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"Weitermachen, kreativ sein, nicht aufgeben"
Das Pandemiejahr 2020 stellt
Theatermacher auf der ganzen Welt vor fast unlösbar
scheinende Herausforderungen. Was dies konkret für die
rumänische Theaterszene bedeutet,
schildert Oltiţa Cîntec am Beispiel des im vergangenen Oktober
in Iaşi
veranstalteten
Jugend-Theaterfestivals "FITPTI" im Aurora-Interview.
(Von
Irina Wolf,
22.
12. 2020)
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Wes Brot ich ess
Es geht zunächst gar
nicht darum, ob bzw. inwiefern die Bürger, die für die Grundrechte
einstehen, in ihrer jeweiligen Auffassung von Gerechtigkeit, Recht,
Staatsgewalt, Governance und Meinungsfreiheit recht haben. Es geht darum,
dass sie nicht nur ein Anrecht darauf haben, ihren Senf zur Sache zu geben,
sondern geradezu verpflichtet sind, angesichts des zutiefst bedenklichen
Dornröschenschlafs der Medien und der Legislative und der damit verbundenen
Unterminierung des Rechtsstaats an der Wiederbelebung unserer streithaften
Demokratie mitzuwirken.
(Vasile V. Poenaru,
06.
12. 2020) |
Irgendwann kommen sie wieder
Der 30. Oktober 1938
ist ein Meilenstein in der Geschichte des Radiotheaters. An dem
Tag überzeugte Orson Welles' genial inszeniertes Hörspiel nach
dem gleichnamigen Roman "Krieg der Welten" von H. G. Wells die
Zuhörer von der Invasion der Außerirdischen. Diese Radiosendung
geriet zum besten Beweis für die Kraft der Tonkunst. Auch wenn
die Revolution der digitalen Technologie das Radio heute als
Kommunikations- und Manipulationsmedium umdefiniert hat, so
steht doch außer Zweifel, dass das Hörspiel noch immer genug
Magie besitzt, uns jederzeit wieder an "Marsmenschen" glauben zu
lassen.
(Von
Oana Cristea Grigorescu,
06.
11. 2020) |
Überzeugend und vielfältig: Italiens junge
Theatergeneration
Nachdem die drei
vorangegangenen, von Antonio Latella kuratierten Treffen den
internationalen Regisseuren, Schauspielern und Dramatikern
gewidmet waren, kamen bei der heurigen 48. Ausgabe der
Theaterbiennale von Venedig vor allem die jungen
italienischen Künstler zum Zug. Unter dem zentralen
Motto "Atto
quarto:
Nascondi(no)" (Vierter Akt: Verstecken bzw. Versteckspiel)
wurden vom 14. bis 25. September insgesamt 28 Weltpremieren gezeigt, die sich ausschließlich mit
einem Thema
befassten: der Zensur. Das üppige Festivalprogramm umfasste
inhaltlich
wie formal sehr unterschiedliche Arbeiten.
(Irina
Wolf,
06.
10. 2020) |
Verlassene Zahnbürste sucht Mensch
Während der reguläre Spielbetrieb in Rumänien monatelang
unterbrochen war,
bemühten sich manche Theaterregisseure um neue Kunstformen. So
auch Bobi Pricop.
Zusammen mit sechs Schauspielern erarbeitete er das
"performative Video-Gedicht" Exeunt.
Installation, Performance, Film – die im Internet gezeigte
Produktion ist vor allem kein
Theater. Exeunt – der lateinische Begriff bezieht sich
auf den Abgang der Schauspieler
von der Bühne – kreist um das Thema der Einsamkeit.
(Irina
Wolf,
12. 09. 2020) |
Reisen in Pandemiezeiten
Ich liebe Reisen, hätte aber nie gedacht, dass ein viertägiger
Aufenthalt in
Bukarest so viel Stoff für Geschichten bieten würde. Aber
beginnen wir am Anfang:
Man nehme ein im April storniertes Flugticket und buche es um
(österreichische
Fluggesellschaft Austrian; Strecke Wien-Bukarest-Wien).
(Irina
Wolf, 20. 08. 2020) |
Alle meine Flüsse
Viele Flüsse haben
was zu sagen. Flüsse schaffen Verbindung. Doch sie machen auch
seit eh und je natürliche Grenzen aus. "Lasst
das Wasser fließen!", verlangte Heraklit
energisch. Und der gute alte Neptun war damit einverstanden.
Unsere
Flüsse haben den Kontinent, ja die ganze Welt strukturiert,
organisiert, nach allen Regeln der Ästhetik und der
Politikwissenschaft. Die Ur-Flüsse meiner
Kindheit sind
die
Donau, die Traun und der Mühlbach. Von der Unmittelbarkeit des Alltags her
sind es freilich der Mühlbach, die Traun und die Donau. Doch jene kommen
hierin nicht zu Wort, diese hingegen durchaus. Denn die Donau sei, so Karl-Markus
Gauß, der intelligenteste Fluss Europas.
(Vasile V. Poenaru,
06. 08. 2020) |
Zwei Magier der Farben
Im Rahmen einer seit Februar laufenden Ausstellung präsentiert
das Leopold
Museum 170 Exponate zweier herausragender österreichischer
Künstler des 20.
Jahrhunderts: Friedensreich Hundertwasser und Egon Schiele. Das
Bemerkenswerte daran:
Hundertwasser verband eine lebenslange geistige Beziehung zu
seinem großen malenden
Vorbild, der eine Generation vor ihm lebte. Einige
Gemeinsamkeiten im Werk der beiden
Künstler sind offensichtlich, manches erschließt sich erst auf
den zweiten Blick.
(Irina Wolf,
01. 07. 2020) |
"Unabhängigkeit gebiert die wichtigsten Ideen"
Vlaicu Golcea, Komponist und Arrangeur, Performer, Sound
Designer und Produzent, im Aurora-Interview: "Ich wünsche mir, dass die neue
Generation rumänischer Künstler, die ihr Recht auf die Gegenwart beansprucht, die Kraft zum
Reden und Tun finden wird und in der Lage ist, unseren
rumänischen DNA-Code umzuschreiben, eine echte Revolution anzuführen und
eine Kunst zu schaffen, die im Einklang mit ihren wahren Bedürfnissen
steht. Das
sage ich aus der Perspektive eines Menschen, der seit 1995 mindestens
zehn Jahre im
Underground verbracht hat, zur Zeit als dies noch ein echtes
Underground war, ohne Facebook, Twitter und Instagram, die es
augenblicklich zum Upperground und cool machen."
(Daniela
Şilindean,
06. 06. 2020) |
Eine Almani-Trilogie in Lower Saxony
Aller guten Dinge sind drei. Und fünf ist ja auch keine
schlechte Zahl. Es geht nämlich im Folgenden um fünf Freunde (furchtlose
Superhelden allesamt) und ein Kamel,
die sich aus dem fernen Irak bzw. aus Algerien oder eben aus dem Sudan auf
den Weg nach Niedersachsen machten, um in Erfahrung zu bringen, ob in
Hannover an der Leine tatsächlich das allerbeste Deutsch weit und breit
gesprochen wird und ob der Brocken (im Harz) ein wahrhafter
Sprachbrocken sei. Toc de mac! Tandaradei!
(Vasile V. Poenaru,
01. 05. 2020) |
Theater: Spiegel
zwischen Individuum und Gesellschaft
Catinca Drăgănescu
ist eine rumänische Regisseurin. Doch nimmt sie in
diesem Beruf in ihrem Geburtsland eine Minderheitenposition ein.
Als freischaffende
Künstlerin hat sich Drăgănescu von Anfang an einem Regieprogramm
gewidmet, das Theater
und Gesellschaft vereint. In den letzten Jahren hat sie es
geschafft, als Gastregisseurin
an Staatstheatern zu inszenieren. Im Einklang mit dem Programm
ihrer Generation
befasst sie sich mit Vergangenheitserkenntnis und -verständnis,
Identitätsproblemen,
Wirtschaftsmigration, Klischees und Wahrnehmung von
Minderheiten.
(Oana
Cristea Grigorescu,
01. 04. 2020) |
Drei Tage zum Plündern
Rumänische Parole aus dem Jahr 1989: "Hoch lebe die Revolution!
Schlagt den Kerl zusammen! Zerstört
alles, was ihr nicht
mitnehmen könnt. Hoch lebe der wissenschaftliche
Sozialismus!" Als Ceausescu dann am ersten Weihnachtstag hinterlistig erschossen wurde, hieß
es: "Zu Weihnachten braten wir das Schwein."
Die Würde des Menschen? Nie
gehört. Drei Jahrzehnte mussten vergehen, bis die rumänische
Öffentlichkeit wenigstens in etwa einsah, dass eine
derartige, zutiefst menschenverachtende Einstellung weder moralisch noch
heldenhaft oder gar demokratisch und rechtmäßig ist. Und die
ausländischen Medien haben den Blödsinn gedankenlos gekauft.
Stichwort Breaking News. Na ja, fake news.
(Vasile V. Poenaru,
01. 03. 2020) |
Botond Nagy, ein
Philosoph des Bildes
Trotz
seiner erst 26 Jahre hat Botond Nagy schon 14 Werke kreiert, darunter
Inszenierungen nach Shakespeare, Gombrowitz, Tennessee Williams, Strindberg,
Beckett
und Ibsen. Nagy ist ein dynamischer Künstler, der an wichtigen Theaterhäusern in Rumänien
arbeitet. Er hat sich vom Erfolg nicht blenden
lassen, kümmert sich weiterhin um seine
berufliche Weiterentwicklung, nimmt
an Workshops und an Festivals teil.
Wer ist Boty, wie er im Freundeskreis
genannt wird?
(Oltița
Cîntec,
04. 02. 2020) |
Die vielen Ichs
der Tatiana Maslany
Die
Kanadierin Tat Maslany spielt im Serienfilm Orphan Black
so viele Klone, dass einer gar nicht mehr gut mitzählen kann.
Sie spielt sie geradezu unglaublich differenziert. Und dennoch
handelt es sich dabei letztendlich streng genommen jeweils um
die eine Person: um dieselbe Person (also um die
Schauspielerin), wenn man sich auf der Ebene der Realität
bewegt, und um die gleiche Person, das heißt um ein
wohlgemerkt jeweils anderes Individuum derselben "Marke", ja um
ein jeweils anderes Individuum mit dem gleichen Erbgut: um
Klone; um gleichwertige Kopien ohne Original.
(Vasile
V. Poenaru,
23. 01. 2020) |
"Die Beziehung zum
Text ist eine Suche nach Wahrheit"
Die rumänische Architektin und Bühnenbildnerin Irina Moscu im
Aurora-Interview: "Es geht immer darum, das Wesentliche
hervorzuheben: Schlüsselwörter, die sich in Arbeitskonzepte
verwandeln, Bilder, die die vollständige Bedeutung des Textes
enthalten, visuelle Metaphern. Die Beziehung zum Text ist ein
Suchprozess nach der Wahrheit. Gefühle und Emotionen regen meine
Vorstellungskraft an. Sie werden auf Papier in bewusste und
unbewusste Gesten umgesetzt. Alles inspiriert mich: ein Gemälde,
ein Detail in einem Caféhaus, ein Künstler, ein Spaziergang
durch die Stadt usw. Im kreativen Prozess lässt man sich
überraschen."
(Oltița
Cîntec,
05. 01. 2020) |
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