Eines Tages, die Zweite
Lautverschiebung war allem Anschein nach noch nicht voll und ganz dabei, zum
göttlichen Entzücken kommender Generationen sprachwissenschaftlich
rechtskräftig gezeitigt zu werden, machten sich Frau Kriegsteinsauf’nDeckel
und ihr g’schätzter Geschäftspartner Al Capone in aller Gemütlichkeit auf
den Heimweg. Sie hatten im Unterricht Großartiges geleistet, eine Reihe von
Lückentexten als Lügentexte enttarnt, am Handy Vokabeln gecheckt und
"Last Day" gespielt, reichlich Cappuccino,
Frappuccino, Espresso Doppio und Irish Coffee geschlürft und dabei
selbstredend ein zur Erläuterung des Prinzips der Transitivität zweckmäßig
herangezogenes Stamperl durchaus nicht gescheut.
"I trink wos. Wos trink i?
A Stamperl trink i!" q.e.d.
Ort der Handlung (woin ma
Standort der Handlung sog’n?): Oos, der geilste Stadtteil von Baden-Baden.
Zu unseren Helden: Al
Capone war früher Präsident des Ethikrats Chicago gewesen und Frau
Kriesgeinsauf’nDeckel hatte sich drei internationale Preise für Diplomatie
und Toleranz zustecken lassen.
Und da gingen sie also nun
des Weges. Die Oos entlang. Sturm und Drang. Al Capone nahm sich wie immer
aus seiner sprachlichen Umgebung, was ihm gefiel, und Frau Kriegsteins sang
nonchalant ihr Lieblingslied: "Bum bumm bumm bum bum bumm bum ..."
Unterwegs trafen sie auf
Frau Müller, der gerade das Wandern eingefallen war. Gut so! Frau
Müller hat eine sehr musikalische Stimme. Allerdings ist nicht
nur das Wandern, sondern auch das Joggen Frau Müllers Lust.
Bald gesellten sich ihre
guten Freunde aus dem Hinterland hinzu, die ursprünglich aus Detroit, Kansas
City und Memphis stammten, sich jedoch mittlerweile ganz leidlich im Land ob
der Oos eingelebt hatten. Genauer gesagt, im Hinterland ob der Oos.
"Leute!", meinte Al Capone.
"Bald kommt der Deutschtest für den Beruf. Wollen wir
uns darauf vorbereiten?"
Frau
Kriegsteinsauf’nDeckel reagierte prompt: "Psst! … Du
machst diesen schönen Abend mit deinem blöden Geschwätz zunichte."
"Aber! … Aber! … Aber! … "
"Kein aber! Sonst kriegst du eins
auf’n Deckel!"
"A ber
unser Ziel befindet sich in Reichweite. Ich kann es sogar ohne Fernrohr
sehen. 144 Punkte von insgesamt 240 möglichen. Sechzig Prozent."
"144 Punkte insgesamt?", wollte
Frau Kriegsteins wissen. "Gemeinsam?"
"Nope. Pro Schnauze. Aber keine
Sorge. Alles wird gut. Ich wittere schon förmlich das Ergebnis: B2 für
jedermann! While supplies last."
"Pro Schnauze?" , schrie Frau
Kriegsteins laut auf. "Also … verdammt nochmal, Leute! … Ich ruf das
Bundesverfassungsgericht an. Und wenn du was dagegen hast …"
"I
hob nix dagegen!"
"O je, o je!", klagten die
redlichen Hinterland-Recken wie auf Kommando. "Nicht
insgesamt, sondern pro Schnauze? Mission impossible. Foan ma nach Karlsruhe!
Richtung Bundesverfassungsgericht. Hissen wir die Segeln! Anker rauf,
Kanonen vollg'stopft. Die Pfeife ebenfalls. Eine Havanna im rechten
Mundwinkel. Das Recht auf unserer Seite. Den Solidaritätspakt intakt. Die
Schischa in Stellung. Achtung! … Fertig! …"
"E in
neues Prüfungsformat, ein bess'res Prüfungsformat, Freunde, werd ich euch
dichten!", versprach Al Capone. "Ihr könnt mir
vertrauen. Deutschland. Ein Wintermärchen. Heinrich Heine. Leicht revidiert.
Not a joke."
"Also … Plan B? …", räumte Frau
Kriegsteins – mit einem großen Fragezeichen in der Stimme – ein. "Wir
bereiten uns auf die Prüfung vor. Oder …"
"Plan A! Immer der Nase nach!
Yapadapadu! … Segeln wir nach Karlsruhe!", ertönte es darauf unverzüglich
aus dem gesamten Hinterland.
"Alle Mann an Deck!", gab Al
Capone das Kommando, ohne mit der Wimper zu zucken. "Wir
stechen in See! Okay, in den Fluss. In die Oos. Egal. Wie gesagt, alle
Mann an Deck! What the heck!"
Und auf einmal, die traute
Abenddämmerung war bereits eingebrochen, wurde wenngleich nur einen winzigen
Augenblick lang das innig ersehnte B2-Zertifikat am Horizont sichtbar. Und
dann –
Ach! … Wie schön! |