Hören: das dicke,
volle Brummen einer einzelnen Fliege im leeren Kirchenraum an einem
spätsommerlichen Nachmittag.
Nenn es "nostalgisch
vor der Zeit", dass ich mir so und sooft darüber bewusst zu sein scheine,
dass dies und das einmal gewesen sein wird. (Und dass
das trotzdem keine Zugfahrt erspart.)
"Alles
vergeht, alles vergeht", wiederholt meine Tante die Formel, aber sie,
78-jährig, weiß, wovon sie spricht.
Sie hat mich nicht sofort
bemerkt, als ich mein Rad von der Garage her kommend in Richtung ihrer
Terrasse geschoben habe. In ein großes Badetuch gehüllt sitzt sie im weißen
Plastiksessel, den vom Schwimmen nassen Badeanzug noch nicht gewechselt, und
blickt ruhig geradeaus in den Garten wie auf ihr Lebenswerk: still und für
sich.
Schmecken:
Schokoladengugelhupf und "Apfelschlangerl",
Kaffee mit Zucker und Milch (all die Verwandten!).
Das schmerzt, Menschen wieder
ihrem Alleinsein zu überlassen. Noch ein Blick zurück, wie sie das Geschirr
aufs Tablett schlichtet, das Tischtuch mit drei Handstrichen von den letzten
Bröseln befreit … Fernsehlichterflackern hinter vorgezogenen Gardinen,
während es Abend wird und eine über die Hügel von Kirchdorf nach Schlierbach
radelt.
Wie ich mit mir selbst
beschäftigt bin! – Und so trägt jeder diesen Hut voll eigener Welt mit sich
spazieren; kaum vorstellbar (wo hat das Platz?).
Ist das wirklich so, wie die
Schauspielerin im Fernsehen gesagt hat: "Um mich zu
verstehen, müssten Sie mich genauso lang kennen wie ich mich selbst"? Eben:
tagaus, tagein?
Riechen: Die Felder
sind tagsüber gedüngt worden.
Die Welt kennen lernen. Wahr
ist zum Beispiel, was aus Erfahrung wahr ist: Wie bei Alice im Wunderland,
als sie sich, einmal mit ihrem eigenen Tränenmeer konfrontiert, erinnert,
dass, wo Wasser ist, auch Kabinen für Badende sein müssen.
Jetzt beim Lesen lässt mir
Alice mein Kindheitsdenken wieder näher kommen, als das Kind noch Kind
war und die Wörtlichnahme von Worten ein prächtiger Besitz. Und was
denkbar,
auch möglich.
Unter vielen Experimenten
diese beiden: Versuchen, zwischen den Regentropfen durchzulaufen, ohne nass
zu werden.
Versuchen, sich so schnell zu drehen, dass im Spiegel noch das Abbild des
eigenen Rückens zu erahnen ist.
Sehen: Eine mit
Blumentöpfen scheinbar geschlossene Baumstumpf-Wunde (vielleicht als
Entschuldigung?).
Notabene, einer schreibt, und
das klingt schalkhaft: Er wusste
das Empirische vom Wesentlichen zu trennen.
Fühlen: Sonntag
nacht.