Vom Flughafen Schwechat,
dem Zentrum der Zivilisation, war hier, im exterritorialen Hinterland, so
gut wie nichts mehr zu spüren. Die redlichen Piraten der Sieben Meere
mussten bis zu den outskirts of time eine
beträchtliche Strecke zurücklegen, weswegen sie nun
naturgemäß recht durstig waren und gleich mal jeweils a Stamperl
bestellten.
Das traf sich ja gut. Aus
der leeren Kaiserloge winkte ein fröhlicher
Piratenlehrer, der höchstwahrscheinlich in einem nahegelegenen obligaten
Wirtshaus mit denkbar eigener Privatbrauerei logierte und seine Schüler
jahraus, jahrein fröhlich an der Nase herum zog. Hopf
und Hefe hatte ein schwäbischer Markgraf aus Sărata zur Verfügung gestellt,
der an der Mark für Geselligkeit und Solidarität sorgte.
Der g’schätzte Kaiser ließ
sich ausnahmsweise mal nicht blicken. Immerhin konnte nun wenigstens
vorübergehend Cpt. O’Mei – mit gleichsam altpreußischem Adlerblick und
erbaulich kaiserlicher Ettiquette – an seiner statt nach dem Rechten
schauen. Und Ober-Kuckuck Glenn, der allen unentwegt mit seinem imposanten
Ober-Kuckuck-Blick imponierte? Durchaus anwesend! Mitten drin im Walde.
Warte nur, balde …
Drei vom Bunten Amt für
Piraterie vielfach preisgekrönte Poeten warteten ehrerbietig auf. Das
Feuerross keuchte erschöpft. Die letzte Ölung stand bevor. O’Mei gab ihm
freundlicherweise einen geilen Hafer-Tschick and a drink. Es war gut.
Ein anstrengender Tag
neigte sich seinem Ende zu. Captain O’Lala lungerte natürlich schon seit
Stunden in good ol’ Laa-Laa-Land herum – denn es kann einer ja nie wissen,
wann der Zug kommt (soweit er freilich überhaupt kommt, was in der Regel, so
die Sieben Weisen Piraten der Sieben Meere, eine Sache der Relativität
ausmacht).
Und wenn einer nicht da
ist, wenn er kommt, dann … Olala! "Konntos wissenos zugos wannos venitos
kaanos." Tacitus.
Vieles, nein, alles war
grenzwertig. Außer der Wahrheit natürlich. Die hatten die Pandemic
Brothers nach wie vor in ihrem großen Pandemic-Brothers-Räubersack auf
Lager. Gemeinsam mit einem stattlichen Gewürztraminer von Captain O’Party
und dessen bezaubernden Frau Gemahlin. In vino veritas. In schnapsos
schnapsitas. La dolce vita! Großer Party Supply Store. Angebot!
Angebot! Angebot!
Nichtsdetsotrotz:
Something was missing. Something of great importance.
Nur … Was?
Wos? Wos?Wos?
"Veni, vidi, vici!",
schrie O’Mei gerade zur rechten Zeit mit einem so sonderlich
akademisch-endemisch anmutenden Imponiergehabe, dass ihm sowohl seine
eigenen Mannen als auch die feschen Gefolgsleute des g’schätzten Captain
O’Lala spontan Beifall zollten und sicherheitshalber gleich a Stamperl für
die Hoamat und für den feschen, prächtigen
Selfie-Bundesdings (die jüngsten Eigenfotos zur Hand; impfbereit;
verunglimpf-reif; ach! … machtgeil-solidarisch)anstießen. "Preschen wir nach
vorne, Kameraden. Ahoi, ahoi! Der Horizont ist unser Freund."
Das Bundes-Dingsbums
wartete bereits vorschriftsgemäß in Reichweite. Manch einer ging über
Bord.
"Ahoi, ahoi!", kam in
no time das Echo der Echo-Burschen, die sich nach und nach mit dem Tross
einfanden. "Sag uns, wo’s langgeht, und wir folgen dir blindlings! Oh
Captain, my Captain!"
O’Mei pirschte sich
geschmeidig, doch entschieden an das Ding an sich an. An das Ding an sich in
Laa an der Thaya. Und die Mannschaft? Hinterher!
Natürlich hatte O’Mei ja
rein piratentechnisch betrachtet längst die Tatsache erfasst, dass das Ding
an sich nur für uns da ist. "Kein Mensch muss müssen. O’Shallar! Rrr! … Ihr
habt die Wahl. My way or highway."
Und alle fügten sich
gedankenlos seiner starken Führung. Dass es war ernst. Und sein Papagei
sagte: "O mei! …"
Diese partout demokratische
Ur-Grundeinstellung, dieser unabdingbare Beweis von Neuer Solidarität, von
freiem Willen, von Mut, sapere aude, Super-Audi, geiler BMW, Mega-VW und vor
allem eben nun auch zunehmend Tesla, just ask Captain O’Musk, von freier
Urteilsbildung und strotzender, ja geradezu sprudelnder Urteilskraft
erfreute O’Mei geradezu sine qua non. Deswegen sprach er denn nun
ausnahmsweise auch mal a bisserl Russisch: "Schto eto? Schto eto? Entkorkt
den Masetto! Wenn ich recht hab, hob i recht. Right? Right!"
Captain O’Arhi und Captain
O’Medes nickten begeistert. Sowas nennt man die Welt aus den Angeln heben.
Und aus den Sachsen.
Aus den Bayern und
Schwaben natürlich auch.
"Herrschaften!", hatte der
diensthabende Mast-Bursch auf WhatsItGonnaBe gepostet. "Aussteigen, bitte!
Laa an der Thaya! Hurry up! Or else." Und eins war den erlauchten Fahrgästen
der k. und k. Laaer Ostbahn auf Anhieb klar:
The Mastbursch meant business.
Ob der verehrte Gast denn
auch hundertprozentig satisfied sei, wollte O’Lala wissen, nachdem
O’Mei sich a bisserl in der kleinen, aber feinen Ortschaft am Rande des
Seins umgeschaut hatte. Und in der Tat war Laa an der Thaya
all Captain O’Mei ever dreamt of in his philosophy.
Und er sagte: "Rrr! …"
Dass O’Mei schon wieder mal
vollkommen richtig lag, braucht an dieser Stelle ja eigentlich – wie die
g’schätzte Leserschaft nur allzu gut weiß – nicht mehr extra hervorgehoben
zu werden. Auf jeden Fall ließ O’Lala, und das wurde von mehreren
Augenzeugen zeitnah säuberlich zu Protokoll gebracht, auf der Stelle den
Union Jack und die Totenkopf-Flagge hissen, um sich dann später mal nicht
auf der Faktenchecker-Volksverpetzer-Konferenz im dark net sagen lassen zu
müssen, er habe, heaven forbid, im Schwung des schönen Augenblicks
möglicherweise unzeitgemäß gehandelt.
"Hoch lebe Captain O’Mei!
Hoch lebe die Piratenrepublik! Hoch lebe das Land ob
der Enns! Stimmtamente?"
"Und ob! Und jetzt essen
ma aane Ente! Gemeinsam mit Jens. Nur … Wohin fließt denn meine
Thaya? Hmm … O mei, o mei! Leute! Ich hab einen Verdacht. Stichwort
Umweltverschmutzung. Passt gut auf die Umwelt auf. Ich hol mir noch
einen Tschick."
Jens war der diensthabende
Enten-Meister. Hauptberuflich als Gebrauchtwagenhändler, nebenberuflich
zugleich als Piratenausbilder, Bräuer, Winzer und Chefkoch tätig.
Die Thaya floss weiter
Richtung March. Und ursprünglich hatte sich O’Mei ja dabei nichts Böses
gedacht. Doch irgendwie schien, wie den breiteren
Massen allerdings erst viel später offenbar wurde, irgendwo irgendwas nicht
gut für die Umwelt zu sein.
Ein paar wenige
Eingeweihte, darunter O’Mei, O’Lala, O’Arhi und O’Medes, ahnten es, wahrten
jedoch das Schweigen. Denn so isses auf den Sieben Meeren. Maske auf, Klappe
zu!
Der Tschick (Wollen wir
ihn Umwelt-Tschick nennen?) war as exquisite as advertised. Und die
geschmeidige Anna aus Havanna, die bekanntlich ein Piratinnen-Praktikum in
Laa an der Thaya machte und deswegen gerade mit ihrem tiefgründigem
philosophischen Piratinnen-Blick an Deck herum stolzierte, um in Erfahrung
zu bringen, was sich da azubimäßig so alles tat, gab O’Mei freundlicherweise
eine Prise Schnupftabak.
"Per favor, El Capitan!
Senor!"
O’Mei inspizierte darauf
gemeinsam mit dem schicken Ober-Dingsbums von Klums den Tatort – und
eruierte kurzerhand: "Des is a Grenzfall." Ober-Dingsbums von Klums nickte
bedeutungsvoll-vielsagend, indes sein Assistent, ein Constable aus Kent,
vorschriftsgemäß den Grenzschutz verständigte und sicherheitshalber
auch gleich mal seinem gut gebauten Cousin whatsappte:
"Hey, buddy, what’s up?"
Denn es handelte sich in
der Tat um einen Grenzfall, egal was die Scheiß-Leugner nun sagen mochten.
Fast konnte man die Grenzwertigkeit aller Grenzwerte aus dem Geiste der
Umwertung aller Werte hervorsprudeln sehen. Ja. Fast.
But what can you do? Echte
Leugner leugnen nun mal alles, vom hygienestaatsrechtlich bekanntlich
einwandfreien Ermächtigungsgesetz des El Grande Comandante bis hin
zur vorzüglich solidarisch-heldenhaften VerunglimpfApp der
geschäftstüchtigen Impf Brothers und dem grandiosen Potato Business Empire
der g’schätzten und nicht minder geschäftstüchtigen
Hotzenplotz Brothers.
Wie schon Dr. Spritzerle,
ein Meister aus Deutschland, einst recht meisterhaft feststellte: "Da hilft
nur noch die Spritze." Gegen die sämtliche Tanten und Mutanten mittlerweile
freilich längst immun sind. Doch was soll’s.
"Fragt nun nicht, ob der
im superschnell telekopierten Zulassungsverfahren
zugelassene Hokuspokus-Impfstoff dubios ist, fragt, warum die verflixten
Leugner andauernd leugnen, dass das Wasser nass ist!", so O’Mei. Dabei
hatten die sogenannten Leugner nur die Rechtschaffenheit der Machtansprüche
des Führers geleugnet – und keineswegs etwa die Tatsache, dass das Wasser
per Definition nass ist. Per Definition der Nässe, that is.
Chefinspektor Max und
Chefinspektor Moritz stellten sich verfassungsgemäß prompt gemeinsam mit ein
paar Kollegen von CSI Miami, die zufälligerweise gerade in
the Greater Laaer Area zu Besuch waren, im Kerngebiet von Laa an
der Thaya ein und machten sich unter Berufung auf das gemächliche alte
Wasserschutzgebiet-Gesetz und die neuen Umweltverschmutzung-Eilverordnungen
daran, gegen Unbekannt zu ermitteln. Against the unsub.
But the unsub wasn’t home.
Chefinspektor Max und
Chefinspektor Moritz ermittelten dessen ungeachtet so lange und so intensiv
weiter, dass sie beinahe tot umfielen. Ober-Kuckuck Glenn trug die Kunde in
die vier Winde. Die erhabenen Chefinspektoren räusperten sich
wichtigtuerisch.
Ihr Befund war eindeutig:
Something was indeed missing.
"Now listen up, people!",
sprach O’Mei zu seinen Mannen. "This is Search and Rescue. Get it? Wir
müssen unbedingt so schnell wie möglich den Sinn unseres Handelns wieder
finden, you know, like, the reason of it all, ja den Sinn des Daseins, den
Sinn des Seins schlechthin, verdammt nochmal! An sich und für uns. Also
nicht nur beim Pokern, beim Saufen und bei weiblicher Bekanntschaft."
"Gut so! Gut so!" Captain
O’Lala fand das gut. "Denn nur wenn wir ganz, ganz
genau wissen, was wir suchen, können wir es auch finden. Und hier an der
Thaya wissen wir ganz genau, was wir suchen. Le temps perdue. Vous
comprenez."
"Oui, oui, oui! Je sais!",
fiel ihm O’Mei kongenial ins Wort. "Denn was hier gezeitigt wird, ist mehr
als ein leidlicher Zusammenhang-Konglomerat, Leute! Den Schlüssel aller
Kreaturen hamma parat. Zahlen und Figuren? Durchaus. Aber eben nicht nur.
Ach! … Eine Sinfonie in Dur!
Und ich sage: Ab mit dem
unsub! … 'cause it all starts and ends with the
bloody unsub. And if I may say so, ladies and gentlemen: Viele ahnen es,
wenige wissen’s with any authority: Der unsub ist ein Leugner. Und der
kriegt jetzt eins aufn Deckel.
Und ich sage: Guys! … Mens
rea, corpus rea. Beautiful Mind. Jajaja, olala! Und selbstredend immer auch
eine entsprechend schöne Seele."
O’Mei atmete einmal ganz
tief ein. Und dann wieder aus. Und dann wieder ein.
"Ach! O’Shallar! That’s
what I’m talking about. Rrr!…" |