Turbulenz-Prolog im Asylum: "Wer hat
verloren? Ich mich?
Du dich? Oder … Oder wir uns?"
(Falco, Jeanny, Part 1)
Zuallererst
eins vorweg: Mir ham a Instagram! Gott erhalte Kurz, den Kanzler. Und der
ORF-Kameramann, den die rumänischen Ordnungshüter anno 2018 in Bukarest
niederschlugen, hatte sich, das gilt jetzt als eindeutig erwiesen, seine
Haut nach dem Duschen nicht hinreichend mit Knoblauch eingerieben.
Irrtümlicherweise ging er anscheinend davon aus, dass ihn sein
frischgeweihtes Kreuz und sein ebenso frisch gestempelter rotweißroter
Journalistenausweis vor den walachischen Vampiren schützen werde. Großer
Fehler! Denn der am Weihnachtstag des schönen Jahres 1989 gleichsam im
bekanntlich sämtliche Sünden läuternden Glockengeläut erschossene Oberste
Vampir aus dem adligen Geschlecht des Dracula war, die WhatsApp hab
ich direkt von einem überdurchschnittlich anständigen, vielfach ehrenamtlich
engagierten Cousin dritten Grades, der es, das sagte er mir jedenfalls dann
später mal im Vertrauen beim obligaten Seidler, irgendwie irgendwann
irgendwo ganz genau lesen durfte, in Wirklichkeit ja gar nicht zur Gänze
tot; er hat nur mal so richtig ausgeschlafen.
"Liebe Freunde und Genossen, jetzt bin i wieder da. Jetzt
moch’n ma weiter!"
Ein Spuk.
Denn die rumänische Wende machte an und für sich gar
keine Wende aus, sondern lediglich eine Wendung. Die schlimmstmögliche
Wendung.
Fazit
Nr. 1:
"Nach jahrhundertelangen
Kämpfen, die beinahe dreißig Jahre lang andauerten, ging unser Traum in
Erfüllung. (…) Gestern Trübsinn, heute Entzücken! … Dies sind die Vorteile
des Fortschritts! Dies ist die grüne Seite des Verfassungssystems! (Ion Luca
Caragiale in seiner Komödie Der verlorene Liebesbrief, 1884)
Fazit Nr. 2:
"Wer die Ängste kontrolliert,
kontrolliert auch die Menschen." (Philipp Blom, zeitlos)
Fazit Nr. 3:
"Wir haben sie [Ceausescu und seine Frau] super-schnell erschossen, denn uns
wurde gesagt, gut sechshundert US-Kampfhubschrauber der im Mittelmeer
stationierten 6. amerikanischen Kriegsflotte seinen unterwegs, um ihnen das
Leben zu retten." (Mitglied des Killer-Kommandos, das den überrumpelten
Diktator und seine Frau am 25.12.1989 im Hinterhof der Geschichte ermordete)
Und jetzt wollen wir aus dem undurchdringlichen Schlamm
der Vergangenheit heraus die eine mörderische Frage stellen, an der
die Zeitgenossen seit nun schon beinahe dreißig Jahren kauen.
Einen Mord in Auftrag
geben: Wie macht man sowas?
Prolog im
Theater: "Fünfhundert Millionen
für die Stadt, fünfhundert Millionen für die Einwohner." In Friedrich
Dürrenmatts 1956 erschienenen Komödie Der Besuch der alten Dame
stimmt die Rechnung.
Eine einzige Klausel: Die
Einwohner von Güllen müssen den angesehenen Bürger Alfred Ill umbringen bzw.
dafür Sorge tragen, dass er umkommt. Über Nacht steht der bis zu dem
Zeitpunkt sozusagen vielgeliebte Sohn der Stadt auf einmal ganz allein
seiner höchstmotivierten Gemeinde entgegen
–
und muss dann schließlich bald daran glauben. Die kollektive Schuld für den
Mord trägt die Menge, die wir aus poetisch-journalistischen oder eben
sozialpsychologischen Überlegungen heraus eventuell auch Meute nennen
könnten.
Another one bites the
dust. Die Rache seiner Jugendliebe
Claire. Justice for sale. Durchaus zeitgemäß. Und vor allem ja eben
auch international salonfähig, wenn ich mich nicht irre.
Ill war wohlgemerkt nicht
unschuldig. Doch die Gerechtigkeit, die sich Claire kaufte, macht natürlich
trotzdem keine wahrhafte Gerechtigkeit aus, sondern lediglich eine groteske
Maskerade. Und die Einwohner von Güllen sind allein durch die Tatsache, dass
sie dem Druck nicht widerstehen konnten, das "Projekt" des Meuchelmordes an
Ill in einer Art kollektiven criminal mind aktiv voran zu treiben,
bei weitem nicht zu Helden geworden, und mögen sie sich noch so viele
Zertifikate ausstellen lassen. "Held der Revolution" würde zum Beispiel gut
klingen, don’t you think?
Aber jetzt sind wir schon
aus der fingierten Theater-Fiktion in die nicht minder fingierte
Fernseh-Wirklichkeit gerutscht. In die Ereignisse rund um den am 22.
Dezember 1989 in Bukarest verübten militärischen Staatsstreich und die
darauf von den neuen, sowjetisch orientierten rumänischen Machthabern zwecks
ihrer Legitimierung betriebene "Terroristen"-Diversion. Manche Historiker
nennen das mittlerweile Staatsterror.
So wenigstens halb und
halb ist Rumänien nun, "nach jahrhundertelangen Kämpfen, die beinahe dreißig
Jahre lang andauerten", endlich bereit, der gefakten Revolution auf den Zahn
zu fühlen. Und wir merken: Irgendetwas ist da faul.
Einen Gaul! Einen Gaul! Wir brauchen einen Gaul!
Die Stunde der wahren
Dramatik: Operation Rumänien.
A Mödeli G’schichte.
Kilometer Null der Blendung.
Des blutrünstigen
Diktators göttliche Sendung.
Die undankbare Wendung.
Alles ist leidlich.
Es waren
– in der
grobschlächtigen medialen Vampiren-Inszenierung rund um die Dezembermorde im
Land der spätestens seit Malta gewissermaßen hüben wie drüben des fallenden
Vorhangs als vogelfrei geltenden Rumänen wie im dürrenmattisch fingierten
Modell eines unheimlichen Besuchs der alten Dame
– materielle
Interessen, hundsgemeine Triebe, und nicht irgendein ausgeklügeltes
Gerechtigkeitsgefühl, die die Güllener (also die echten Güllener bzw. die
Vampiren-Güllener) dazu bewegten, Alfred Ill bzw. Erzgenosse Dracula zu
ermorden.
Die professionelle
ärztliche Diagnose: Herzschlag. Tod
aus Freude.
Ach was! Give me a break!
Schalten wir doch den Fernseher wieder aus! Fake news.
Zur Tagesordnung: Erst
kommt das Fressen, und dann … dann dann … verdammt nochmal, was kommt denn
dann?
In einer Nuss: kein
bestirnter Himmel über uns, kein moralisches Gesetz in uns. It is what it
is. Da kann nicht einmal das Über-Ich mehr helfen, egal wie lange sich
Es und Ich vom Bildschirm hypnotisieren lassen, wenn der
Einzelne einer Triebhaftigkeit der Geschichte ausgesetzt ist, die mal hin
und wieder mehr oder weniger abstrakte Begriffe
– na ja, Demokratie,
Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und so; alles klar, wer wird sich denn jetzt
gleich beschweren?
– parat hält, wenn der Durchschnittsbürger fragt, wie er
den Mut, sich seines Verstandes ohne die Leitung eines anderen zu bedienen,
sich von dem Unmut, die Meinung eins anderen teilen zu müssen, ohne das doch
so recht mitzubekommen, unterscheidet.
Geteilte Meinungen: Die
da oben teilen einem mit, was man im gegebenen Zusammenhang jeweils
meinen darf, und der Pöbel teilt unwillkürlich die Meinung des
Ober-Meinung-Leiters. Und ist das erst einmal geschickt in die Wege
geleitet, hamma eine dem leidenden Subjekt von der jeweiligen Obrigkeit
(oder sagen wir mal von denen) behutsam eingeflößte Meinung. Mit ein
bisschen List, mit ein bisschen Glück, mit ein bisschen Geschick wird unter
Umständen bisweilen sogar mal ein echter Gedanke draus; ein Gedanke, der nur
darauf wartet, von möglichst vielen zweibeinigen Informationsträgern gehegt
zu werden.
Inception.
Für den Mann auf der Straße. Das ist die echte Triebhaftigkeit der
Geschichte. Der Wille zur Macht. Und zu den dazu gehörigen Machenschaften.
Ist ja klar. Sonnenklar. Für aufgeklärte Genossen und Freunde.
Wie meinen? Ach Quatsch.
Kein Thema.
Keine Glorious
Revolution. Keine Real News. Keine Wahrheit. Keine Gerechtigkeit
–
jedenfalls nicht in rumänischen Landen.
Klartext: Nix. Genauer
gesagt, Null Komma Nix. Das ist alles, was nach dem Fressen kommt. Hinter
allem steckt ein Plan. Ein unheimlicher Plan.
Stichfrage:
Was hatten der angeblich verhasste Alfred
Ill, der angeblich verhasste Ceausescu und der angeblich verhasste Dracula
(gemeint ist hier nicht die literarische Figur, sondern der walachische
Fürst Vlad Tepes, eigentlich Vlad III. Drăculea, der als Muse dazu herhalten
durfte) gemeinsam?
Antwort:
Sie waren ihren Zeitgenossen gar nicht so verhasst
–
und im Wesentlichen auch nicht anders veranlagt als ihre "Berufskollegen"
(in diese Gruppe fallen Vampire, Geschäftsleute, Politiker und dergleichen).
Sie waren Männer ihrer Zeit. Ihre Schandtaten (um den Begriff mal ein
bisschen überstürzt und ohne allzu viele methodologische Skrupel in den Raum
zu stellen, so wie es ja, Hand aufs Herz, in der Regel der Fall ist) galten
in ihrem engeren wie in ihrem weiteren Umfeld jahrzehntelang als wenn schon
nicht ethisch, dann doch immerhin machtpolitisch vertretbar und angemessen.
Bei allen drei gab es jeweils jemanden, der sie im Nachhinein zweckmäßig
orchestriert dämonisierte, um die Meinung zu vermitteln, sie seien noch schlechter
gewesen als die Zeiten bzw. die sozialpolitische Wirklichkeit, innerhalb
derer sie lebten und wirkten. In allen drei Fällen handelte es sich um eine
jeweilige Manipulation der Öffentlichkeit.
Ein gescheites Wort: Pfusch di, alter Haberer! Jetzt san
die neuen Haberer dran! Vae victis. Oder auf gut Denglisch: Wurschtegal it is!
Und: Dulce et decorum est pro patria mori. Latein ist Trumpf.
Wie in Dürrenmatts
Besuch war während der rumänischen Wende die Meuchelmord-Lust keineswegs
spontan, sondern vielmehr sorgfältig geplant und inszeniert. Die
allermeisten Rumänen dachten in Wirklichkeit gar nicht daran, Ceausescu zu
ermorden. Und der vermeintliche Hass des Volkes gegen das Diktatoren-Paar,
der dann im Nachhinein als Rechtfertigung der Dezembermorde erfunden wurde,
war auch ein Schmarrn. Eine kreative Nachdichtung.
Dass die Russen schon seit
1987 einen Staatsstreich in Rumänien vorbereiteten, hatte sich freilich
längst herumgesprochen. Ob das auch eine gute Sache sei, war damals
naturgemäß nicht so leicht auszumachen. Die meisten Rumänen hofften 1989
einfach, dass Ceausescu jetzt, da die Auslandsschulden beglichen waren, den
Gürtel ein bisschen lockern würde und dann, o, well… Business as usual. Doch
sie hatten die Rechnung ohne den Wirt, sprich ohne den Genossen,
gemacht. Denn der wollte nun mal herzlich gerne weiter
sparen. In der Hoffnung (sprich Fehlkalkulation), Rumänien könne
wirtschaftlich und politisch unabhängig werden. Dass sein Rumänien nicht ins
neue europäische Puzzle passte, dass es nicht mehr in die Wirklichkeit
passte, die um das Land herum gewachsen war, wollte und konnte er als
geborener Linksradikaler nicht wahrhaben.
"Euer Europa kann mich
mal! Alles, was für mich zählt, ist mein vielgeliebtes Ländle!" Diese hierin
sinngemäß wiedergegebenen noblen Worte einer bis ins Lächerliche verklärten
Heimatliebe hatte schon der anfangs dieses redlichen Exkurses zum Thema
Kreative Geschichtsschreibung zitierte rumänische Bühnendichter Ion Luca
Caragiale seinerzeit einem Politiker in den Mund gelegt, der sich ebenfalls
bestens auf die hohe Kunst der Demagogie verstand. Die nach Ceausescu kamen,
haben ihn freilich übertroffen. Darin besteht das tragische Moment der
rumänischen Wende, der massiven Medien-Manipulation, der vorgegaukelten
Revolution, ja der Blendung.
Die nach fast dreißig
Jahren immer noch durchaus brenzligen Fragen rund um die Dezembermorde im
guten alten Rumänien: Wer hat verloren? Wer hat gewonnen? Welches war die
übergeordnete Logik der Ereignisse? Oder: Gab es überhaupt eine
übergeordnete Logik?
Wer hat wann und wo wieviel kassiert?
Unwesentlich? Von wegen!
Schon Kissinger, ein vielfach beklatschter Nobelpreisträger kabbalistischen
Schlages, der seinerseits ein Lied zum Thema Staatsstreich, Revolution und
Meuchelmord zu singen weiß, hatte es einmal gemeinsam mit Sherlock Holmes
und Hercule Poirot trefflich auf den Punkt gebracht: Follow the money! Und
wir wollen’s natürlich auch so halten.
"Es gibt keine Geldspur",
beteuerten allerdings die Profiteure der Wende
– mit diebischem Blick.
"Jedenfalls können wir keine sehen. Und wenn schon, dann führt sie bestimmt
direkt zum Genossen. Nur zu ihm. Nicht zu uns. Ja, genau. Er hat alles
mitgenommen. You know, auf die Große Reise. For the ferryman. Riesige
Koffer. No kidding. Unsichtbare Koffer. Das Ding an sich. An sich und für
ihn. Nicht für uns."
"Es gibt auch keine
Blutspur", beteuerten die gleichen Profiteure der Wende mit demselben
diebischen Blick, der jetzt freilich auch unverkennbar mörderische Züge
annahm. "Und wenn schon, dann führt sie … na ja, Sie wissen schon, ebenfalls
zum Genossen. Er hat alles höchstpersönlich gemacht. Die Schulden beglichen,
den Sparkurs angeordnet, die geistige Vaterlandsverteidigung ad absurdum
getrieben: a one-man show." Und in seiner Paranoia bildete sich der
Diktator ein, dass ihn jemand erschießen wolle. Totaler Schwachsinn, wenn
Sie mich fragen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
ausgeschlossen.
"Genosse Diktator, niemand will Sie ermorden. Vertrauen
Sie uns. Alles wird gut."
Na ja, es wurde bis
zuletzt wohl doch nicht alles gut. Was aber nicht heißen will, der
Diktator habe recht gehabt. Denn er hätte sich ja auch irren können, wenn
ich mich nicht irre.
Was hoams g’sogt? Total
irre! Recht hoams. Des is Politik. Die Politik der Rechthaberei. O mei! …
Recht und Gerechtigkeit,
das ist immer so ein Thema. Bei Friedrich Dürrenmatt etwa tritt die
schlimmstmögliche Wendung durch Zufall ein. Mais la réalité dépasse la
fiction. In der rumänischen Wende-Wirklichkeit trat die schlimmstmögliche
Wendung denn auch keineswegs etwa durch Zufall ein. Das war alles peinlichst
berechnet. Teuflisch geplant. Abertausende Tote als Kollateralschaden einer
grandiosen Inszenierung. Die Tele-Revolution mit Pommes, Spießbraten und
Bier bequem von der Couch aus erleben: was für ein geiles Programm!
Bist du nicht gut, dann geh!
Dies ist die Story des (in
den Siebzigern mit allen denkbaren Ehren des Westens überhäuften) seligen
Diktators Nicolae Ceausescu, der 1989 gemeinsam mit seiner (un)gnädigen Frau Diktatoren-Gemahlin an "Bleivergiftung" (Stichwort Killer-Kommando) verunglückte; die Story des allerersten unter massiver Anwendung der Medien
ausgeübten und aufgemöbelten Staatsstreichs in der ganzen Geschichte der
Menschheit; die Schilderung eines Meuchelmordes, anhand dessen sowohl die
tatsächlich nachweisbare als auch vor allem die erfundene historische Schuld
des von den Ereignissen der Stunde überholten Regimes einem einzigen
Menschen (okay, zwei Menschen: dem Diktator und seiner Frau) zugeordnet
wurde. Eine Mär vom Aufstieg und vom Fall. Engelhaft verteufelt. Ein äußerst
anschauliches Beispiel des negativen Messianismus; auch kalendarisch
kreativ-makaber inszeniert: zu Christi Geburtstag. Ein kommunistisches
Wintermärchen. Mit seinem Fluch, mit seinem Segen.
Der Führer als Erlöser,
der (zur großen Erleichterung seiner Helfershelfer, nennen wir sie mal
vorläufig die vielen Ludendorffs) die volle Verantwortung übernimmt. Wie bei
den großen Pharaonen und Königen und Häuptlingen der dunklen Zeiten musste
der beliebteste Sohn des Vaterlandes, also klar, an Schmeicheleien von
Seiten der eifrigen Untertanen hat’s nicht gefehlt, die Große Reise aber
keineswegs etwa allein antreten. Über tausend weitere Opfer wurden gleich
mal mit ermordet. Volle 64.000 hätten es wohl laut Plan seien sollen.
Fake news?
Ja doch! Verkauft sich wunderbar!
Die im August 2018 weit
über das politische Über-Ich des Homo draculiens draculiens hinweg voll und
ganz zur Schau getragene Zerrissenheit der rumänischen Gesellschaft, die
repressive "state of mind" der Ordnungskräfte, die tiefgreifende moralische
Unbeholfenheit der "neuen", innerhalb wie außerhalb des Karpatenbogens
hinterhältig gekrümmten Zeit, das ist alles auf die hierzulande in den
letzten drei Jahrzehnten trotz aller demokratischen Bestrebungen eines Teils
der Gesellschaft nicht zur Reife gekommene Wende zurückzuführen. Schuld
daran ist die Große Lüge der glorreichen Revolution, ja die Annahme,
dass überhaupt eine glorreiche Revolution stattgefunden habe bzw. dass diese
siegreich gewesen sei.
Zerstückelt man aus
methodologisch-wissenschaftlichen oder sagen wir mal aus
staatsrechtlich-ermittlungstechnischen Gründen den 22. Dezember und nimmt
man alle an diesem vorweihnachtlichen Tag entscheidenden Fakten zweckmäßig
unter die Lupe, so sieht man "auf diesem Bild" (wörtlich: auf diesem
Bildschirm, dem Bildschirm der "Ereignisse", die den Rumänen wie den
restlichen "Fernsehguckern" dieser Welt einem ausgeklügelten
Manipulationssystem gemäß systematisch unter der Marke "the Real Deal"
gespeist wurden) die aus einem Meer von Zusammenhängen (in der "Nacht der
Generäle" durch die rumänische Armee verursachtes Blutbad, Massenproteste am
Vormittag, Abwendung der Securitate-Führung von Ceausescu und Abzug der
Securitate-Truppen vom Palast des Zentralkomitees der RKP am frühen
Nachmittag, Ceauesescus von seinen Armee-Generälen, die ihn noch bald genug
– oder besser gesagt nicht bald genug
– ebenfalls verraten sollten,
organisierte Evakuierung per Hubschrauber, dann der infolge des
Securitate-Treubruchs zeitnah erfolgte militärische Staatsstreich
(keineswegs gegen das System, sondern vielmehr gegen eine Person gerichtet:
gegen die Person des Führers), der Jubel der Demonstranten über den
vermeintlichen "Sieg der Revolution" und schließlich am Abend die unter
faulen Losungen und der schleunigst aus dem Ärmel der "Revolution"
hervorgezauberten Erfindung von unheimlichen "Terroristen" von den
Putschisten betriebener Staatsterror) zusammen geflickte Mär der
Revolution. Eine grandiose Inszenierung. Und jetzt, anno 2019, wissen wir
jedenfalls genug, um zu sagen: eine dubiose Inszenierung.
Die rumänische Genozid-Mär
zwischen Fake News, Horror-Serie und Self-Fulfilling Prophecy
So gut wie alles, was in
den zehn Tagen, die Rumänien erschütterten (also ungefähr vom 16. 12.1989
bis zum 26.12.1989), von verschiedenen zum großen Teil selbsternannten
Mediensprechern, Fernsehredakteuren, Putschisten und den natürlich ebenfalls
prompt hergelaufenen Straßendieben, Gaunern und Opportunisten jeglicher Art
– allen voran die Großen Tiere und Profiteure der alten Regierung, die jetzt
auf einmal schon immer insgeheim gegen Ceausescu geflüstert haben
wollten und sich in der "Stunde der Wahrheit" mit beträchtlichem
patriotisch-revolutionären Gehabe dazu bereit erklärten, vorläufig
mal kurz die Macht zu übernehmen, denn für alle Verbrechen der Vergangenheit
habe ja das Diktatoren-Paar gebüßt, weg ist weg, nicht wahr? Es lebe das
Volk und der wahrhafte Kommunismus! Die russische Armee steht uns bei!
Spasiva! Der Führer war soo! … ein Schwein, jetzt liegt er in Ketten, Gott
sei Dank, jetzt können wir’s sagen, spucken wir ihm doch alle ins Gesicht,
and, while we’re at it, spucken wir uns auch gleich mal selber ins Gesicht,
rette sich, wer kann, und klaue ein jeder, was er kann, denn Wende, das
kommt von Wendehals, right?
– war erstunken und erlogen.
Und noch eh die Nacht
vergangen dieses blut’gen Dezember, war … wa-wa-wa! … ta-ta-ta-ta! …
ra-pa-pa-pa, ra-pa-pa-pa … Alle Jahre wieder … so ein Schwein! Schlachten
wir doch unseren Führer! Nichts für ungut, ehemaliger Genosse, Großfürst und
Gebieter!
Kehrt mit seinem Segen bei
uns Menschen ein, / Geht auf allen Wegen
… Oder halt! Nein, auf allen Umwegen. Hmm … Nein! Das ist keine echte
Christmas Story. Das ist keine echte Revolution. Hier scheint alles verkehrt
abzulaufen. Bevormundung-Alarm! Leute! Man führt uns in die Irre! Wie bitte?
Das ist schon längst wohlbekannt? Egal! Es lebe die Revolution! Schreiben
wir Geschichte!
Einen Bleistift! Einen Bleistift! Und ich brauch schon
wieder mal mein Radiergummi.
Ein Blick ins tiefere
Seelenleben der glorreichen Haberer und Genossen, die im Dezember an die
Macht kamen. "Die neuen Götter heißen uns, die Schandtat unverzüglich in
blindem Gehorsam zu vollbringen." Im blinden Gehorsam den neuen Gebietern
gegenüber, versteht sich. Fortgeschrittene Staatspolitik … Na ja, Seele: Das
ist viel gesagt.
In Acht und Bann! Der Kerl ist vogelfrei.
Der Genosse hat
ausgedient. Schlitzen wir ihm den Bauch auf! Braten wir ihn an! Sowas gibt
Mut und Kraft zu jeder Zeit. Kochen wir ihn! Beißen wir zu! Junge, Junge,
was für prächtige Backzähne wir haben! Freiheit! Demokratie! Free
Enterprise! Trinken wir sein Blut! Lecker! Die bestmögliche
Transsubstantiation! Erlösung pur! Vater unser, der du bist … Ein Opfer auf
dem Altar des, auf dem Altar der … hmm, auf wessen Altar? Verdammt nochmal!
Wissen wir denn eigentlich, was wir da machen? Wissen wir, hinter wem wir
herlaufen? Wessen Parolen wir wiederholen? Wessen Gedanken wir hegen, im
Sinn haben?
Habe den Mut, dich deines
Verstands … Unsinn! Wir haben keinen Mut. Wir haben Angst. Wäre es
wenigstens halbwegs in Ordnung, das Ganze trotzdem Aufklärung zu nennen?
Schließlich sind wir’s gewohnt, uns an die althergebrachte, an die
jahrhundertelang eingetrichterte Sklavenmoral zu halten. Gebt mir einen
Stützpunkt, und ich hebe die Erde aus den Angeln! Sagt mir, wer der neue Boss
ist, und ich sage weiterhin Jawohl, mein Führer! Richtung Neuer Boss. Total
aufgeklärt. Hoch lebe die Revolution! Und um uns ja keine Blöße zu
geben: Hoch lebe die Gegenrevolution! Wir haben Angst.
And that’s a fact.
Schreibblockade: Mir fällt
nichts mehr ein.Das meiste, was ich nieder kritzele, ist sowieso
abgeschrieben. Ich bin bloß ein Kopist. Ich kann zwar machen, was ich will,
aber nie und nimmer wollen, was ich will. Echt trübsinnig. Ach
was, wir sind alle bloß Kopisten!
Wer war zerschossen und gefangen? That is the question.
Die internationalen
Presseagenturen haben die Fake News der windigen Gesellen, die sich
wie Aasgeier auf Ceausescus Überreste stürzten, nicht gecheckt, sondern der
Welt bereitwillig als bare Münze feilgeboten. Von den Rumänen hätte man ja
damals streng genommen nicht so viel erwarten können, von "uns" westlichen
Recken der vermeintlich objektiven Berichterstattung, aber schon.
"Ihr naht euch wieder,
windige Gesellen", dichtet mein Freund, der Geheimrat, in etwa. Und sieh
einer an! Was hamma da? Die Medien mit ihrem unüberbietbaren Geschick, Fake
News im Handumdrehen in Real News umzuwandeln. Hauptsache, der Mist hört
sich spannend an. Nichts für ungut, Jungs, aber alle Journalisten, die sich
im Dezember 1989 missbrauchen ließen und die Fake News der Haberer
fahrlässig verbreiteten, heben jetzt bitte mal kurz die rechte Hand und
sagen: "Guilty as charged."
Prolog im Fernsehen: Die
Mär vom rumänischen Genozid (von der jeder auch nur einigermaßen informierte
Player natürlich wusste, dass es sich um eine miese, wohlgemerkt im Voraus
ausgeklügelte und disseminierte Lügengeschichte handelte) schien damals nun
mal recht gut ins Konzept der Schlagzeilen zu passen. Der Führer war
angesichts des internationalen Drucks sozusagen in allerletzter Sekunde
–
oder, na ja, eigentlich ein paar Sekunden zu spät
– schließlich doch
noch von seinen (wohlgemerkt ebenso kriminellen)Lakaien fallen gelassen
worden, des Genozids "überführt", für vogelfrei erklärt, beschimpft,
misshandelt und unter Heranziehung bewährter Methoden (Blei)
sicherheitshalber auch gleich mal mundtot gemacht worden. Denn sonst hätte
er bestimmt ausgepackt.
Und dann haben sie, die
abscheulichen Lakaien des Diktators (und nunmehr die neuen Herren im Lande,
ach, wie gut sich alles fügt! Freiheit und Demokratie! Und lasst den Rubel
rollen! Aber bitte in unsere Richtung! Europe, mon amour!) ihr Bestes getan,
dazu beizutragen, dass der wirkliche Tatbestand wenigstens im Nachhinein an
die Anklage ("Genozid", 64.000 Tote usw.) angepasst wurde. Denn ohne corpus
rea tun ma keinen Schritt.
Die gesamte "Anklage"
wurde aus Fake News zusammengebastelt bzw. aufs Grobschlächtigste aus der
Luft gegriffen. Vor allem den für die Massaker in Timisoara und Bukarest
verantwortlichen Generälen (die Ceausescu bis zu seinem Sturz blindlings
ergeben waren) und den sonstigen an den Dezember-Morden unmittelbar
beteiligten Offizieren der rumänischen Armee lag nach der Vollführung des
unter sowjetischer Schirmherrschaft verübten Staatsstreichs sehr daran, die
Angelegenheit schnell zu vertuschen und die Schuld für die Morde auf die
Securitate zu schieben. "Pardon! Das waren nicht wir. Das waren die
Kollegen. Lässt sich doch leicht umdrehen. Wo stecken denn bloß die
Regisseure? Ach, da sind sie ja! Alles bestens. Wir sind die Guten. Gegen
uns liegt nichts vor. Vernichten wir die Beweise!"
Die rumänische Justiz
(Klartext: eine recht erbärmliche Justiz) hat die Dezember-Morde (die nun
schon fast dreißig Jahre zurück liegen; ergo: Schwamm drüber; ist uns alles
egal; wir wissen ja nicht einmal mehr, wer vorgestern ein Tor geschossen
hat; wer wird sich denn jetzt noch daran erinnern wollen, wer 1989 wen aufs
Korn nahm bzw. ob Ceausescu ein italienischer Renaissance-Maler oder eben
ein rumänischer Diktator bzw. unser Lamm, unser Schwein, tja unser Erlöser
war) übrigens nie klären können bzw. wollen. Denn diese Justiz hält die
Augen offen. "Wär ja auch blöd, sie zu schließen, gell?"
Dabei hätte man nur
nachfragen müssen, denn sämtliche Einsätze der rumänischen Truppen wurden
genau dokumentiert; nur war den Rumänen nach Ceausescus Hinrichtung die
Tatsache, dass die eigene Armee wenige Tage zuvor einfach
blindlings auf Kommando ("Wir haben nur Befehle ausgeführt.") die
Demonstranten in Timisoara und Bukarest massakriert
hatte, wohlgemerkt so peinlich, dass sie es dann nach dem auf den Befehl der
neuen Gebieter, Genossen und Götter an ihrem "vielgeliebten Führer" verübten
Vatermord lieber auf einen imaginären Krieg gegen imaginäre Terroristen
ankommen ließen, in dem jeder so lange auf Krähen schoss, bis dann am Ende
die sogenannte "Ehre" der Armee wieder intakt war. Und tausend Mann lagen
tot am Boden. Collateral damage. Opfer des Tricks. Und die sie erschossen
haben: "Helden der Revolution". Geld und Ruhm. Erlogen und erstunken.
Die Armee ist mit uns! Ein Slogan
jener Tage. Ebensogut hätte man sagen können: Die Killer sind mit uns!
Feigling, Mörder, Held,
Opfer, Täter oder von jedem ein bisschen? Verteidigungsminister Vasile
Milea, der 1989 den Befehl für die Massaker in Timisoara und Bukarest
erteilte (und dann am 22. Dezember angeblich Selbstmord beging), wurde
später in grotesker Anerkennung seiner Treue zu Ceausescu und dessen
totalitärem Regime post-mortem befördert und zum Helden der "Revolution"
stilisiert. Grotesker geht's nicht. Oder doch: Man könnte ja Ceausescu
höchtspersönlich ebenfalls post-mortem zum "Helden der Revolution" erklären.
Da Ceausescus Befehl gelautet hatte, unter Achtung der gesetzlich
vorgeschriebenen Regelungen nur im Falle eines Angriffs und nur auf die
Beine zu schießen, mag er immerhin im Nachhinein etwas menschlicher anmuten
als seine "heldenhaften" Helfershelfer. Viele der Killer haben sich dann
nach der Wende Zertifikate als "Held der Revolution" zustecken lassen. Diese
mit beträchtlichen materiellen Vorteilen verbundenen Zertifikate gibt es bis
auf den heutigen Tag. Tausende wurden freilich mittlerweile
– als
erschlichen und ergaunert
– aberkannt.
Mehr als die Hälfte der
Rumänen soll, so manche Umfrage, nicht von ungefähr die Meinung vertreten,
Ceausescu sei ein guter Führer gewesen, und 43 Prozent der Wählerschaft würden ihm
jetzt ihre Stimme geben (wenn er noch da wäre, versteht sich); und zwar
nicht nur deswegen, weil sich die Leute im Osten wie im Westen unter
Umständen gern vertrotteln lassen; aber eben auch deswegen. Aber Zombies
kann man ja nicht wählen, oder?
Der in der ersten Phase
seiner Regierungszeit vom Westen bejubelte Präsident Nicolae Ceausescu hatte
in der zweiten Phase seiner Regierungszeit leider Gottes viele Jahre lang an
einer Krankheit gelitten, die es jetzt in ihrer ausgeprägten Form wohl nur
noch in Nordkorea gibt: an der Persönlichkeitskult-Sucht, mit der er sich
Anfang der siebziger Jahre ansteckte, wenn ich mich nicht irre. Dass es für
ihn an der Zeit war, zu gehen, darauf hatten sich die Russen und
die Amerikaner geeinigt. Nur hätte sich das, wenn die Führung der rumänischen
Armee Rückgrat bewiesen hätte, wohl
– wie in den anderen osteuropäischen
Ländern
– blutlos ereignen können. Doch Rumäniens Verteidigungsminister
Vasile Milea, ein absolut treuer Gefolgsmann seines Führers und Gebieters,
erteilte der rumänischen Armee den Befehl, friedfertige Demonstranten zu
massakrieren. Dass jetzt viele von ihm behaupten, er sei ein Held gewesen,
ist unfassbar und zeigt auf, wie dürftig es in Rumänien um die praktische
Vernunft bestellt ist.
Fake news all over,
wie der Minnesänger einst sagte. In Wirklichkeit gab es natürlich keine
sechshundert US-Kampfhubschrauber mit der geheimen Mission, Ceausescus Leben
zu retten. Auch nicht for old time’s sake. Die Zeiten, da Ceausescu
unser Mann in Bukarest war, lagen weit zurück; weit zurück lag auch
das Echo des riesigen Jubels, dessen er in seinen besten Jahren von Seiten
des Westens Anteil hatte. Es gab keinen Genozid, aber immerhin einen
ruchlosen Diktator. Dass Ceausescu das Trinkwasser vergiften lassen habe und
dass seine Schergen die Blutvorräte der Krankenhäuser in die Luft gejagt
hätten usw., stimmte ebenfalls nicht. Es gab keine Securitate-Einheiten, die
ihn befreien wollten. Ganz im Gegenteil, denn gerade die
Nachrichtendienstoffiziere wussten ja besser als alle anderen, dass die Tage
des Führers seit geraumer Zeit gezählt waren, weswegen sie sich vorsichtig
zurückhielten.
Schauen wir mal durch die Zeitlinse. Man schreibt das
Jahr 1989. Ceausescu ist in Wirklichkeit schon seit zwei Jahren ein toter
Mann. Gorbatschow soll es einmal so formuliert haben: "Niculai wird nicht
mehr lange leben." Wie hatte er es denn bloß erraten? …
Warum nach Ceausescus
Gefangennahme tausend Menschen sterben mussten, darüber will die rumänische
Justiz bis heute keine klare Antwort. Warum Ceausescu sterben durfte, will
erst recht keiner so genau wissen. Die Meinung, Ceausescu musste dran
glauben, weil er schon 1968 die Sowjetunion "verraten" hat und sich auch
sonst immer wieder einfach nicht kleinkriegen ließ, verbreitet sich
zunehmend
– vor allem auch deswegen, weil die rumänische Wirtschaftsleistung
nach der Wende (die übrigens unter den Leuten nicht nur "militärischer
pro-sowjetischer Staatsstreich", "Revolution" und dergleichen mehr, sondern
bezeichnenderweise gerne auch nicht von ungefähr "Zerstörung der
Volkswirtschaft" bzw. "unverhältnismäßige Ausbeutung (Plünderung) der
Ressourcen" genannt wird) einbrach und es heute unzähligen Rumänen schlechter geht als zu
Ceausescus Zeiten (manche lassen es sich dabei aber natürlich beträchtlich
besser gehen). Nur erfolgte die Umverteilung naturgemäß eher nach dem
Prinzip Fressen als nach dem Prinzip Moral.
Homo homini lupus.
Fledermauso fledermausi gugus (Achtung: Schwiitzerdeutsch-Alert). Hesses
Steppenwolf (der eigentlich, den Verdacht werde ich nicht los, ein
Werwolf war, ein schwäbischer Werwolf der gutmütigeren Sorte) und Draculas
Jungs rumänischer Ausdrucksweise lechzen diesseits wie jenseits der
Zeitgeschichte nach Blut. Wir sind allesamt ein Zombie-Teil von jener Kraft,
die stets das Böse will und … na ja, also irgend etwas müssen die vielen
Vampire der Vergangenheit ja auch trinken.
"Damage control!",
brüllten die kriminellen Generäle der rumänischen Armee, als The Big Boss,
"der Genosse", der beliebteste Vampir des Vaterlandes, dingfest gemacht
wurde. "Wir brauchen schnell damage control! Was haben wir denn bloß
angestellt! Jetzt werden wir all die Morde, gut zweihundert sind’s allein in
Timisoara, Cluj und Bukarest gewesen, zu verantworten haben. Verdammt! Das
geht uns an den Kragen. Doch wir haben ja nur die Befehle des "Genossen"
ausgeführt."
Und nach sehr
kurzem Überlegen kam schon der rettende Gedanke: "Ach was, schießen wir
einfach weiter. Auf die Menschen oder eben nur so drauflos. Und wenn dann
wer fragt, sagen wir, es sei uns ganz so vorgekommen, als hätten wir einen
verflixten Terroristen gesehen oder so. Einen Haberer, verstehen Sie?
Besser, Hunderte. Und wenn all unsere Dezembermorde aufgedeckt werden, sagen
wir, das seien nicht wir gewesen, sondern die Securitate-Leute. Denn
schließlich sind die ja ebenso große Dreckskerle wie wir. Mann ist Mann.
Uniform ist Uniform. Wolfsfell ist Wolfsfell. Total austauschbar. Bert
Brecht.
Ein vortreffliches
Szenario. Die schlimmstmögliche Wendung fürs Land, die bestmögliche Wendung
für uns. Zeter und Mord! Zerbomben wir doch gleich mal ein paar historische
Bauten in Bukarest und sagen dann, das war die Securitate! Wir waschen
unsere Hände im Blut der Unschuldigen, ähm … Berichtigung: In Unschuld! In
Unschuld! Möge der selige Vampir, Gevatter Ceausescu, unser vielgeliebter
aus göttlicher Vorsehung zu Weihnachten in die ewigen Jagdgründe beförderter
Super-Diktator die Schuld für alle Gräueltaten übernehmen, die wir je
verüben werden. Wir haben euch doch immer geliebt … Will heißen Die Armee
steht zum Volk! Na ja, also jedenfalls von nun an. Ähm … Howgh!"
Die Protokolle der
"Gerichtsverhandlung" wurden von den Beteiligten natürlich in blanko
unterschrieben. "Recht und Gesetz? Wos? Nie gehört. Wie bitte? Was i von
Beruf bin? Na Rechtsanwalt. Unterschreiben können ma. Sogar leidlich. Und
das wärs dann schon wieder. Servus! Ach ja, und Es lebe die Revolution!
Erschießen wir das Schwein!
Sieh einer an! Die
GRU-Bosse (sowjetischer Militär-Geheimdienst) sind hier! In unserer
Kommandozentrale! Alles klar! Nein, wir leisten keinen Widerstand. Zu Befehl,
Genossen und Großfürsten des GRU! Wir machen alles, was Sie befehlen! Als
erstes die Offiziere des rumänischen Nachrichtendienstes verhaften und
dämonisieren? Passt. Krieg ich jetzt den versprochenen Mercedes?"
Womit sich unsere
heldenhaften sowjetisch-hörigen Deppen, die im verbrecherischen Schwung der
Gerichtsmaskerade mit einer sonst wohl in diesem absolut grotesken Ausmaß nie
gelungenen Nibelungentreue alles in blanko unterschrieben haben, später noch
brüsten sollten, sei das doch, so die Logik der Jasager, ein Ausdruck des
Mutes gewesen. "Habe den Mut, immer untertänigst Ja zu sagen und alles a
priori zu unterschreiben, soweit du dabei hoffen darfst und kannst, sagen
wir mal von einem x-beliebigen durch den Dreck seiner Herren und Gebieter
kriechenden Zivilisten in einen heldenhaften General der rumänischen Armee
umgewandelt zu werden." Kant auf Rumänisch. Oder Kafka. Mitsamt Ungeziefer.
"Ich hab euch doch immer geliebt."
Okay, dieses Zitat passt
nicht.
Na und? Dann passt es um
so besser!
Das war so. Zuerst wurde
die Entscheidung getroffen, den Diktator in ausgesprochen
menschenverachtender Art und Weise zu ermorden. Dann wurde das
Killer-Kommando ausgewählt. Und der Hinrichtungsplatz. Dann wurde dem
Gerichtshof befohlen, den Diktator ganz schnell des Genozids zu überführen.
Dann wurde das Protokoll von allen Verantwortlichen (allen Ernstes) in
blanko unterschrieben. Dann wurde "der Genosse" ermordet. Dann wurde alles
Mögliche zu den Unterschriften der ganzen Bande hinzugedichtet.
Dieser Fall ist klar,
lieber Herr Kommissar, auch wenn sie andrer Meinung sind: Genozid. Und
mittlerweile wurde intensiv versucht, anhand allerlei im Fernsehen
verbreiteter Fake News einen Bürgerkrieg anzustacheln, um der Dichtung
Wahrheit zu verleihen. Die Würde des Menschen? Super-unantastbar!
Ceausescus sogenannter
"Verteidiger" bei der Diktatoren-Beschimpfung ist übrigens aus lauter Eifer
noch ärger über ihn hergefallen als die Staatsanwaltschaft; als
Belohnung dafür, dass er seinen Kunden, den er doch nach bestem Wissen und
Gewissen hätte verteidigen sollen, mit großem Eifer beleidigte und
verleumdete, wurde er alsdann natürlich in allen Ehren in die Armee
aufgenommen (so eine Armee kann dergleichen Schurken gut brauchen,
klar; Geld und Ruhm; Geld um Ruhm und keiner weiß warum) und
– das ist jetzt
aber nicht übertrieben
– zum General ernannt. In der Tat die
schlimmstmögliche Wendung. Es würde sich einer schier vor Lachen schütteln,
wenn die ganze Mär denn nicht so sehr zum Weinen wär.
Am End’ is olles … Na ja,
Sie wissen schon. Umasunst.
Welch ein trefflicher
Wahlspruch!
Epilog in Sachen
Wende-Münchhausen, Mörder-Moral, Erlösung durch den Führer,Staatsterror,
Angstmanagement und Demokratie-Kur
Ein paar Monate nach der
Wende, also im Frühjahr 1990, war ich zufälligerweise schon wieder mal in
angemessener Begleitung am Fuße unserer guten alten Karpaten unterwegs. Und
wie es sich denn manchmal sogar an nobleren Orten so fügt, wenn einer sich
auf die unfeineren Exemplare der Subspezies sapiens sapiens (also doppelt,
dabei aber jeweils nur a bisserl sapiens) einlässt, sah ich einen
fettleibigen Kraftkerl walachischen Schlages, der nach einem letzten
tüchtigen Schluck tatkräftig rülpste und sich alsdann in vorbildhaft
revolutionär-demokratischer Art und Weise daran machte, zu leiern. "Ole,
ole, ole, ole, Ceausescu ist nicht mehr da! …" Und dann musste der
Bier-und-Bratwurst-Held natürlich gleich noch einmal rülpsen. Worauf sein
Sohn die einschlägige Frage stellte:
- Warum habt ihr ihn denn
umgebracht, Vati?
- Hör mal gut zu: Wenn ich
mir ein Bier kaufen will, geh ich jetzt dorthin, wo das Bier billiger ist.
Alles klar? Billiges Bier, nicht teueres Bier! Das nennt man Freie
Marktwirtschaft. Jetzt samma frei. Alle Genossen san frei, seit der
Genosse weg ist.
- Ach so. Und konntest du
denn früher nicht dort einkaufen, wo das Bier billiger war?
- Doch, aber …
- Aber?
- Ach! Du verstehst das
nicht. Ich weiß, ich weiß … Du kannst nichts dafür. Bist einfach nicht
groß genug. Dir fehlt die Einsicht. Und der Mut.
- Der Mut?
- Der Mut, dich deines
Verstandes zu bedienen. Checkst du das?
- Ja, Vati.
- Brav so! Denn jetzt
hamma die unsichtbare Hand.
- Aha. Die hab ich
bisher noch nicht gesehen.
- Genau. Du
kannst
sie gar nicht sehen. Niemand kann sie sehen. Adam Smith. Die unsichtbare
Hand. Das ist nun mal so, verstehst du?
- Ich verstehe. Nur …
- Lass sein. Du checkst
das nicht.
- Doch! Doch! Nur, warum
habt ihr ihn denn umgebracht?
- Kurzum, wir haben ihn
kaltgemacht, weil er uns kaltgemacht hat. Genozid! Beyond a
reasonable doubt. Klar? Es gibt uns gar nicht mehr. Wir sind
allesamt Zombies [was bei Draculas Nachkommen wohl nicht Wunder nimmt].
Nach seinem Tod hat der Genosse die Volkswirtschaft auf den Hund
gebracht. Das machte übrigens einen der vier Anklagepunkte aus. Wir
ahnten, dass er das nach seinem Tod tun würde und haben ihn schon im
voraus dafür erschossen. Wir haben ihn aufs Korn genommen, weil er die
Sowjetunion und den Kommunismus verraten hat. Checkst du das?
- Ja, Vati.
- Guter Junge. Guter
Junge. 1968 hat sich das feige Schwein lautstark gegen den Einmarsch
sowjetischer, bulgarischer, ungarischer ostdeutscher und polnischer
Truppen in die Tschechoslowakei gestellt. Sowas vergibt man nicht. Dies
war die Stunde der Rache.
- Ja, Vati.
- Und weil er schon so
lange an der Macht war. Leute, die auch dann noch an der Macht
festhalten, wenn sie unzeitgemäß geworden sind, muss man loswerden.
Außerdem ist das bei einem Staatsstreich immer so. Der Präsident wird
umgelegt. Hat man ihm übrigens klar erläutert. Viermal. Auf Russisch.
Die Leute hatten sich halt
bestens mit Ceausescu und seinen Mannesmannen arrangiert. Als er dann weg
war, arrangierten sie sich schnell mit den neuen Herren im Land
– und
wählten prompt die alten Lakaien des Führers an die Macht, an deren Händen
noch das Blut der vom rumänischen Militär aus absoluter Treue zum Führer in
blindem Gehorsam ermordeten Demonstranten in Timisoara und in
Bukarest klebte. Dem Pöbel verkauften sie die Notlüge, es handle sich dabei
allein um das Blut des Diktators. Und die Leute wählten die alten
Handlanger.
In der Hoffnung, dass
alles beim Alten bleibe. Denn 1989 und 1990 waren die Rumänen nicht bereit,
eine neue Gesellschaftsordnung in Kauf zu nehmen. Sie hatten Angst vor
grundlegenden sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen. Angst davor, in
der kapitalistischen Welt nicht konkurrenzfähig zu sein. Sie wählten die
Vergangenheit, ohne zu ahnen, dass Rumäniens Kurs längst auf höherer
Jalta-Malta-Ebene entschieden wurde und es nun, ob sie, die ewig
bevormundeten Schildbürger eines Lakaien-Staates mit alteingesessener
balkanischer Mentalität, es nun wollten oder nicht, Richtung Europa gehen
sollte. Sie wählten das, was ihnen das kleinere Übel zu sein schien, das
ihnen jahrzehntelang Vertraute, und nicht die neuen politischen Parteien,
von denen sie ja so gut wie nichts wussten.
Das klingt auf Anhieb
extrem blöd, ist aber doch wenigstens in etwa nachvollziehbar, wenn man
bedenkt, dass es damals in Rumänien keine privaten Fernsehsender gab und
dass alle Menschen ihre Informationen tagtäglich von dem einen
staatlichen Fernsehsender bezogen, den Ceausescus Helfershelfer bzw. "Erben"
nach wie vor fest in der Hand hielten. Eine triste Karikatur, von der
nichtsdestoweniger mit Nachdruck behauptetet wurde, es handle sich um eine
"Emanation der Revolution". Zitat zu Ende. Romania over and out.
Way
out. (was hier heißen will: weit weg)
Dabei wäre es ein Leichtes
gewesen, genau in Erfahrung zu bringen, wer wann wo auf wen geschossen
hatte, nur, so genau wollten es die neuen alten Machthaber ja auch nicht
wissen.
Es sollte Jahre dauern,
bis es zu einer tatsächlichenWende kam. Der politische Wille zur
Vergangenheitsbewältigung war halt 1989 nicht da. Kein Wunder, wenn man die
Tatsache in Betracht zieht, dass die vorliegenden Beweise Richtung
politische Klasse (und Militärs) wiesen. Die Mörder von gestern hatten nach
wie vor das Sagen. So vertuschten sie denn die Beweise.
Es wurden wie gesagt
sogenannte Revolutionszertifikate verkauft. Ein rumänisches Ding. Ein Ding,
das seinesgleichen sucht. Jeder, der ein derartiges Zertifikat auf dem
schwarzen Markt erstand oder sonst wie ergaunerte, durfte sich als Held der
Revolution feiern lassen. Geld, Ländereien usw. You name it. Und Steuern
müssen die Helden der Revolution natürlich nie zahlen.
Ursprünglich waren diese
Zertifikate ja für die Opfer gedacht, aber Rumänien ist nun mal Rumänien, um
es kurz zu halten. Natürlich fanden sich genug Trottel, die im Dezember nach
der Ermordung des Diktators auf Kommando (Klartext: schon wieder mal
lakaienhaft untertänig) "Ceausescu ist zu Weihnachten das beste Schwein!"
brüllten, wie sich denn auch ein paar Monate später, im Juni 1990, genug
Trottel fanden, die ebenfalls in diesem Sinne auf Kommando "Tod den
Intellektuellen!" brüllten, indes sie Jagd auf alle machten, die irgendwie
gescheit aussahen. Groteskerweise taten sie 1990 Letzteres mit der Billigung
und unter dem aktiven Mitwirken der wenige Wochen zuvor demokratisch
gewählten Regierung, in der die alten kommunistischen Dinosaurier steckten,
die im Dezember ihren bisherigen Gott, "den Genossen", verloren hatten und
nun Feuer und Flamme für Glasnost waren.
Bubenstreich-Tagesschau
(Rumänisches Fernsehen
–
das Sprachrohr des nach Ceausescus Entmachtung von den Putschisten gegen das
Volk gerichteten Staatsterrors)
"Alles wird gut. Die
sowjetische Armee ist marschbereit."
"Das Trinkwasser wurde
vergiftet."
"Die Armee möge schnell
kommen und die Wohnblocks um den Fernsehturm so lange unter Panzerbeschuss
nehmen, bis sie stürzen."
Die Proklamation von
Timisoara, das einzige Dokument mit revolutionären Charakter, das es in
jenen Tagen gegeben hatte, wurde bezeichnenderweise totgeschwiegen. Noch
hofften die Genossen Putschisten, es trotz der antikommunistischen Stimmung
in Timisoara wie geplant bei einer rumänischen Perestroika belassen zu
können und das Machtmonopol der RKP aufrecht zu erhalten, Gott erhalte
unseren Führer. Tja, und ein paar Monate später wurden sie dann
– in neuen
Kleidern
– wieder an die Macht gewählt.
Güllen den Güllenern!
Fiktiver Dialog, der
demhistorischen Tatbestand aber sehr nahe kommen dürfte:
- Wehe euch! Das wird
ein Genozid! Aber wenn ihr euren Präsidenten des Genozids überführt,
dann, na ja, also dann muss es ja keinen Genozid mehr geben. Wenn ihr
das Schwein schlachtet und auffresst (seid ja selber auch welche), wird
alles wieder gut.
- Zu Befehl, Genosse
Kommandant! Jawohl! Alles klar. Dann ermorden wir ihn eben. Wegen
Genozids. Wegen eines Almost-Genozids. Denn es kam zwar nicht
dazu, aber was wär gewesen, wenn … ja wenn. Wir nennen das dann
Gerechtigkeit. Nein, Rache. Rache des Volkes. Der Führer muss sterben,
damit wir leben können. Rom hat einen schändlichen Kaiser!
Entschuldigung. Das war Dürrenmatt. Rumänien hat einen prächtigen
Erlöser! Einen prächtigen Erlöser! Sein Blut ist super-gut! Und uns
fehlte nie der Mut!
Ross und Reiter nennen:
"Wir werden unser Land
gegen eine jedwede Aggression verteidigen!" (Ceausescu, 1968, nach dem
Einmarsch sowjetischer, bulgarischer, ungarischer, ostdeutscher und
polnischer Truppen in die Tschechoslowakei)
"Die Russen sind
schlimmer, als es die Faschisten waren!" (Ceausescu, 1968)
"Fünfhundert Arbeiter mit
Knüppeln, und das Problem wäre gelöst. So wie in den guten alten Vierzigern,
als wir … Ach so! Classified. Sorry." (Ceausescu, 1989, leicht fingiert)
"Das würden sich die Kerle
gefallen lassen: dass ihnen einer auch die andere Wange hinhält wie Jesus
Christus." (Ceausescu, 20.12.1989, leicht redigiert)
"Fünfhundert Millionen für
die Stadt, fünfhundert Millionen für die Einwohner". (die alte Dame)
"Zur Weihnachtszeit isst
Ceausescu das beste Schwein." (irgendein Depp am 25.12.1989 nach der
Ermordung des Diktators und seiner Frau; im Sprech-Chor von Tausenden
wiederholt, die sich gerne vertrotteln ließen und, das nebenbei, eh
blindlings alles nachgemacht hätten
– und der ganze Blödsinn wurde im
Rumänischen Fernsehen prompt als eine jener Verhaltensweisen empfohlen, von
der man wollen könne, so die Mär, dass sie zum allgemeinen Prinzip werde)
"Ceausescu hat die
Sowjetunion verraten." (Mann aus dem Volk; aus dem Volk)
"Ceausescu hat die
Prinzipien des wissenschaftlichen Sozialismus verraten." (Iliescu, Dezember
1989, nach Draculas Entmachtung)
"Fünfhundert Arbeiter mit
Knüppeln, und das Problem wäre gelöst." (Iliescu-Gefolgsmann im Juni 1990,
als Studenten und Intellektuelle gegen die kommunistischen Dinosaurier
protestierten, die die freien Wahlen gewonnen hatten)
"Tod den Intellektuellen!"
(20.000 Bergarbeiter mit Knüppeln, Juni 1990, Bukarest)
"Genossen Bergarbeiter!
Marschieren Sie Richtung Stadtmitte und nehmen Sie den Universitätsplatz
ein!"(Iliescus Freibrief an die zwecks der Terrorisierung der Bukarester
Bevölkerung hergeholten bewaffneten und gewalttätigen Bergarbeiter)
"Dank den
Bergarbeitern! Sie haben ihre Pflicht getan!"(Präsident Iliescu, 15. Juni
1990, Bukarest, nachdem die in speziellen Zügen nach Bukarest gebrachten
Bergarbeiter "in Reih und Glied" gegen das Bukarester Zentrum ("Kilometer
Null" der sogenannten "Rumänischen Revolution") marschierten, die junge
rumänische Zivilgesellschaft niederschlugen und Jagd auf Studenten,
Brillenträger, Bärtige, in der Juni-Hitze ihres Erachtens "unanständig"
gekleidete Jugendliche sowie auch auf all diejenigen Bukarester machten, die
ihnen irgendwie verdächtig vorkamen). 20.000 Vampire und Zombies, die aller
Welt unter Beweis stellten, dass die Zukunft der Rumänen nicht so greifbar
war, wie es kurzfristig den Anschein gehabt hatte. Es gab übrigens auch
damals, in den Tagen des Bergarbeiter-Terrors, genug Menschen, die den
gewalttätigen Horden der Gegenrevolution Beifall klatschten. Für jede
Schandtat, für jede Gräueltat findet sich der Applaus garantiert ein, wenn
das Publikum blöd genug und blutrünstig genug ist bzw. geschickt genug in
diesem Sinne manipuliert wird. Das ist aber, Hand aufs Herz, nicht nur bei
den Rumänen so.
"Stay on the horse, Stay
on the horse, Stay on the horse, The future will be yours!" (Bill Clinton,
1992, Bukarest)
"Stay on me, stay on me,
stay on me! I am well and alive!" (Ceausescus totgeglaubter Kutschgaul,
ebendann, ebenda
– und in der Kutsche … ha! das darf doch nicht wahr sein!
die sogenannte postkommunistische Regierung mit all ihren Helfershelfern und
Zombies, wenn ich mich nicht irre; und ich irre mich nicht.)
"Ceausescu, der verhasste
Tyrann (na ja, stimmt, bis gestern hatten wir ihn noch 'vielgeliebten
Führer' genannt, aber das ist in der Politik nun mal so), hat in seiner
Unverschämtheit die Auslandsschulden beglichen! Das verstößt gegen das Prinzip
der Lehmann Brothers, der Panama Brothers, der Cayman Brothers und der
Alligator Brothers. Genozid! … Genozid! … Wie bitte? Genozid bedeutet was
anderes? Alles klar. Wollte sagen: Das hatten wir natürlich gewusst …
Die gute Seite ist: Wir
haben gegenwärtig keine Schulden, sondern, ganz im Gegenteil, einen
stattlichen Überschuss, Entgelt’s Gott, Genosse Führer. Damit können es sich
zehntausend Haberer dreißig Jahre lang prächtig gehen lassen! Mit beiden
Händen rein, Jungs! Jetzt sind wir dran! Wir, die Panzerknacker, die
nichts knacken müssen, weil wir den Schlüssel haben.
Wir brauchen dringend neue
Auslandsschulden für neue Investitionen! Am besten, wir kaufen einfach aufs
Geratewohl alles, was die da drüben loswerden wollen. Das Schmiergeld
kassiere ich höchstpersönlich von den deutschen Konzernen! Drei Millionen
hier, drei da … Es lebe die Demokratie! So viel hätten wir unter dem
Scheiß-Diktator nie und nimmer klauen können!
Unsere Stunde ist
gekommen!
Nach uns die Sintflut.
Oder sagen wir mal Nach mir der Klimawandel. Und die Österreicher haben
versprochen, uns unter der Hand sämtliche Wälder abzukaufen.
Papierindustrie. Zu Dumping-Preisen, versteht sich! Gott erhalte unseren
Kanzler! Wir brauchen jetzt eh keine Wälder mehr. Denn heutzutage sind
Steppen Mode. Für uns Steppenwölfe. Für uns Werwölfe, Vampire und Zombies.
Heute hamma Coca Cola! Und ich fahr meinen Corolla!
Holla, wir sind längst
tot! Bald kommen wir wieder." (beliebiger hergelaufener "Held" bzw.
Gauner-Minister mir Revolutions-Zertifikat)
"Wieh! … Ich kann nicht
mehr!" (das tote Pferd der rumänischen Wende)
No End In Sight
Hü-Hott, Pferdi! Des schaff’n ma scho’!
schaff’n ma scho’ …
schaff’n ma scho’ …
I wish I may, I wish I
might.
Jo! … Rumänien hat eine
prächtige Blendung!