Geboren
als ein Salzburger Neujahrsbaby 1963, dritter und jüngster Sohn einer
Lehrerfamilie. Erstes Lebensjahr in Golling verbracht. Dann nach Salzburg,
dort bis März 1996 gelebt.
Danach in Berlin, im
Ostteil der Stadt, in den Bezirken Mitte, Treptow, Prenzlauer Berg und
Friedrichshain. Lebe seit 1998 monatsweise abwechselnd in Berlin und
Gallneukirchen (dort bei meiner Freundin Regina und deren Tochter Bettina
als nebenberuflicher Hausmann, umschmeichelt von den zwei Katzen Speedy und
Cheeky).
Lernte schon im
Vorschulalter Lesen und Schreiben - das Alphabet am Exempel der damals noch
mit Buchstaben bezeichneten Salzburger Obuslinien. Las als Fünfjähriger
regelmäßig die "Salzburger Nachrichten", die ich vormittags vom Greißler
holte. Am meisten interessierten mich Raumfahrt, Formel-I-Unglücke, Morde
und Boxen.
Besuchte die Volksschule
in Salzburg-Herrnau, ab der 2. Klasse bei meiner Mutter, die ich als Schüler
siezte – eine eigenartige Komödie, die mir damals gar nicht als solche
bewußt gewesen war.
1973 - 1981: Akademisches
Gymnasium Salzburg, an dem einst schon Trakl gelitten hatte, die ersten
zweieinhalb Jahre noch in dem alten grauen Schulgebäude am Universitätsplatz
(heute ist dort die theologische Fakultät der Universität Salzburg
untergebracht), dann am Rainberg.
Gewinne recht früh eine
Reihe von Mal- und Zeichenwettbewerben, etwa 1975 zum "Europäischen Jahr des
Denkmalschutzes". Galt zuvor als bildnerisch untalentiert, nun aber gewann
ich zu meiner großen Überraschung - und zur Überraschung meiner Eltern
–
einige solcher Wettbewerbe gleich hintereinander.
Mein Lieblingsmotiv: die
Stadt Salzburg; die Türme Salzburgs, heiter eingebettet in die Bergwelt.
Ursprünglich liebte ich ja Salzburg
– kritiklos!
Schrieb mit etwa 12 Jahren
erste balladeske Gedichte. Verfaßte auf Englisch ein erstes Theaterstück
"The Murderer", bei dem die halbe Klasse mitspielte.
Zuerst noch guter Schüler,
dann mit den Jahren immer einseitiger interessiert, wurde zu einem in den
Leistungen nachhinkenden und auch manchmal schuleschwänzenden
Kierkegaard-Verschlinger.
In der Oberstufe Teilnahme
an Rede- und Aufsatzwettbewerben, wurde u.a. Zweiter bei einem landesweiten
Aufsatzwettbewerb des Lions Clubs. Aber all diesen Wettbewerbsteilnahmen
haftete etwas Streberisches, Lächerliches an. Die 70er Jahre waren überhaupt
keine gute Zeit für Wettbewerbe. Doch warum sollte es nicht auch
– wie im
Sport – in der Literatur oder in der Essayistik Wettkämpfe geben?
Nach der Matura 1981
verschiedene Studien an der Universität Salzburg: Theologie, Philosophie,
Politikwissenschaften, Publizistik und Kommunikationswissenschaften.
Eine Zeit keineswegs der
Emanzipierung, sondern schlimmster Entfremdung!
Meine
Studienjahre gestalteten sich als ziemlich verzweifelte. Geriet zwischen die
Mühlsteine des engen katholisch-konservativen Elternhauses einerseits und
eines Universitätsgurus voller Herrenzynismus (eines sich links
drapierenden, in Wirklichkeit rechten "Aufklärers") andererseits, der sich
ständig über das "schlechte Studentenmaterial" beklagte. Eines gerissenen
Manipulateurs und unberechenbaren Schreiers: eines Psychofaschisten
also.
Von mir wurden drastisch
Unterwerfung und Selbstverzicht verlangt. Ich grub mich daher, damals
konfliktscheuer und isoliert, immer tiefer ein - ganz entgegen der mir noch
nicht bekannt gewesenen Warnung Bertolt Brechts, die StudentInnen sollten,
wenn ihnen die Zukunft lieb sei, sich wehren statt sich einzugraben.
Schleppte stattdessen rucksäckeweise Bücher nach Hause, aber nur wenig
Literarisches, fast nur Philosophen und Freud(ianisches). Baute die
Barrikade lediglich im Kopf. Die Mahnung des Andreas Gryphius, sich den
"Seelenschatz" nicht abzwingen zu lassen, war bei diesem einsamen Rückzug
mein Leitmotiv.
Glaubte damals, die
Wahrheit - die ich suchte (denn ich war ein Wahrheitssucher)
– nicht in den
Künsten, sondern nur in der Philosophie oder in den Religionen, später in
der Psychoanalyse finden zu können. Ich war beinahe schon gänzlich abgetötet
für die Kunst gewesen, konnte sie
– so komisch das klingt
– "nicht
einatmen".
1986: Tschernobyl und
Waldheim. Der Riß geht mitten durch meine Herkunftsfamilie.
1989/90: Leistete den
Zivildienst ab; wurde dabei bei den "Geschützten Werkstätten" als
Fließband-Arbeiter bei der "Mozart-Liqueur"-Produktion eingesetzt, bringe
dort manchmal die sogenannte "Mozartverschraubung" an
– so heißt der braune
Flaschenverschluß.
Kam mit den
philosophischen Abstraktionen nicht mehr weiter. Die philosophische
Subjektverleugnung, die soziologistische Nachordnung des autonomen
Individuums unter den Primat der Gesellschaft
– zumal der "feinen
Gesellschaft" – ging mir auf den Keks.
Nach der Arbeit immer noch
zwei Stunden abends, oft allein, in der Bibliothek des Instituts für
Germanistik in der Akademiestraße, eignete mir autodidaktisch nach und nach
die wirkliche Literatur an. Diese benutzerfreundlichste aller Bibliotheken
wurde für mich dann jahrelang zu einer Oase und geistigen Tankstelle.
Literarisch niemals unter
jemandes Fittiche genommen, erarbeitete mir alles selbst, keine
Abhängigkeiten mehr.
Besuchte Veranstaltungen
der "Leselampe", lernte u.a. Hermann Lenz und Libuše Moníková persönlich
kennen.
Noch kein wirklicher
Entschluß zu schreiben, traute mir ganz einfach einen Roman oder ein
Theaterstück nicht zu. Exzerpierte stattdessen aus postmodernen
Theoretikern.
Immer in Gefahr gewesen,
von der Theorie erstickt und begraben zu werden. Dabei niemals nachlassendes
Interesse an jenen Wissenschaften, die Norbert Elias die "Wissenschaften
vom Menschen" oder "Menschenwissenschaften" genannt hatte. Lese mit Vorliebe
bis heute Klassiker
– jedweden Gebietes. Das braucht aber ziemlich viel Zeit.
Anfang Januar 1990 gleich
nach der "Samtenen Revolution" in Prag.
Ab 1992 Lesungen,
Performances und Vorträge.
Einige Jahre Vorleser bei
einem nahezu erblindeten Bildhauer.
Im Sommer 1992 Vortrag
beim interdisziplinären Salzburger Symposion "Europäische Mythen der
Neuzeit: Faust und Don Juan". Der Titel meines Beitrags: "Befristete
Transgression. Die implizite Todesrevolte bei Faust und Don Juan" (im
darauffolgenden Jahr veröffentlicht).
Im Sommer 1993 Vortrag
beim interdisziplinären Salzburger Symposion "Die lustige Person auf der
Bühne" zum Thema "Die Karnevalisierung des großen Aufklärers. Thomas
Bernhards Komödie 'Immanuel Kant'" (ebenfalls im darauffolgenden Jahr
veröffentlicht).
Besuch der
Lehrveranstaltung "Kreatives Schreiben" am Institut für Germanistik zuerst
bei Wolfgang Wenger, dann bei Christoph Janacs. Das waren die allerletzten
Lehrveranstaltungen, die ich an der Universität besuchte und so ziemlich die
einzigen im Fachbereich Germanistik. Eine Ausnahme noch: die
Lehrveranstaltung von Wilfried Steiner und Karl Müller "Das Ich als Labor".
Im Juli 1994 meine erste
Veröffentlichung in "SALZ" (Nummer 76, in der ersten Folge der
"Nahaufnahmen"): "Streitouvertüre zu einem Geburtstagsfondue".
August 1994:
Frankreichaufenthalt: Plateau de Millevache.
April 1995: Reise nach
Florenz, Rom und Venedig.
In den nächsten Monaten
zahlreiche Lesungen, Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitschriften, u.a.
in "Lillegal" und "perspektive" (in "perspektive" Nr. 29 etwa
"Der Ahn
steuert fahrlässig auf ein Unglück zu" und "Johann der Lagerist"). Damals
war übrigens auch noch Franzobel "perspektive"-Autor...
Im Heft 85 von
"SALZ" erschien mein Prosatext
"Schwarzlicht", der hauptsächlich von der Atmosphäre
meiner Salzburger Studentenjahre handelt
– einer Zeit wie gesagt der
Entfremdung.
Im Frühjahr 1996
Übersiedlung nach Berlin. Zunächst als Übersiedlung nicht geplant, sondern
regelrecht dorthin geschlittert, von der Muse Angelika Reitzer angelockt.
Eine Kostprobe des
damaligen Lebensgefühls bietet mein in einer internationalen
Berlin-Anthologie veröffentlichter Text "Progressive Melancholie".
In Heft 89 von "SALZ"
Auszüge aus meiner viele hundert Seiten umfassendenden Prosa-Sammlung
"Steine und Bausteine", später ein zweites Mal von der bundesdeutschen
Literaturzeitschrift "Signum" veröffentlicht.
1998 im Österreichischen
Rundfunk (in Ö1 und Ö2) auszugsweise der von mir verfaßte Text "Meine
Klarsichthüllen bleiben leer".
Im Sommer 1998
Irlandreise.
Eine Reihe von Lesungen
und Performances in Berlin: unter anderem im Tränenpalast, im Roten Salon
der Volksbühne (bei den "Austrian Psycho Nights" aus Anlaß des
Regierungswechsels zu Blau-Schwarz, in einem Veranstaltungsblock zusammen
mit Werner Kofler und Christian Loidl sowie Grissemann und Stermann), im
Kaffee Burger sowie in der Versuchsstation für den Weltuntergang, wo ich
auch periodisch eine Kabarett-Veranstaltung moderierte.
Auszeichnung mit dem
"Geschmolzenen Apokalypso" für Kleinkunst.
Lesung meines Textes
"Dschugaschwili" im Berliner Fernsehen.
Mehrere Leitartikel in der
Berliner Stadtzeitung "scheinschlag", ferner eine Reihe von Artikeln in der
"strassenzeitung", einer Obdachlosenzeitung, die aber gute Honorare zahlte.
Ich schrieb einen etwas anstößigen Text unter dem Titel "Hundesklave"
– mit
dem Ergebnis, daß einige Zeitungsverkäufer sich weigerten, diese Nummer zu
vertreiben.
Zur Jahrtausendwende
verfaßte ich einen 40seitigen Essay zur Geschichtsphilosophie: "Die Meuterei
der Lemminge" und reichte ihn beim 6. Harder Literaturwettbewerb ein.
Siegerin wurde Birgit Müller-Wieland. Doch auch mein fußnotengespickter
Beitrag gelangte als eine der Preisträgerarbeiten zur Veröffentlichung.
Weitere wissenschaftliche
Veröffentlichungen zur Soziologie des Festes und zu Brechts "Die Tage der
Commune".
Veröffentlichungen in
Angelika Reitzers "poetencafé" und seit 2002 laufend im Internet
– im
"Aurora-Magazin" -, z.B. "Professor Greif", "Namensvetternschaft",
"Diversités", "Laufschrift", "Ein Traum", "Gegenprägungen", "Auflösungen".
Erst 2003 Austritt aus der
römisch-katholischen Kirche sowie Auslaufenlassen des Studiums, die leidige
Chose hat sich von selbst erledigt. Zurück bleiben ca. 20 Leitz-Ordner mit
einer außer Rand und Band geratenen unabgeschlossenen Dissertation über
Ernst Jünger.
Rauriser Förderungspreis
2004 für den Text "Augenlust" (Teilabdruck in: SALZ, Heft 116/Juni 2004, S.
12 - 16).
Zweiter beim
Maria-Zittrauer-Lyrikwettbewerb 2004.
Vortrag "Heerstraßen,
Saumpfade und Holzwege der Ethik. Lineamente einer Ethik der
Unabgeschlossenheit" beim Ethik-Symposium der "Philosophischen Akademie" vom
9.-12.9.2004 in Rauris/Salzburg.
Habe viele
– zum großen
Teil noch unveröffentlichte
– Geschichten geschrieben, ein Journal intime
(insgesamt wohl über 2.000 Seiten), ferner das von Elfriede Jelinek für gut
befundene Theaterstück "Abwasch".
Auch Gelegenheitsgedichte
gibt es - niedliche, witzige, verkannte.
Mein großer Befreier:
Witold Gombrowicz (Lest "Ferdydurke"!).
Meine Entdeckung im Jahr
2003: Franz Kain.
Meine Salzburger
Favoriten: O.P. Zier und Erna Holleis.
Meine Lieblingsdichter
überhaupt: Brockes, Platen.
Lieblingsgelehrter: Jürgen
Kuczynski.
Zum Abschluß noch ein
Selbstzitat aus "Steine und Bausteine":
"Darf man ein bedeutendes Buch nicht in der
Absicht schreiben, ein bedeutendes Buch zu schreiben? Kann man es dann
nicht schreiben? Muß man also, um ein bedeutendes Buch schreiben zu
können, die Absicht fallen lassen, ein bedeutendes Buch zu schreiben,
überhaupt, ein Buch zu schreiben?"