Archiv
2020
2019
2018
2017
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
|
Captain O'Mei in Laa an der Thaya
"Herrschaften!", hatte der
diensthabende Mast-Bursch auf WhatsItGonnaBe gepostet.
"Aussteigen, bitte! Laa an der Thaya! Hurry up! Or else." Und
eins war den erlauchten Fahrgästen der k. und k. Laaer Ostbahn
auf Anhieb klar:
The Mastbursch meant business.
Ob der verehrte Gast denn auch hundertprozentig satisfied
sei, wollte O’Lala wissen, nachdem O’Mei sich a bisserl in der
kleinen, aber feinen Ortschaft am Rande des Seins umgeschaut
hatte. Und in der Tat war Laa an der Thaya
all Captain O’Mei ever dreamt of in his philosophy. Und er sagte:
"Rrr! …" (Vasile
V. Poenaru,
31.
12. 2021) |
Zwischen Beständigkeit und
Neuschöpfung
Vielfalt, Kreativität, Innovationskraft: Das spiegelt sich in
den aktuellen Performance-und Theaterproduktionen wider, die beim rumänischen
Nationaltheaterfestival zu sehen
waren. Pandemiebedingt mussten die Festspiele zum zweiten Mal in
Folge ins Internet
ausweichen, generierten dort aber eine bemerkenswerte Präsenz.
Der Zugang zu den
knapp vierzig Inszenierungen war bei allen Streams kostenlos,
die meisten
Aufzeichnungen für 48 Stunden mit englischen Untertiteln
verfügbar. (Irina Wolf,
18.
12. 2021) |
Nationaltheaterfestival
Bukarest 2021
Eigentlich
hätte die 31. Ausgabe des rumänischen
Nationaltheaterfestivals Ende Oktober endlich wieder mit
Publikum stattfinden sollen. Doch die Pandemie machte
erneut einen Strich durch die Rechnung. Mit Blick auf
die steigenden Infektionszahlen haben die Organisatoren
im Eiltempo eine Online-Ausgabe auf die Beine gestellt,
die sich als großer Erfolg entpuppte. Zum zweiten Mal in
Folge wurden die Festspiele ins Internet verlegt, sodass
Zuschauer aus aller Welt die Möglichkeit hatten, dem
Festival vom 6. bis 14. November beizuwohnen. (Irina Wolf, 24.
11. 2021) |
Hochtrabendes Dingsbums-Imponiergehabe
Making sense of history? Nichts
weniger hatte
Jörn Rüsen mit seinem Werk "Zerbrechende Zeit. Über den Sinn der
Geschichte"
im Sinn
–
so meine Hoffnung. Und ich erhoffte mir auch, in diesen Seiten
über eine zerbrechende Zeit ein leidlich durchdachtes Werk
vorzufinden. Man gewinnt aus diesem Buch keine Einsichten. Das
Vorwort wirkt ebensowenig überzeugend und ungeschickt wie der
Epilog.
Sprachlich ungeschliffen sind diese Texte auch noch oft genug.
Außerdem entbehrt der Band einer begrifflich soliden Grundlage.
(Vasile
V. Poenaru, 18. 09. 2021) |
Hinter den Kulissen lauert die
Angst
Franz
Kafkas Erzählung Der Bau wurde im Winter 1923
geschrieben, als der Autor bereits an fortgeschrittener
Lungentuberkulose litt. Elena Bakirovas Inszenierung
entpuppt sich als eine relevante Gefühlserkundung nach
der pandemiebedingten sozialen Isolation. Die
Virtual-Reality-Produktion des Schauspielhauses Graz
überzeugt durch Tempo, starke Bilder und eine grandiose
schauspielerische
Leistung. (Irina Wolf, 26. 08. 2021) |
Brot backen für die Toten
"Wie sich der Kolac
dreht, soll sich all das Schlechte ins Gute drehen und wandeln"
–
mit diesen Worten fasst Tante Dragoslave den Kerngedanken der
wichtigsten Feier der Roma im
serbischen Ort Boljevac zusammen. Am "Fest der Tante", auch
Bibijako Djive genannt, wird die
mythologische Figur der Bibi Sara Kali, Schutzpatronin der Roma,
geehrt. Dass dieses am 31. Januar
begangene Fest mit der Befreiung der Roma-Überlebenden 1944 aus
dem KZ übereinstimmt,
ist kein Zufall, hat doch Simonida Selimović für das
Theater-Film-Projekt
Bibi Sara Kali im
Vorfeld gründlich recherchiert. Gemeinsam mit dem
syrischstämmigen Autor Ibrahim
Amir entwickelte die Schauspielerin, Musikerin und
Roma-Aktivistin ein Stück, in dem
die Roma-Kultur und die Situation von Roma-Frauen beleuchtet
werden. (Irina Wolf, 23. 07. 2021) |
"Kunst soll das kritische Denken stärken!"
Aurora-Interview mit der Theaterkritikerin und -kuratorin
Cristina Modreanu:
"Unabhängige Organisationen, die Kulturprojekte produzieren,
sind in Rumänien immer noch unsichtbar. Es werden weiterhin
große Theaterhäuser vom Staat subventioniert, die aus diesem
Grund keine Probleme aufwerfen. Diese befassen sich nicht mit
problematischen Themen, kritisieren nicht, nehmen keine Position
ein, produzieren dafür aber leicht verdauliche Kost und
realitätsfremde Inszenierungen. All das scheint niemanden zu
stören. Seit Beginn der Pandemie haben unabhängige Künstler alle
Unterstützungsnetzwerke verloren, mehrere unabhängige Theater
haben sich aufgelöst, andere stehen kurz vor dem Verlust ihrer
Spielstätte, weil sie die Miete nicht bezahlen können. Während
dieser Zeit erhalten sie nur Zusagen von den Behörden ohne
irgendeine Deckung."
(Irina Wolf, 29. 06. 2021) |
Verbrechen aus Ruhmsucht
"Ich schaue mir den
Rücken der Leute an und stelle mir vor, wie sie fallen würden,
wenn ich auf sie schießen würde" – so denkt ein Amokläufer. Aber
was bringt jemanden
dazu, andere Menschen umzubringen? Den Versuch einer Reise zu
den Motiven eines solchen
Tobsüchtigen unternimmt der Philosoph Jean-Paul Sartre in seiner
Erzählung "Herostrat".
Ein sehr komplexer Stoff! Zu schwierig für das Theater? Kai Krösche
ist entschieden anderer
Ansicht, und das Ergebnis gibt ihm Recht: Dem in Wien lebenden
deutschen Regisseur
ist eine außergewöhnliche Bühnenumsetzung von "Herostrat"
gelungen!
(Irina Wolf, 27. 05. 2021) |
Ein Treffen mit den Geistern des Volkstheaters
Seit
über einem Jahr ist das Wiener Volkstheater geschlossen, zuerst wegen dessen
Generalsanierung, dann wegen Corona. Mit "Black Box. Phantomtheater für 1
Person" lädt Stefan Kaegi, bekannt auch von der Gruppe Rimini Protokoll, auf
einen Audiowalk durch mehrere Räumlichkeiten. Kostüm- und Maskenabteilung,
Lichtbrücke und Unterbühne, Requisite und Aufenthaltsraum, Souffleurkasten,
Kühlraum, Inspizientenpult, VIP-Lounge, Rote Bar – all das und vieles mehr
ist begehbar. Überall kann man in die Theaterwelt hineinschnuppern und auch
selbst auf der Bühne stehen. Der für seine ortsspezifischen Inszenierungen
weltweit hoch geschätzte Schweizer Künstler landet auch diesmal einen
Volltreffer.
(Irina Wolf,
10.
05. 2021) |
Sapere aude, wenn's recht ist
–
oder eben auch nicht
Früher hieß es ja noch
"Dubito, cogito, sum." Jetzt werden alle, die den Mut haben, öffentlich von
ihrem Verstand Gebrauch zu machen, bereits bei "Dubito" voller Hass und
ohne Respekt für die Würde des Menschen oder die theoretisch ja immer noch
bestehende Meinungs- und Versammlungsfreiheit im Handumdrehen ausgeschaltet,
gelöscht, gecancelt und als "Covidioten" diffamiert. Was für Tage kommen da auf
uns zu, fragt man sich nun mit gutem Grund. Wer wird die neue
Gesellschaftsordnung, wer wird das neue Narrativ kontrollieren bzw.
gestalten, die neue Wahrheit, an die alle zu glauben haben, soweit sie nicht
zu Freiwild erklärt werden wollen? (Vasile
V. Poenaru, 26.
04. 2020) |
"Ohne Schauspieler bin ich eine Null!"
Die rumänische Theaterregisseurin
Leta Popescu im Aurora-Interview: "Ich habe Angst vor den
Klassikern. Sie überwältigen mich. Ich bevorzuge die zeitgenössischen
Dramatiker, weil wir die Bewegungen der heutigen Welt gemeinsam aufspüren.
Ich lebe in der Gegenwart und blicke in die Zukunft; ich spüre keine
Nostalgie und denke, dass sich die Geschichte wiederholt. Ich habe es
vorgezogen, Produktionen mit Autoren 'zusammen zu schreiben', anstatt
'umzuschreiben'. Aber ich werde mich bald dieser 'Umschreibung' der
Klassiker widmen, weil ich mich auch in die menschliche Finsternis meiner
Vorgänger zu vertiefen vermag."
(Irina Wolf,
08.
04. 2021) |
Mittels VR-Brille in die Apokalypse
"Krasnojarsk: Eine Endzeitreise
in 360°" – so der Titel der neuesten Premiere des Schauspielhauses Graz.
Dass diese derzeit im Theatersaal nicht stattfinden kann, ist
offensichtlich, sind die Theater wegen der Corona-Pandemie doch bis auf
Weiteres geschlossen. Ein Online-Streaming-Event ist es aber auch nicht. Wo
ist dann die Produktion zu sehen?
(Irina Wolf,
21.
03. 2021) |
Inszenierung von Gedächtnis und Identität
im postsowjetischen Kuba und Rumänien
Carola Heinrichs
Dissertation ist für einen großen Kreis von Experten
interessant: im Bereich der geschichtlichen Forschung zur
Ost-West-Beziehung an Hoch- und Fachschulen, in der Ausbildung
von Studierenden in der Theater- und Filmszene. Die Autorin
bietet neben fundierten theoretischen Überlegungen auch
spannende konkrete Fallstudien. Das Ergebnis ergibt ein tieferes
Verständnis der interkulturellen Verhandlungs- und
Übersetzungsprozesse zwischen der Sowjetunion als postkolonialem
Zentrum und der Peripherie in Kuba und Rumänien. Die besondere
Leistung besteht in der umfangreichen kritischen
Auseinandersetzung mit den praktischen Beispielen und der
Gegenüberstellung der beiden postsowjetischen Staaten.
(Irina Wolf,
01.
03. 2021) |
Tagebuch einer Revolution
Knapp nach
dem ersten coronabedingten Lockdown feierte am Nationaltheater
Bukarest "Tagebuch Rumänien. 1989" der Künstlerin Carmen Lidia
Vidu Premiere. Bekannt als Multimedia-Theater- und
Filmregisseurin sorgte Vidu bereits in den letzten fünf Jahren
für Aufsehen auf der nationalen und internationalen Szene mit
ihrem Projekt "Tagebuch Rumänien".
(Irina Wolf,
09.
01. 2021) |
|
|