Thunfische
sind lieb, sehen gut aus und grüßen immer freundlich. Sie lassen sich manchmal
streicheln und erfreuen Taucher und Wasserleichen mit melodischen Gesängen. Thunfische
sind sehr schüchtern und lange nicht so eitel wie Delphine.
Doch Thunfische werden gern gefangen und in Büchsen gesperrt. Das ist schon Ölsardinen
unangenehm, für Thunfische ist es eine Katastrophe. Selten sind die Büchsen groß genug,
um den Thunfischen auch nur den geringsten Auslauf zu ermöglichen. Oft müssen sich sogar
viele Büchsen einen Thunfisch teilen. Das ist für Büchsen wie Thunfische gleichermaßen
unbefriedigend. Nur der Einzelhandel profitiert, denn kaum ein Fischladen hat Regale, in
die zwei Meter lange Fischbüchsen passen. Viele unwissende Menschen sind der Meinung, man
sollte Delphine besser behandeln als Thunfische. Warum?
Nun, die verdorbenen Delphine schleimen sich immer bei den Menschen ein. Sie führen
kleine Kunststückchen vor, wie Bälle jonglieren, oder Badende aufs offene Meer
rauszulocken, um sie dann retten zu können. Thunfische könnten auch mit Bällen
jonglieren, es macht ihnen aber keinen Spaß. Außerdem haben sie keine Zeit für solche
dummen Spielchen. Delphine tun alles, um intelligent zu wirken. Sind sie aber gar nicht.
Zum Beispiel sind Delphine äußerst mies im Kopfrechnen und kennen das Dezimalsystem
nicht, weil sie nicht zehn Finger, sondern gar keine haben. Auch in Rechtschreibung sind
sie nicht so toll. Wer einmal einen Brief von einem Delphin bekommen hat, weiß, wovon ich
rede. Da wimmelt es nur so von Fehlern.
Am offensichtlichsten wird es bei den abgerichteten Delphinen. Die schleppen Bomben mit
Magneten dran mit sich rum. Wenn es dunkel wird, lauern sie in einer unübersichtlichen
Ecke Schiffen auf. Kommt dann ein Schiff vorbei, klebt der Magnet am Schiff fest und die
Bombe explodiert. Dabei werden die Schiffe oft beschädigt. Auch die Delphine kommen zu
Schaden und verlieren ihre Gliedmaßen. Solcher Vandalismus ist bei Schiffskapitänen
ebenso unbeliebt, wie die S-Bahn-Surfer bei Lokführern.
Thunfische sind da schlauer, die lassen so
etwas nicht mit sich machen. Genauso wie Heringe und Garnelen übrigens, die allesamt
schlauer als Delphine sind.
Delphine schmecken übrigens ganz ausgezeichnet. Ihr zartes, weißes Fleisch läßt sich
auf vielfältige Weise zubereiten und riecht auch nicht so unangenehm fischig. Auch haben
Delphine keine Gräten, was ihren Verzehr vereinfacht. Werden weiterhin so viele
Thunfische geangelt, sind die Weltmeere bald leergefischt. Dann werden sich die Freunde
von Meeresfrüchten auf Algen umstellen müssen. Oder die Gentechnologie wäre gefragt.
Bis heute ist es den Gentechnikern aber nur gelungen, Milch herzustellen, die nach Fisch
riecht. Und diese Milch konnte sich trotz eines hohen Werbeetats nicht am Markt
etablieren.
Vielleicht sollte man, bis die Gentechnik
vernünftige Ergebnisse bringt, erst einmal nur die bösen Fische fangen. Wie die Haie,
die ja gerne Menschen fressen. Wenn alle Haie verbraucht sind, könnte man andere böse
Fische fangen, wie die Fische, die andere Fische fressen. Das verzögert das Leerfischen
der Weltmeere beträchtlich und ist auch viel moralischer. Die meisten bösen Fische
würden die gerechte Strafe auch akzeptieren, wenn man sie auf frischer Tat ertappt. Mit
einer Schwanzflosse im Mund läßt sich eben nichts leugnen.
Die freundlichen Thunfische dagegen essen nur Gras und
sind völlig unschädlich. Thunfische sollten gar nicht gegessen werden.
E-mail:
klaus.schwarz@sietec.de |