durch einen
Zufall tritt die
junge Liza heute plötzlich in das Leben
von Dominik und Alex −
und verändert es auf grund-
legende
Weise. "Ich bereue nichts", ein Stück unter
der Regie von
Lendvai Zoltán, ist ein couragierter,
emotional bewegender Versuch, über Gerechtigkeit
zu reflektieren
in einem Land, das
noch immer an den
Spätfolgen seiner kommunistischen
Vergangenheit
leidet.
(Irina Wolf,
02.
06. 2019)
...
Unlogisch-philosophisches
Traktat
Herrschaften! Zeit
zum Auftauen. Die Eiszeit hat’s jetzt
auch schon hinter sich. Kein Frost
mehr in österreichi-
schen Landen.
Es ist toll, wieder so richtig da zu sein.
Auf allen vier Buchstaben. Da: innerhalb der Sprache,
innerhalb des Seins und all der wundersam artikulierten
Dinge, die nun mal dazu gehören. Denn, jetzt
mal Hand
aufs Herz:
Es geht um die Sprache.
Um meine Sprache.
Um die volle Sprache und um nichts als die Sprache.
(Vasile V. Poenaru, 08. 05. 2019)
...
Der Urschrei der
Freiheit
"wir gingen weil alle gingen" – so heißt die erste
Geschichte im gleichnamigen Band von Thomas Perle.
Weihnachten
1989: Es ist die Zeit der Revolution in
Rumänien, die Tage, in
denen das Ceauşescu-Ehepaar
entmachtet und hingerichtet wird.
Wie gehen die
Menschen mit der gewonnenen Freiheit um? Wie
blicken sie auf das Leben während der kommunis-
tischen Diktatur
zurück? (Irina Wolf, 15.
04. 2019)
Lebensdokumentationen und
Libertinage im Folk
Crosby Tyler: perfekte Bläserarrangements und
manch
markante Trompeten- und schwermütige Violinmelodie,
ein Gespür für erstklassige Balladen; jeder Song ein
Kleinod. Meiko: zuckersüß klingende Variationen frem-
der Stücke, sparsam arrangiert; melodisch-schwere
Bassmelodien und swingend-leichte Drums, sporadisch
durchdrungen von fiepend-melancholischem Synthe-
sizer. Lindi Ortega: Stilmischung aus Country, Folk,
Rock, Jazz, Vaudeville, mit flatterhaften und tradi-
tionalistischen Facetten.
(Tina Karolina Stauner,
01. 04. 2019)
Orientalische Impressionen:
Syrien im Jahr 2006
Er hat mehrere Gläser an
den Gürtel geschnallt. Am
Rücken trägt er eine riesige orientalische Teekanne.
Durch seinen roten Fez ist er schon von Weitem sicht-
bar: der Teeverkäufer, eines der Markenzeichen von
Damaskus. Sabah el noor: "Ich wünsche dir einen Mor-
gen voller Licht, Schönheit und Blumen." Vor dreizehn
Jahren, am 29. April 2006, war in Syrien die Welt noch
in Ordnung.
(Irina Wolf,
09. 03.
2019)
Diese Frauen setzen ein Zeichen!
Gesellschaftskritische
experimentelle Arbeiten sind
das Spezialgebiet von Carmen
Lidia Vidu. Die bekannte
rumänische Regisseurin hat 2016 ein Dokumentar-
Theaterprojekt
namens Tagebuch Rumänien ins Leben
gerufen, in dem sie
mit viel Engagement und
Wahr-
heitsliebe über ihre Heimat berichtet, einem Land, das
noch
immer geprägt ist
von ethnischen Spannungen,
Korruption, politischen Machtkämpfen
und vielfältigen
sozialen Problemen.
(Irina Wolf,
07.
02. 2019)
Die mediale Blendung der
rumänischen Wendung
Die im August 2018 zur Schau getragene Zerrissenheit
der rumänischen Gesellschaft, die
repressive "state of
mind" der Ordnungskräfte, die tiefgreifende moralische
Unbeholfenheit, das ist alles auf die in den
letzten drei
Jahrzehnten
– trotz aller demokratischen Bestrebungen
eines Teils
der Gesellschaft
– nicht zur Reife gekom-
mene Wende zurückzuführen. Schuld
daran ist die
Große Lüge der glorreichen Revolution, ja die Annah-
me,
dass überhaupt eine glorreiche Revolution statt-
gefunden habe bzw. dass diese
siegreich gewesen sei.
(Vasile V. Poenaru,
23.
01. 2019)
Rumänische Geschichte im
Kleinformat
Ein Land, vorgestellt als die Summe seiner Menschen:
Unter dem
Motto "Geschichte in
Kleinschreibung" ge-
staltete Cristina Modreanu die Landkarte
Rumäniens
neu. Das von ihr
kuratierte Festival "Oh Europa" prä-
sentierte anlässlich des
hundertsten Jubiläums des
modernen rumänischen Staates Geschichten einfa-
cher Bürger,
die auf wahren Schicksalen verschie-
dener Minderheiten oder
Ethnien basieren.
(Irina Wolf,
12.
01. 2019)
Hundert neue Welten entdecken
Auf dem Bukarester Nationaltheaterfestival
durfte
man zuletzt wieder grandioses Theater in geballter
Form
erleben: Tanzaufführungen, Bühnenstücke,
Konferenzen,
Buchpräsentationen, Filmvorführungen,
Konzerte, eine Fotoausstellung
Brigitte Lacombes,
eine Meisterklasse Gabriela Carrizos. Das sind nur
einige
Beispiele aus dem Fundus jener insgesamt
hundert Veranstaltungen, die vom
19. bis 29. Oktober
zum Anlass des 100. Jahrestages der Gründung des
modernen rumänischen Staates dargeboten wurden.
(Irina Wolf,
13.
12. 2018)
Österreich wider Bayern:
Ein Bruderzwist um Salzburg
Das Schöne hamma in uns. Und um
uns herum. Und
über uns. Es ist der gesamtösterreichische Geist, in
dem die deutsche Seele ihren tieferen, europäischen
Grund findet, was übrigens auch meinem zum Bayer
mutierten Bruder voll und ganz einleuchtet. Denn
schließlich kommt es nicht von ungefähr, dass das
deutsche Nationalepos von einem Österreicher ver-
fasst wurde. Ganz nebenbei: Schon im meines Erach-
tens sehr gut gelungenen Nibelungenlied heißt es,
dass die Bayern ausgesprochene Haberer gewesen
seien, mehr noch, Wegelagerer, ja, Räuber und
Banditen... (Vasile V. Poenaru,
01.
12. 2018)
...
Tiefe Einblicke ins Gestern und
Heute
Am
1. Dezember 2018 feierte Rumänien das hundert-
jährige
Bestehen des modernen rumänischen Staates.
Ein
historisches Ereignis. Mihai Măniuţiu, Direktor des
Klausenburger Nationaltheaters und dessen künstler-
ische
Leiterin Ştefana Pop-Curşeu nahmen dies zum
Anlass, der
achten Ausgabe des Klausenburger Tref-
fens das Motto
"Visionen" voranzustellen. Hierzu fan-
den zeitgenössische
Theaterstücke sowie Jahrhun-
derte alte Meisterwerke der
rumänischen Literatur
wie das Roma-Epos
Die Ţiganiada
oder die Legende
vom Meister Manole ihren Weg auf die
Bühne.
(Irina Wolf,
23.
11. 2018)
Katzen, Clowns und ein Schäfchen
namens
Mioriţa
Eigentlich bietet sich ein Aufenthalt in Iaşi zur Erkun-
dung der
kulturträchtigen Stadt
an. Viele histori-
sche Gebäude laden zum Staunen ein. Das abwechs-
lungsreiche, vielfältige Programm des Internationalen
Theaterfestivals für
ein junges
Publikum (FITPT)
lässt dies aber kaum zu!
(Irina
Wolf,
07.
11. 2018)
...
Ambientexperimente von
Musikergenerationen
Surma:
Detailverliebte, verspielte Soundbastlerin in
einer Pop-Sphäre, in der sich ältere Gestalten wie
Joanna Newsom und Björk tummeln. Lisa Nordström:
Elektronische Klänge in verlassenen Ballsälen, Straßen-
unterführungen und düsteren Gassen. Akustische Stim-
mungen, musikalische Fantasien, klangliche Bilder, selt-
same Laute. Musik ohne Worte. Rebecka Törnqvist:
Meisterin im Erschaffen bizarrer Songgebilde und thea-
tralischer Szenen. Jazz, Folk, Pop und Rock verschach-
teln sich in ihren Liedern zu einer akustischen Einheit,
exotische Blüten im Grenzbereich von Pop und Jazz.
(Tina Karolina Stauner, 20. 10. 2018)
Iran
–
Land der vielen Gesichter
Nur dreihundert
Kilometer westlich von Teheran ent-
fernt, wirkt Hamadan im Vergleich zu der von Abgasen
geplagten Hauptstadt wie eine grüne Oase. Schon bei
der Einfahrt in die zu Füßen des Zagros-Gebirges gele-
gene Ortschaft wird deutlich, dass ich mich in einem
Skiort befinde. Im Zentrum liegt eine sorgfältig gepfl-
egte Grünanlage, üppig mit Turngeräten ausgestattet.
Darauf üben sich in Tschador gehüllte Frauen in sport-
lichen Aktivitäten. Sie sind zu sehr in ihre Bewegungen
vertieft, um unserer Reisegruppe Aufmerksamkeit zu
schenken. Im Gegensatz dazu werden wir auf dem
Hauptplatz von einer Schulgruppe wortwörtlich über-
fallen. Kreischend stürzen sich die sechsunddreißig
Mädchen in rosafarbenen Schuluniformen auf uns ...
(Irina
Wolf, 11.
10. 2018)
Königliche Hoheit aus
aktuellem Anlass
Vorweg eine gute
Nachricht: Vorgestern hat mich ein
Nachbar
from the old country (also ein Austrian) an-
gerufen und mir im
Schwung des schönen Augenblicks
mitgeteilt, dass ich soeben zum König
gewählt wurde;
und zwar von ihm selbst. Und wenn der Nachbar sagt,
ich bin
jetzt König, dann bin ich jetzt König. Mit oder
ohne Krone. Das
heißt … Right on! Ich brauch ‘ne
Krone! (Vasile V. Poenaru, 01. 09. 2018)
Von Gespenstern und Löwen
Im
Becken von San Marco herrscht ein ständiges
Treiben: Vaporettos legen an,
Frachtboote entladen
ihre Waren, Gondolieri fahren Touristen auf dem Canal
Grande. Links der Blick über die Insel San Giorgio
Maggiore, rechts
über die imposante Basilika Santa
Maria della Salute. Umrahmt von
prachtvollen Gebäu-
den wie diesen fand hier vom 20. Juli
bis zum 5. August
die 46. Ausgabe der Venediger Theaterbiennale statt.
Vorgestellt wurden mehr als dreißig
Produktionen,
darunter sechs Weltpremieren.
(Irina
Wolf,
20.
08. 2018)
Auf zur fröhlichen
Männerzerstörung!
In Martin
Grubers neuester Produktion, die vom 13.
bis 17. Juni im
Wiener Kosmos Theater gezeigt wurde,
dreht sich alles um
die Klischees und Rollenbilder des
modernen Mannes.
Humorvoll und polarisierend zugleich
begibt sich der
Regisseur zusammen mit seinen Akteu-
ren auf die Suche
nach einem neuen Männerbild
zwischen Unterhosen, Bärten
und Pompons.
(Irina
Wolf,
01.
08. 2018)
Ruckzuck-Ermittlung:
Komödie der Großartigkeit
Die Handlung dieser überaus noblen Komödie der Groß-
artigkeit ist natürlich in einer großartigen Großstadt
angesiedelt. Es geht darum, eine im Rahmen der Initia-
tive "Ordentliche Ordnungshüter" begangene Polizei-
straftat systemintern ins Reine zu bringen. Leider
wurde der Täter von einem den Ordnungshütern offen-
sichtlich böse gesinnten Augenzeugen gefilmt. Die
Medien schalten ein. Die Affäre dringt bis zum Innen-
senator. Das
Department steht unter Druck. Die
Ermittlung nimmt ihren
Lauf...
(Vasile V. Poenaru,
11. 07. 2018)
In Memoriam Dieter Schnebel
Für den im Mai 2018
verstorbenen Musiker, Kultur-
geschichtsforscher und Theologen Dieter
Schnebel
erwuchs aus Tradition auch futuristische Perspektive,
mit
wissenschaftlichen Experimenten und Versuchs-
anordnungen, avantgardistischen
Musikperformances
und Worten als philosophische Tiefendimension. Er
war Nachkriegsavantgarde und experimentelle Vokal-
musik gehörte
ebenso zu seinem Oeuvre wie Sakral-
musik und Oper.
(Tina Karolina Stauner, 25. 06. 2018)
Mark Zuckerberg und die
Empfindsamkeit der Dinge
Hunderttausende Kanadier sind unmittelbar vom Face-
book-Skandal betroffen. Das liegt im Wesen der Dinge,
die nun schon seit geraumer Zeit aus den Untiefen des
Internets ans Tageslicht kriechen. Wenn's um Digitali-
sierung geht, ist uns kein Wolkenkratzer, keine Chef-
etage und kein Himmel zu hoch. Alles, was wir wahr-
haben wollen, wird wahr. Der Seppel entlarvt sich als
erstklassiger Business Manager und der Kasperl ist ein
Chief Executive Officer mit Weltenblick und Krawatte.
(Vasile V. Poenaru, 23.
05. 2018)
Spiel, Spaß und jede Menge
Arschlöcher
Swing.
Dance to the right heißt die neue Produktion
des
Theatermachers und Gründers des aktionstheater
ensemble,
Martin Gruber. Sie ist laut eigener Aussage
die
"Einlösung eines Versprechens", im Falle eines
Rechtsrucks in Österreich "etwas Unterhaltsames auf
die
Bühne zu bringen".
(Irina
Wolf,
14.
04. 2018)
Reale Traumgestalten am Ontariosee
Zwei kaiserliche Kraftkerle in der kanadischen Wildnis:
Karl-Markus und Stelică,
das sind hartgesottene Krie-
ger. Das sind echt ritterliche Figuren. Wie aus
dem Bil-
derbuch rausgeschnitten. Wie es in jenen Zeiten, als
es noch Helden
gab, gang und gäbe war. Wenn sie
sich auf die Streitrosse schwingen,
bricht der Asphalt
unter ihnen, und zwar bis Mississauga. Das nenn' ich
einen Umbruch! Oder einen Aufbruch. Aber jedenfalls
keinen Bruch mit der
Tradition. Wenn sie das Kriegsbeil
schwingen, laufen alle Feinde davon, und
wenn sie die
Friedenspfeife rauchen, verdunkelt sich der Himmel ob
ihrer
Rauchgewalt ...
(Vasile V. Poenaru, 18.
03. 2018)
Überall Extreme
Erst ein
riesiges Buch und dann ein kleines, ein häss-
liches und dann wieder ein
schönes, ein weißes und ein
schwarzes, das Buch des Lebens und
das des Todes,
das des Kommunismus und jenes des Faschismus: Mit
solch entgegengesetzten
Titeln lockte die im ersten
Stock des Klausenburger Nationaltheaters gezeigte
Ausstellung
die Besucher des Internationalen
Treffens,
das im vergangenen Oktober in der Hauptstadt
Siebenbürgens stattfand.
(Irina
Wolf,
17.
02. 2018)
Hundertmal Rumänien: Eine
spielfreudige Identitätssuche
Klein, aber fein: So präsentierte sich die Internationale
Bukarester Theaterplattform,
die
im Oktober 2017 in
Rumäniens Hauptstadt stattfand. Die vor
vier Jahren
von der
Theaterkritikerin Cristina Modreanu ins Leben
gerufenen
Festspiele hinterfragten das
europäische
Konzept der Toleranz und Demokratie und untersuchten
gleichzeitig die
Position des osteuropäischen Landes
auf der kulturellen Karte
unseres Kontinents.
(Irina
Wolf,
17.
01. 2018)
Mit Theater die Welt verändern
Über fünfzig nationale
Produktionen, drei internationale
Gastspiele,
fünfundzwanzig Buchpräsentationen, Work-
shops, Filmvorführungen, zahlreiche
Konferenzen und
Debatten, sechs Ausstellungen, dreiundvierzig Hör-
spiele.
Eine
kaum
überschaubare Lawine von Veran-
staltungen! So bunt präsentierte sich
die 27.
Ausgabe
des Nationaltheaterfestivals, welche vom 20. bis
zum
30. Oktober in Bukarest
stattfand.
(Irina
Wolf,
15.
12. 2017)
Zehn Jahre buntes Treiben: Junges
Theater in
Iaşi
Vom 5. bis 10. Oktober verwandelte sich das rumän-
ische Iaşi in
eine
Hochburg theatralen Geschehens,
das nicht nur auf kleinen und großen Bühnen
der
Stadt
im äußersten Osten des Landes,
sondern gleicherma-
ßen in Einkaufszentren wie
auch auf Straßen und
Plätzen stattfand. Vielfältig und abwechslungsreich
präsentierte
sich das unter dem Motto "Horizonte“
zusammengestellte Programm des
Internationalen
Theaterfestivals für ein junges Publikum.
(Irina
Wolf,
23.
11. 2017)
Riesenschildkröten auf der
Lipscani-Straße!
Seit 2009 findet in Bukarest jeden
Sommer ein
internationales Straßentheater-Festival statt.
Dieses Jahr machten sich Truppen aus Frankreich,
Kolumbien, Italien, Deutschland, aus den Niederlanden,
aus
Österreich, Spanien und Rumänien in der
rumänischen Hauptstadt breit.
Zahlreiche Veran-
staltungen bescherten dem walachischen Hoch-
sommer einen gemütlich und ansprechend inszen-
ierten Mehrwert an Charme, an Bildhaftigkeit,
an bewegter wie bewegender Emotion.
(Vasile
V. Poenaru,
05.
10. 2017)
Kultureller Brückenschlag
in Temeswar
Seit genau zehn Jahren nun bemüht sich das
Temes-
warer Euroregionale Theaterfestival
(TESZT), die
Zusammenarbeit zwischen den Spielstätten in den
angrenzenden Donauländern
zu intensivieren. Dass
diesem Ansinnen auch heuer wieder voll
entsprochen
wurde, davon
zeugen das hohe Zuschauerinteresse
sowie eine breite Palette
innovativer und einfühlsamer
Theater- und Tanzproduktionen von internationalem
Zuschnitt. (Irina
Wolf,
07.
08. 2017)
Frauen im
Mittelpunkt
In bester Spiellaune
zeigte sich auch heuer wieder
das Turiner Festival delle
Colline Torinesi in seiner
schon zweiundzwanzigsten Auflage.
Ob Regisseurinnen,
Schauspielerinnen oder Autorinnen: Es waren
vor allem
die Frauen, die in den vergangenen drei Wochen im Juni
zur Hochform aufliefen, sei es in Form beeindruckender
Darstellungskunst, durch originelle Ideen bei der Insze-
nierung,
nicht zuletzt aber auch durch ein allgemeines
Gespür für
aktuelle soziale oder historisch brisante
Themen. (Irina
Wolf,
05.
07. 2017)
Show me the money!
Tellerrand-G’schichten zu den großen Themen Sein,
Nichtsein,
Geld und Sehnsucht
–
allesamt in ihrer
unheimlichen historischen Geworfenheit
erfasst: Über
Karl-Markus
Gauß’ neues Buch "Zwanzig Lewa oder
tot". (Vasile
V. Poenaru,
21.
06. 2016)
In revolutionärer Mission
Die
freie Szene in Rumäniens Hauptstadt hat seit
November 2016 eine neue,
geradezu genial zentral
gelegene Spielstätte
–
das Apollo111. Es bietet
mit
seinem großen Kellersaal den Aufführungen der freien
Szene ausreichend Platz, will aber zugleich noch mehr
sein: Mit einer angeschlossenen Bar, einem Raum für
Konzerte oder einer Bibliothek, vor allem aber mit
seinem innovativen Konzept entsteht im Herzen
Bukarests ein neuer bemerkenswerter
Ort der Begeg-
nung und der Experimente.
(Irina Wolf,
04. 05. 2017)
Land der extremen Gegensätze
Alles scheint
sich hier auf dem staubigen Gehsteig
abzuspielen. Berge von
Plastikmüll liegen dicht neben
reich beladenen Obst- und
Gemüsewagen.
Motorrad
fahrende
Affen treffen auf gemächlich dahintrottende
Dromedare.
Jahrhunderte alte Bauwerke und Dörfer, in
denen die Zeit
stehen geblieben zu sein scheint,
wechseln sich ab mit
lärmendem Verkehr und dem
wuselnden Treiben der Märkte. Und
dazwischen: Ein
klimatisierter Bus und darin eine Glaswand,
die säuber-
lich die
Touristen von den
einheimischen Fahrern
trennt. Mit einem Wort: Willkommen in
Indien!
(Irina Wolf, 17.
03. 2017)
Österreichische Essayistik und
EU-Traumpolitik
Robert Menasse
beschwört in seinem anregenden
Essay "Der eindimensionale Europäer", anhand dessen
er seine Mitmenschen dazu bewegen will, mit wach-
samem Blick in die Zukunft zu schauen, die produktive
Phantasie des Träumers, die volle Kreativität, die der
Kontinent aufbringen kann. Auch Karl-Markus Gauß
zeigt sich als versierter, Fragen stellender Europäer,
der sein Erdteil lieb hat, wenn man so sagen darf.
Denn Gauß ist ein Österreicher, der dem Selbsthass
wie dem Fremdenhass kategorisch entsagt.
(Vasile V.
Poenaru,
01. 02. 2017).
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