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Sich den Seelenschatz nicht abzwingen lassen

Ein paar autobiographische Haltepunkte, wenn es denn sein muss.
...

...


...

(c) Reinhard Winkler

Peter Hodina
peter.hodina [at] gmx.at

 

Veröffentlichungen
im Aurora-Magazin

Auszüge aus einem
Traum-Journal

Er hatte ein zusammenge-
flicktes Gesicht jetzt, trug
Starbrille, war wüst von den
Jahren gezeichnet, ranzigen
Altlöwengeruch verbreitend
parfümiert, hatte einen ganz
altmodischen, schlotternden
Dreireiher an. Mit der Linken
auf einen Krückstock gestützt,
umarmte er mich umständlich-
theatralisch und wollte mich
küssen: da erkannte ich, was
ich ja immer schon ahnte ...



"Mehr Prygel als Flygel" oder:
Der Gedrehte Troubadix"

... Es war mir ärgerlich, dass
meine Mutter mich bis in die
Knabenjahre manchmal
"Püppchen" nannte. Zuerst
stecken die nämlich dich in
einen Schwuchtel-Brutkasten,
erlauben dir aber später nicht,
schwul zu sein. Das ist deren
Perfidie. Freud sagte einmal,
wir statten unsere Kinder für
die Tropen aus und schicken
sie dann zum Nordpol ...

Von der holzverarbeitenden Industrie der Literatur
Es gelingt mir nur unter
allergrößter Selbstüberwindung,
meine sicher hunderten, um nicht zu sagen tausenden Notizen in Buchform einzusargen, obwohl ein solches Festbegräbnis, wie es eine Buchveröffentlichung jedesmal darstellt, etwas Erhebendes auch hätte. Statt etwas zu vernichten, ist es besser, es zu veröffentlichen.

Der angebliche Mangel an Sein
Die "Arbeit am Menschen" ist mir verdächtig; warum reicht nicht einfach Arbeit? Also man arbeite, lerne, dann schließlich wage man sich einmal doch hervor … Und das Werk mag ankommen, mag nicht ankommen, mag kaum ankommen, es mag auch die Zeit dafür noch nicht reif sein, doch: man hat etwas getan. Und bilde man sich nur nicht ein, zuerst vollkommen werden zu müssen, bevor man etwas schaffen dürfe.

Baby shaking
Ich habe einmal in einer Doku über medizinische Experimente in KZs gesehen, wie ein KZ-Arzt ein kleines Kind "pendeln" ließ. Und mich daran erinnert, dass ein Klavierlehrer, als ich sieben bzw. dann acht Jahre alt war, etwas Ähnliches mit mir anstellte ... (16. 06. 2009)

Sind wir noch bei Trost?
Wollen wir allen Ernstes eine scheußliche Welt verwirklichen – eine noch viel scheußlichere als die jetzige, die schon scheußlich genug ist, aber wenigstens manchen Lichtblick enthält? Wollen wir uns wirklich verschwören zu einer Arbeitsgemeinschaft der Verbitterten und Unerbittlichen? Wäre das ein Ideal, für das es wert wäre zu leben, zu kämpfen, auch gegebenenfalls zu sterben? Oder glauben wir, es müsste alles noch viel schlimmer werden, dass es einmal wieder besser werden könnte? Sind wir so verzweifelt inzwischen? Ist der Frust so groß, dass wir niemandem, der noch lebt und sich freut, dieses Leben und diese Freude gönnen können?

Von der Weltzugewandtheit des Weltfremden: Über Ludwig Hohl
"Ob man das, was ich schreibe, Prosa, Lyrik, Epik oder Philosophie nenne, ist mir ganz gleich. Du kannst es meinetwegen nennen Isabella oder Victoria; wenn du nur etwas davon verstehst." Das ist das Schöne an Ludwig Hohls Werk: Man kann irgendwo, mit irgendetwas beginnen, man kann es aufschlagen und sich festlesen – und plötzlich innehalten...

Unter Philanthropen
"Was haben Sie gegen den Ozean voll Liebe?" fragte ich den örtlichen Wurstfabrikant,
den Konditor, den Flutlichtanlagenhersteller und den Redakteur der schwarzen Lokalparteizeitung. Sie gaben mir keine Antwort.

Die blamierte Mutter
Das Kind nimmt auf einem Hockerchen Platz und beginnt einfach nicht mit dem
Spielen. Unruhe kommt auf. Die Mutter hetzt sie an: "Spiel doch! Spiel endlich! Worauf wartest du? Jetzt hast du die einzige Chance deines Lebens, spiel doch, eine solche Chance wirst du nie wieder bekommen!" Das Kind spielt aber nicht. Es sitzt
vor dieser komischen Orgel und entwickelt keinen Ton.

Molly und Dolly
Oder: Ein Selbstwächter nimmt im Vereinshaus Aufstellung, um die Trauerarbeit aufzuschieben.

Nachgedanken zum
Tod meines Freundes
Hermann Maier

Es ist alles so schnell gegangen. Hermann Maier ist auch schon begraben. Wie auch immer es bei diesem Begräbnis zugegangen sein mag. Hermann wäre es wichtig gewesen. Denn er fuhr mit dem Rad bis zum Grab von Albert Camus nach Südfrankreich. Wenn wir so wollen: ein Wallfahrer. Und so werde auch ich - verspätet - an Hermanns frischgeschaufeltem Grab eintreffen und etwas hinterlassen...

Lineamente einer Ethik
der Unabgeschlossenheit

Es sollen ja auch Menschen unter uns leben, deren Naturell so glücklich veranlangt ist, daß sie weder sich noch andere besonders quälen, deren Leben nicht von Idealen – weder von hellen noch von dunklen – verzerrt wird, die aber deswegen noch lange nicht in einer trüben, unempfindlichen Mittelmäßigkeit versacken...

Freiheit als schöne
Kunst betrachtet

Ich kenne einen säuerlichen Menschen, einen sechzigjährigen Philosophie-Professor, der einerseits häufig das kuriose Wort "Weltmisslingen" gebraucht, andererseits behauptet, das Leben – ein dem Menschen würdiges Leben – solle ein "Kunstwerk" sein. Als ich ihm einmal schüchtern erzählte, wie sehr ich von Thomas Manns "Zauberberg" begeistert sei, betrachtete er mich wie einen Aussätzigen.

Sehr geehrter
Herr Sichrovsky

Vor nicht ganz einer Woche habe ich an Sie einen Brief geschrieben, der leider etwas ausgeufert ist. Angeregt worden war dieser untenstehende lange Brief durch die Lektüre Ihres vor Jahren erschienenen Buches 'Seelentraining', das mir, wie Sie sehen werden, außerordentlich gut gefallen hat.

Auflösungen: Ein Journal
Eine Frau geht putzen, damit die Tochter sich Markenklamotten kaufen kann, um in ihrer Schule nicht zur Außenseiterin gemacht zu werden. Daran zeigt sich das ganze Elend dieser Gesellschaft. Wie sie sich darbringen. Wie sie sich fürchten. Wie sie sich anpassen.

Gegenprägungen
Mein Leben ist vollkommen leer, ich lebe wochenlang, ohne mit jemandem ein Gespräch zu führen, ich schleppe einige Bücher in meine Höhle, ich schwitze jahreszeitgemäß, von unten dringt grobianischer Lärm herauf, ich schreibe Sprüche, die auf Hauswänden stehen, ab. Ich lese eine Zeitungs-Schlagzeile, die sich auf einen Jagdunfall bezieht: "Koch verwechselt Freund mit Wildschwein - tot!"

Ein Traum
Ein Traum: Ich soll eine Lesung halten in einer Gemeinschaftsmoschee zwischen Muslimen und Juden. Ich war angekündigt worden als einer der "Besten", doch nur ein Schulklassenzimmer voll Leute erschien. Und wie patzte ich bei dieser Lesung!

Laufschrift – Teil 1
Ich schrecke im geist vor überhaupt nichts zurück. Im tun schon, zum glück, da ist eine sicherung eingebaut, mehr ein feiner takt als ein gewissen. Ich will die abgründe erforschen, ich bin erfreut, mit abgründen bei anderen konfrontiert zu sein, vorausgesetzt, die distanz bleibt gewahrt. Mich entsetzt fast nichts.

Laufschrift – Teil 2
Einen Siebzehnjährigen zu beschimpfen, weil er im Leben noch nichts geleistet hätte, heißt, einen Siebzehnjährigen einfach deshalb zu beschimpfen, weil er ein Siebzehnjähriger ist.

Namensvetternschaft
Was konnte nun dieser grundgutmütige Guggenberger dafür, daß in die Schulklasse, der er angehörte und in der er wohlintegriert zum Beispiel seine Jausenbrote verzehrte, nunmehr ein neuer Schüler eingemeindet wurde, ein in allem ihm entgegengesetzter kleinwüchsiger und schwächlicher, obendrein unsympathischer und wie sich bald herausstellen sollte: streberischer Typ, der fataler- und freilich zufälligerweise Unterguggenberger hieß?

Professor Greif
Vielleicht würde er sogar recht behalten, der Doktorvater, der zu mir sagte: So einer wie Sie wird berühmt werden, aber nichts erleben. Noch bin ich ja keineswegs berühmt. Und erst seit ich über dreißig bin, kommt durch meine Bemühung ein wenig dichte Zeit zustande.

Diversités
Meine Charakterfehler sitzen mir, beißend wie ein unbequemer Kunstfaser-Pullover, auf der Haut, daß ich mich fortwährend kratzen möchte vor Unzufriedenheit.


Sekundärliteratur
Martin Amanshauser/Ulrike Tanzer/Erika Wimmer: Laudatio für Peter Hodina, in: SALZ. Zeitschrift für Literatur, Jg. 29/IV, Heft 116/Juni 2004, S. 10ff.

   Geboren als ein Salzburger Neujahrsbaby 1963, dritter und jüngster Sohn einer Lehrerfamilie. Erstes Lebensjahr in Golling verbracht. Dann nach Salzburg, dort bis März 1996 gelebt.

Danach in Berlin, im Ostteil der Stadt, in den Bezirken Mitte, Treptow, Prenzlauer Berg und Friedrichshain. Lebe seit 1998 monatsweise abwechselnd in Berlin und Gallneukirchen (dort bei meiner Freundin Regina und deren Tochter Bettina als nebenberuflicher Hausmann, umschmeichelt von den zwei Katzen Speedy und Cheeky).

Lernte schon im Vorschulalter Lesen und Schreiben - das Alphabet am Exempel der damals noch mit Buchstaben bezeichneten Salzburger Obuslinien. Las als Fünfjähriger regelmäßig die "Salzburger Nachrichten", die ich vormittags vom Greißler holte. Am meisten interessierten mich Raumfahrt, Formel-I-Unglücke, Morde und Boxen.

Besuchte die Volksschule in Salzburg-Herrnau, ab der 2. Klasse bei meiner Mutter, die ich als Schüler siezte eine eigenartige Komödie, die mir damals gar nicht als solche bewußt gewesen war.

1973 - 1981: Akademisches Gymnasium Salzburg, an dem einst schon Trakl gelitten hatte, die ersten zweieinhalb Jahre noch in dem alten grauen Schulgebäude am Universitätsplatz (heute ist dort die theologische Fakultät der Universität Salzburg untergebracht), dann am Rainberg.

Gewinne recht früh eine Reihe von Mal- und Zeichenwettbewerben, etwa 1975 zum "Europäischen Jahr des Denkmalschutzes". Galt zuvor als bildnerisch untalentiert, nun aber gewann ich zu meiner großen Überraschung - und zur Überraschung meiner Eltern einige solcher Wettbewerbe gleich hintereinander.

Mein Lieblingsmotiv: die Stadt Salzburg; die Türme Salzburgs, heiter eingebettet in die Bergwelt. Ursprünglich liebte ich ja Salzburg kritiklos!

Schrieb mit etwa 12 Jahren erste balladeske Gedichte. Verfaßte auf Englisch ein erstes Theaterstück "The Murderer", bei dem die halbe Klasse mitspielte.

Zuerst noch guter Schüler, dann mit den Jahren immer einseitiger interessiert, wurde zu einem in den Leistungen nachhinkenden und auch manchmal schuleschwänzenden Kierkegaard-Verschlinger.

In der Oberstufe Teilnahme an Rede- und Aufsatzwettbewerben, wurde u.a. Zweiter bei einem landesweiten Aufsatzwettbewerb des Lions Clubs. Aber all diesen Wettbewerbsteilnahmen haftete etwas Streberisches, Lächerliches an. Die 70er Jahre waren überhaupt keine gute Zeit für Wettbewerbe. Doch warum sollte es nicht auch wie im Sport in der Literatur oder in der Essayistik Wettkämpfe geben?

Nach der Matura 1981 verschiedene Studien an der Universität Salzburg: Theologie, Philosophie, Politikwissenschaften, Publizistik und Kommunikationswissenschaften.

Eine Zeit keineswegs der Emanzipierung, sondern schlimmster Entfremdung!

   Meine Studienjahre gestalteten sich als ziemlich verzweifelte. Geriet zwischen die Mühlsteine des engen katholisch-konservativen Elternhauses einerseits und eines Universitätsgurus voller Herrenzynismus (eines sich links drapierenden, in Wirklichkeit rechten "Aufklärers") andererseits, der sich ständig über das "schlechte Studentenmaterial" beklagte. Eines gerissenen Manipulateurs und unberechenbaren Schreiers: eines Psychofaschisten also.

Von mir wurden drastisch Unterwerfung und Selbstverzicht verlangt. Ich grub mich daher, damals konfliktscheuer und isoliert, immer tiefer ein - ganz entgegen der mir noch nicht bekannt gewesenen Warnung Bertolt Brechts, die StudentInnen sollten, wenn ihnen die Zukunft lieb sei, sich wehren statt sich einzugraben. Schleppte stattdessen rucksäckeweise Bücher nach Hause, aber nur wenig Literarisches, fast nur Philosophen und Freud(ianisches). Baute die Barrikade lediglich im Kopf. Die Mahnung des Andreas Gryphius, sich den "Seelenschatz" nicht abzwingen zu lassen, war bei diesem einsamen Rückzug mein Leitmotiv.

Glaubte damals, die Wahrheit - die ich suchte (denn ich war ein Wahrheitssucher) nicht in den Künsten, sondern nur in der Philosophie oder in den Religionen, später in der Psychoanalyse finden zu können. Ich war beinahe schon gänzlich abgetötet für die Kunst gewesen, konnte sie so komisch das klingt "nicht einatmen".

1986: Tschernobyl und Waldheim. Der Riß geht mitten durch meine Herkunftsfamilie.

1989/90: Leistete den Zivildienst ab; wurde dabei bei den "Geschützten Werkstätten" als Fließband-Arbeiter bei der "Mozart-Liqueur"-Produktion eingesetzt, bringe dort manchmal die sogenannte "Mozartverschraubung" an so heißt der braune Flaschenverschluß.

Kam mit den philosophischen Abstraktionen nicht mehr weiter. Die philosophische Subjektverleugnung, die soziologistische Nachordnung des autonomen Individuums unter den Primat der Gesellschaft zumal der "feinen Gesellschaft" ging mir auf den Keks.

Nach der Arbeit immer noch zwei Stunden abends, oft allein, in der Bibliothek des Instituts für Germanistik in der Akademiestraße, eignete mir autodidaktisch nach und nach die wirkliche Literatur an. Diese benutzerfreundlichste aller Bibliotheken wurde für mich dann jahrelang zu einer Oase und geistigen Tankstelle.

Literarisch niemals unter jemandes Fittiche genommen, erarbeitete mir alles selbst, keine Abhängigkeiten mehr.

Besuchte Veranstaltungen der "Leselampe", lernte u.a. Hermann Lenz und Libuše Moníková persönlich kennen.

Noch kein wirklicher Entschluß zu schreiben, traute mir ganz einfach einen Roman oder ein Theaterstück nicht zu. Exzerpierte stattdessen aus postmodernen Theoretikern.

Immer in Gefahr gewesen, von der Theorie erstickt und begraben zu werden. Dabei niemals nachlassendes Interesse an jenen Wissenschaften, die Norbert Elias die "Wissenschaften vom Menschen" oder "Menschenwissenschaften" genannt hatte. Lese mit Vorliebe bis heute Klassiker jedweden Gebietes. Das braucht aber ziemlich viel Zeit.

Anfang Januar 1990 gleich nach der "Samtenen Revolution" in Prag.

Ab 1992 Lesungen, Performances und Vorträge.

Einige Jahre Vorleser bei einem nahezu erblindeten Bildhauer.

Im Sommer 1992 Vortrag beim interdisziplinären Salzburger Symposion "Europäische Mythen der Neuzeit: Faust und Don Juan". Der Titel meines Beitrags: "Befristete Transgression. Die implizite Todesrevolte bei Faust und Don Juan" (im darauffolgenden Jahr veröffentlicht).

Im Sommer 1993 Vortrag beim interdisziplinären Salzburger Symposion "Die lustige Person auf der Bühne" zum Thema "Die Karnevalisierung des großen Aufklärers. Thomas Bernhards Komödie 'Immanuel Kant'" (ebenfalls im darauffolgenden Jahr veröffentlicht).

Besuch der Lehrveranstaltung "Kreatives Schreiben" am Institut für Germanistik zuerst bei Wolfgang Wenger, dann bei Christoph Janacs. Das waren die allerletzten Lehrveranstaltungen, die ich an der Universität besuchte und so ziemlich die einzigen im Fachbereich Germanistik. Eine Ausnahme noch: die Lehrveranstaltung von Wilfried Steiner und Karl Müller "Das Ich als Labor".

Im Juli 1994 meine erste Veröffentlichung in "SALZ" (Nummer 76, in der ersten Folge der "Nahaufnahmen"): "Streitouvertüre zu einem Geburtstagsfondue".

August 1994: Frankreichaufenthalt: Plateau de Millevache.

April 1995: Reise nach Florenz, Rom und Venedig.

In den nächsten Monaten zahlreiche Lesungen, Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitschriften, u.a. in "Lillegal" und "perspektive" (in "perspektive" Nr. 29 etwa "Der Ahn steuert fahrlässig auf ein Unglück zu" und "Johann der Lagerist"). Damals war übrigens auch noch Franzobel "perspektive"-Autor...

Im Heft 85 von "SALZ" erschien mein Prosatext "Schwarzlicht", der hauptsächlich von der Atmosphäre meiner Salzburger Studentenjahre handelt einer Zeit wie gesagt der Entfremdung.

Im Frühjahr 1996 Übersiedlung nach Berlin. Zunächst als Übersiedlung nicht geplant, sondern regelrecht dorthin geschlittert, von der Muse Angelika Reitzer angelockt.

Eine Kostprobe des damaligen Lebensgefühls bietet mein in einer internationalen Berlin-Anthologie veröffentlichter Text "Progressive Melancholie".

In Heft 89 von "SALZ" Auszüge aus meiner viele hundert Seiten umfassendenden Prosa-Sammlung "Steine und Bausteine", später ein zweites Mal von der bundesdeutschen Literaturzeitschrift "Signum" veröffentlicht.

1998 im Österreichischen Rundfunk (in Ö1 und Ö2) auszugsweise der von mir verfaßte Text "Meine Klarsichthüllen bleiben leer".

Im Sommer 1998 Irlandreise.

Eine Reihe von Lesungen und Performances in Berlin: unter anderem im Tränenpalast, im Roten Salon der Volksbühne (bei den "Austrian Psycho Nights" aus Anlaß des Regierungswechsels zu Blau-Schwarz, in einem Veranstaltungsblock zusammen mit Werner Kofler und Christian Loidl sowie Grissemann und Stermann), im Kaffee Burger sowie in der Versuchsstation für den Weltuntergang, wo ich auch periodisch eine Kabarett-Veranstaltung moderierte.

Auszeichnung mit dem "Geschmolzenen Apokalypso" für Kleinkunst.

Lesung meines Textes "Dschugaschwili" im Berliner Fernsehen.

Mehrere Leitartikel in der Berliner Stadtzeitung "scheinschlag", ferner eine Reihe von Artikeln in der "strassenzeitung", einer Obdachlosenzeitung, die aber gute Honorare zahlte. Ich schrieb einen etwas anstößigen Text unter dem Titel "Hundesklave" mit dem Ergebnis, daß einige Zeitungsverkäufer sich weigerten, diese Nummer zu vertreiben.

Zur Jahrtausendwende verfaßte ich einen 40seitigen Essay zur Geschichtsphilosophie: "Die Meuterei der Lemminge" und reichte ihn beim 6. Harder Literaturwettbewerb ein. Siegerin wurde Birgit Müller-Wieland. Doch auch mein fußnotengespickter Beitrag gelangte als eine der Preisträgerarbeiten zur Veröffentlichung.

Weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Soziologie des Festes und zu Brechts "Die Tage der Commune".

Veröffentlichungen in Angelika Reitzers "poetencafé" und seit 2002 laufend im Internet im "Aurora-Magazin" -, z.B. "Professor Greif", "Namensvetternschaft", "Diversités", "Laufschrift", "Ein Traum", "Gegenprägungen", "Auflösungen".

Erst 2003 Austritt aus der römisch-katholischen Kirche sowie Auslaufenlassen des Studiums, die leidige Chose hat sich von selbst erledigt. Zurück bleiben ca. 20 Leitz-Ordner mit einer außer Rand und Band geratenen unabgeschlossenen Dissertation über Ernst Jünger.

Rauriser Förderungspreis 2004 für den Text "Augenlust" (Teilabdruck in: SALZ, Heft 116/Juni 2004, S. 12 - 16).

Zweiter beim Maria-Zittrauer-Lyrikwettbewerb 2004.

Vortrag "Heerstraßen, Saumpfade und Holzwege der Ethik. Lineamente einer Ethik der Unabgeschlossenheit" beim Ethik-Symposium der "Philosophischen Akademie" vom 9.-12.9.2004 in Rauris/Salzburg.

Habe viele zum großen Teil noch unveröffentlichte Geschichten geschrieben, ein Journal intime (insgesamt wohl über 2.000 Seiten), ferner das von Elfriede Jelinek für gut befundene Theaterstück "Abwasch".

Auch Gelegenheitsgedichte gibt es - niedliche, witzige, verkannte.

Mein großer Befreier: Witold Gombrowicz (Lest "Ferdydurke"!).

Meine Entdeckung im Jahr 2003: Franz Kain.

Meine Salzburger Favoriten: O.P. Zier und Erna Holleis.

Meine Lieblingsdichter überhaupt: Brockes, Platen.

Lieblingsgelehrter: Jürgen Kuczynski.

Zum Abschluß noch ein Selbstzitat aus "Steine und Bausteine":

"Darf man ein bedeutendes Buch nicht in der Absicht schreiben, ein bedeutendes Buch zu schreiben? Kann man es dann nicht schreiben? Muß man also, um ein bedeutendes Buch schreiben zu können, die Absicht fallen lassen, ein bedeutendes Buch zu schreiben, überhaupt, ein Buch zu schreiben?"

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